Muckefuck
schlicht dahintergekommen, dass Agathe den farbigen GI beglückt hatte, während er, Ellsworth, seine Hand im Lazarett ausheilte. Ellsworth war auf hundertachtzig, beschuldigte uns, mit der niggercunt unter einer Decke zu stecken, was Minnamartha und Großmutter, die auch herbeigekommen war, nicht verstanden. Schwor Gustavchen mittels eines heißen Plätteisens zu töten (wie er darauf kam, konnte sich niemand erklären), vergaß die Hemden und dampfte ab.
Ich sauste hinterher, seine Hemden, die er liegen gelassen hatte, unter dem Arm. Aber Kelley, per Jeep, war schneller. Als ich vor Fanselows Haus ankam, flogen schon Trümmer etlicher Gegenstände durchs Fenster und Agathes schrille Schreie klangen durch die Vormittagsstille der Siedlung.
Unten im Treppenhaus stand Gustavchen, fett, sehr blass und deutete mit dem Finger nach oben. »Er nimmt sie auseinander«, sagte er andächtig.
So war es. Nach einer Weile kam Kelley die Treppe heruntergestürzt, riss mir die Hemden aus dem Arm und zischte durch die Tür ab, ein letztes niggerfucker grunzend.
»Den haben wir gesehen«, sagte Gustav. Wir rannten nach oben. Durch den Goldtunnel. In ihrem Zimmer lag Agathe auf dem Kokoslaüfer, so gut wie nackt, die fehlenden Teile ihrer Kleidung waren in Form von ziemlich kleinen Schnipseln überall verteilt. Über ihren spitzen Hintern liefen Striemen, eine Backe war geschwollen. Die Wimperntusche tropfte ihr die Wangen herunter. Außer dem Bett war nichts heil im Zimmer.
Ellsworth Kelley, von Hell on wheels , geboren in Texas, hatte gründliche Arbeit geleistet.
Gustavchen und ich zerrten Agathe aufs Bett. »Das Schwein«, schrie Agathe. »So eine Sau! Dieses mistige Texasarschloch! Die Eier könnte ich ihm abbeißen!« Sie schlug mit ihrer Faust auf die gleichfalls grüne Steppdecke.
»Trink mal’n Schluck«, sagte Gustavchen. Irgendwo in dem Trümmermeer hatte er eine heile Flasche Bourbon gefunden. Wir genehmigten uns alle einen. Agathe, jetzt in die Steppdecke gewickelt, schwoll langsam ab. Wir räumten ein bisschen auf und sammelten im Garten verschiedene Gegenstände ein, die durchs Fenster geflogen waren.
Ellsworth Kelley hatten wir als Hemdenkunden verloren. Dafür erbten wir den Neger, der nun bei Minnamartha waschen und bügeln ließ. Er zeigte sich allerdings weniger freigiebig als Ellsworth.
Agathe war mit ihm sehr zufrieden. »Der hat ’ne Latte wie’n Bierbrauerpferd«, berichtete sie.
Bierbrauerpferde kannte ich von Onkel Hubert, der, nach ruhmloser Laufbahn als Volkssturmmann, jetzt pensioniert in seiner Laube saß und darauf wartete, dass Mathilde ihm frisch gesammelte Kippen brachte.
Großmutter berechnete unsere Vorräte, fand, dass der Ausgleichsneger nicht genug heranschleppte; und schlug vor: »Menschlein, warum gehst du nicht zu den Amis arbeiten?«
Das war ein neuer Aspekt. Aber bisher brauchten sie mich anscheinend nicht. Zweimal die Woche ging ich aufs Arbeitsamt. Bekam schöne Stempel. Aber keinen Job. Ich bohrte bei dem Beamten mit den Stempeln. »Da wäre schon was«, meinte der. »Koks fahren. Ist aber harte Arbeit.«
»Besser als nichts. Wo muss ich mich melden?«
»Telefunken. Erst mal zur ärztlichen Untersuchung.«
Mit Gustavchen fuhr ich am nächsten Tag hinaus. Umständlich. Wir durften zwar einen Amibus benutzen, aber der fuhr nur zweimal morgens und einmal am Nachmittag.
Ein deutscher Arzt führte die Untersuchungen durch. »Mit der Figur werden Sie’s schwer haben beim Koks ausfahren«, sagte er. »Das ist ein anstrengender Job.«
»Was soll ich tun?«
»Ich erkläre, dass Sie für schwere Arbeit untauglich sind. Bei Coca-Cola suchen sie Leute. Vielleicht klappt es da.«
Coca-Cola hatte ein neues Füllwerk in der Nähe errichtet, das nur für die Besatzungstruppen arbeitete. Deutschen war der labende Trank verboten. Coca-Cola legte auf die Mitarbeit Karl Kaisers Wert. Sie steckten mich in einen weißen Overall, hinten mit runder roter Plakette, auf der stand: Drink Coca Cola. So weit brachte ich es nicht, erst mal. Ich bereitete Coca-Cola. Fing im Zuckerkeller an, wo Tausende von hart gewordenen Zuckersäcken gestapelt waren.
»Umschichten«, befahl der Lagerverwalter.
Wir waren zu dritt. Der Keller war groß. Manchmal platzte ein Sack auf. Dann konnte man sich Zuckerklumpen in die Hose stecken. Mit heimnehmen. Unser Muckefuck wurde immer edler. Angereichert mit Maxwell’s Vacuum Packed Coffee. Reichlich Zucker rein.
Der Grundstoff für Coca-Cola ist ein Sirup,
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