Mrs. Pollifax macht Urlaub
an Mrs. Pollifax: »Es war mir ein großes Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten.« Auf mich einzureden, dachte sie verärgert. »Und so sage ich jetzt As salam alaikum, und Sie sagen bitte...?«
Sie seufzte. »Alaikum as salam.«
»Taib! Taib!« lobte er. »Leben Sie wohl.« Er verließ das Flugzeug, und Mrs. Pollifax nahm an, daß sie den nervtötenden Mr. Nayef nie wieder sehen würde. Damit täuschte sie sich sehr.
3
Es war fast sechzehn Uhr dreißig, als sie schließlich die scheinbar endlose Schlange am Zoll hinter sich ließen. Mit dem Gepäck in der Hand näherten sie sich den vielen Leuten hinter der Absperrung, die aufgeregt jedem Fluggast entgegenblickten und sich rufend und winkend bemerkbar machten, wenn sie die erwarteten Freunde oder Familienmitglieder kommen sahen. Mrs. Pollifax entdeckte zu ihrer Erleichterung ein hoch über die Menge gehaltenes Schild: JIDOOR TOURS. Sie deutete und winkte, Farrell winkte ebenfalls, und unter dem Schild erschien ein junger Mann. Ein gutaussehender junger Mann mit wohlgeformtem Gesicht und buschigen Brauen über grauen Augen, die so hell waren, daß sie in dem dunklen Gesicht fast silbern wirkten. Über vollen Lippen prangte der hier im Nahen Osten offenbar allgegenwärtige schwarze Schnurrbart. Er trug einen blauen Blouson mit Reißverschluß, ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Als er Mrs. Pollifax und Farrell bemerkte, lächelte er ihnen zu und winkte. Sie trafen sich am Ende der Absperrung, welche die Menge zurückhielt.
Offenbar hatte man ihm ihre Namen nicht mitgeteilt, denn er sagte: »Willkommen in Amman. Ich heiße Juseff Jidoor, aber bitte nennen Sie mich Josef- und Ihre Namen?«
Sein gutes Englisch war eine angenehme Überraschung. Farrell gab ihm die Hand. »Das ist Mrs. Pollifax, auch Herzogin genannt, und ich bin Farrell.«
»Sehr angenehm.« Josefs weiße Zähne blitzten im Kontrast zu der gebräunten Haut. »Mein Wagen steht draußen. Ist das Ihr Gepäck?« Er nahm ihre beiden Koffer und ging voraus auf die Straße. »Ich habe zwei Zimmer für Sie im Continental reserviert. Ist Ihnen das recht?«
Farrell und Mrs. Pollifax wechselten Blicke. »Das klingt teuer«, meinte sie. »Ich bestehe darauf, daß ich meine Rechnung selbst bezahle, Farrell. Denken Sie an die Talfahrt des Pesos!«
Er lachte. »Vielen Dank, Herzogin, aber das kommt nicht in Frage. Meine eigenen Bilder verkaufen sich in Arizona und Texas sehr gut, außerdem restauriere ich immer noch alte Gemälde. Meine Finanzen sind recht solide, aber trotzdem finde ich Ihr Angebot wirklich nett.« Er wandte sich an Josef. »Hat man Ihnen gesagt, daß ich hier bin, um einen Mann zu treffen, dessen Ankunft sich verzögern könnte?«
Josef blickte ihn verwundert an. »Nein, Mr. Farrell.« »Wir werden möglicherweise an ein paar Vormittagen in der
Festung Karak - wo immer das ist - auf ihn warten müssen.« »Wie interessant.« Josef nickte. »Ich werde dafür sorgen, daß
wir jeden Tag genug Essen und Trinken mitnehmen, um ein
Picknick zu machen.« Er führte sie zu einem gelben Taxi. »Das
ist mein Wagen.«
»Ein Taxi!« staunte Mrs. Pollifax.
Josef entgegnete ernsthaft: »Ich bin gerade erst mit der
Universität fertig, und wenn ich keine Touristen zum Führen
habe, fahre ich Taxi. Aber«, beeilte er sich, ihne n zu versichern,
»ich bin ein sehr guter Fremdenführer. Ich habe Geschichte und
Literatur studiert und bin jetzt seit einem Jahr Fremdenführer.
Wenn wir im Hotel sind, können wir unsere Pläne für morgen
besprechen?«
»Das werden wir.« Mrs. Pollifax stieg in den Wagen. Die
Sonne schien nicht; das verwunderte Mrs. Pollifax, schließlich
war hier doch Wüstenland! Sie fuhren an Reihe um Reihe
einfacher Foliengewächshäuser vorbei, dann an einem Hang mit
hellgrauen Betonblöcken. Unter dem grauen Himmel sahen die
hellgrauen Häuser aus wie Grabsteine, die in Reih und Glied den
Hang hinaufmarschierten. Aber am meisten überraschte sie
Ammans Zentrum: Hohe Bürohäuser standen neben unbebauten
Grundstücken, auf denen Zementblöcke herumlagen und
Bulldozer abgestellt waren, dann folgten prächtige Villen und stattliche Anwesen. Es wurde so viel gebaut, daß es schien, als würde die Innenstadt abgerissen und neu errichtet. Lücken leerer Grundstücke zwischen riesigen modernen Bauten; und überall war unverkennbar das große Geld im Spiel. »Die Stadt glitzert«,
murmelte Mrs. Pollifax.
»Ja, hier«, antwortete Josef über die Schulter. »Hier ist das
Zentrum von Amman
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