Mrs. Pollifax macht Urlaub
mit Botschaften, Häusern der Reichen
reichen Palästinensern -, aber es gibt auch viele
Flüchtlingslager. Viel zu viele!«
Sie bogen in eine schmale Nebenstraße ein, in der sich zu
beiden Seiten Läden mit farbenfrohen Markisen reihten. Männer
in Arbeitskleidung, in langen grauen oder beigen Gewändern,
standen herum oder saßen auf den Bürgersteigen und
unterhielten sich angeregt. Ein paar Kinder waren zu sehen,
doch nicht eine Frau. Dann kamen sie wieder auf eine
verkehrsreiche Durchgangsstraße, die direkt zum Hotel führte,
das wirklich sehr nobel aussah. Josef stellte den Warnblinker an,
holte ihr Gepäck aus dem Taxi und führte sie ins Foyer zur
Anmeldung. »Entschuldigen Sie mich bitte kurz, ich muß
meinen Wagen auf der Straße abstellen. Aber ich komme
zurück, um Ihre Pläne zu erfahren, okay?« Er lächelte. »Bei
einer Tasse Kaffee, zu der ich Sie einlade.«
Mrs. Pollifax sagte gleichmütig: »Das werde ich am besten
Ihnen überlassen, Farrell. Ich möchte jetzt auspacken. Kommen
Sie doch nachher zu mir.« Sie hatte sich bereits eingetragen und
hielt ihm jetzt ihren Schlüssel hin: »Zimmer 308.« Ein Page
nahm ihren Koffer und ging voraus zum Fahrstuhl.
Nachdem sie in Zimmer 308 das Bad, die Schränke und die
Aussicht begutachtet hatte, holte sie ihre Kleider aus dem
Koffer, strich sie ein wenig glatt und hängte sie in den Schrank.
Aus ihrer Reisetasche nahm sie Zahnbürste und Zahnpasta und
brachte sie ins Badezimmer. Sie kehrte zu ihrer Reisetasche
zurück, um den Rest zu verstauen, und stieß darin auf etwas, das
sie bestimmt nicht in die Tasche gesteckt hatte. Stirnrunzelnd
zog sie es heraus.
Es war die Urnengrab-Schnitzerei, die Mr. Nayef ihr im
Flugzeug hatte verkaufen wollen.
Mrs. Pollifax starrte das Ding verärgert an. Weil sie diese
Abbildung aus reiner Höflichkeit bewundert hatte, hatte Mr.
Nayef ihr eine Freude machen wollen und den Kitsch in ihre
Reisetasche gesteckt, während sie im Waschraum gewesen war.
Wie ärgerlich, dachte sie. Obwohl es, zugegeben, sehr
großzügig von ihm war, aber leider keineswegs etwas, das sie
als Reiseandenken auswählen würde. Sie warf es in den
Papierkorb, doch dann rührte sie ihr schlechtes Gewissen. Sie
holte die Abbildung wieder heraus und nahm sie beinahe
feindselig in Augenschein. Bei näherer Betrachtung wurde ihr
bewußt, daß es die dicke Sperrholzplatte war, die den gesamten
Eindruck herabminderte. Die Schnitzerei selbst war die Arbeit
eines begabten Miniaturbildhauers. Es war durchaus möglich,
daß sie Cyrus gefiel. Er interessierte sich viel mehr für das
Altertum als sie, und bestimmt würde er wissen, wer die
Nabatäer waren, die einst das Urnengrab aus einer Felswand
gehauen hatten.
Ihre Schachtel mit Briefpapier befand sich ganz unten in der
Reisetasche. Sie wühlte sie heraus, leerte sie und stellte die
Miniaturschnitzerei hinein. Sie paßte, als wäre die Schachtel
dafür gemacht. Dann nahm sie einen Bogen Briefpapier, setzte
sich und schrieb: »Lieber Cyr us, ich bin endlich angekommen
und...« Da hörte sie ein Klopfen an der Tür. Sie legte den Bogen
Papier auf die Schnitzerei in die Schachtel und öffnete Farrell
die Tür. »Hallo«, grüßte sie ihn lächelnd. »Wann gibt es
Abendessen?«
»Um neunzehn Uhr dreißig, sagte Josef. Ich habe ihn
eingeladen, uns dabei Gesellschaft zu leisten. Wir treffen uns im
Foyer. Übrigens, es ist ein Büfett. Sie können also zwischen
amerikanischer und einheimischer Küche wählen.«
»Gut. Ich nehme an, Sie haben beim Kaffee alles mit Josef
arrangiert. Aber, wie in aller Welt haben Sie ihm erklärt, daß wir
morgen den ganzen Vormittag in der Festung Karak verbringen
müssen, und möglicherweise auch noch übermorgen?« »Verdammt peinliche Sache«, gestand Farrell, lächelte jedoch
vergnügt. »Ich kann nur hoffen, daß Ibrahim schon morgen
auftaucht, aber vorsichtshalber habe ich Josef aufs Schlimmste
vorbereitet. Er hat es hingenommen - er ist jung und will
offenbar gefällig sein.«
»Und wie genau haben Sie ihn vorbereitet?« fragte sie
argwöhnisch.
Er grinste. »Oh, ich glaube, ich habe mir da schon das
Richtige einfallen lassen. Wir haben jetzt einen Archäologen als
Freund, der seine Arbeit in Syrien beendet - es gibt dort eine
Menge Ausgrabungen -, und sind nicht sicher, an welchem Tag
er hier ankommen wird, und ich meinerseits wußte nicht, in
welchem Hotel in Amman ich ein Zimmer bekommen würde.
Und da unser Freund sich unbedingt die Kreuzritterburg Karak
ansehen will - und da
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