Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
lesen, als die ganze Zeitung mit sich rumzutragen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man nicht mehr so verschämt mit Zeitung auf’s Klo gehen muss. Was habe ich schon für blöde Blicke geerntet, wenn ich in den Hotels dieser Welt nach dem Frühstück mit der Zeitung bepackt Richtung Toilette gegangen bin … Nun ja, jetzt habe ich ja ein iPhone und die Hoffnung, dass meinem Buch das Dahinsiechen auf den Toiletten deutscher Haushalte erspart bleiben wird. Danke, Steve Jobs!
Aber dafür wird mein Buch in allen möglichen Betten landen! Da bin ich jetzt schon eifersüchtig. Schade, dass ich kein Buch mit Augen machen kann. Es ist doch der Wahnsinn, was mein Buch so alles zu sehen bekommen könnte und das nur, weil ich prominent bin und Sie mein Buch gekauft oder vielleicht geschenkt bekommen haben.
Immer wenn jemand zu mir sagt, ich sei prominent oder ein Star, sage ich, dass ich einfach nur bekannt bin. »I am well known«, wie man im Ausland sagen würde. Dort passiert mir öfter Folgendes: Ich sitze in einem Restaurant wie ein ganz normaler Gast und werde von freundlichem Personal ganz normal bedient. Keiner kennt mich, keiner will was von mir. Bis dann plötzlich Uschi und Annika aus Mönchengladbach nichtsahnend das Restaurant betreten und bei meinem unerwarteten Anblick fast aus den Latschen kippen und anfangen, hysterisch Sachen zu kreischen wie »Nee, der Elton« oder »Das ist doch der Dicke aus’m Fernsehen!«. Dann fassen sie sich mutig ein Herz, stören mich beim Essen, und ich höre die seltsame Frage: »Können wir ein Foto machen, Herr Elton?« Diese bizarre Szene löst bei den einheimischen Gästen und Angestellten verständlicherweise Verwirrung aus. Dann höre ich regelmäßig die Frage: »Are you a celebrity?« – »No, I am just well known«, antworte ich darauf. »Well known«. Das klingt einfach cool. Und irgendwie lecker. Nach »well done« – »gut zubereitet«. Aber ich schweife ab. Als Star fühle ich mich jedenfalls nicht. »Well known« – ja, das bin ich. Und es gibt gute und schlechte Momente, »well known« zu sein. Wenn ich zum Beispiel auf der Aftershowparty der ECHO-Verleihung richtig Durst habe und dann ohne Bett-Boxenstopp in den Flieger nach Hause steige, verkatert, unrasiert und leicht müffelnd, ist meine Halbprominenz schon nervig. Zumindest wenn ich wie vor ein paar Jahren nur einen Mittelplatz im Flieger kriege, zwischen zwei sächsischen Außendienstmitarbeitern, die ihre helle Freude daran haben, mich und meinen Zustand ungeniert und am laufenden Band mit ihrer Kamera zu filmen. Und wenn sie mich dabei ständig anstoßen und sagen: »Äldon, nu lach do ma!«, wird das auch nicht besser. Wenn mich dann aber die Stewardess erkennt und mich mit auf einen freien Platz in die Businessclass nimmt, ist das wohl die Sonnenseite meiner Bekanntheitsmedaille. Und die wollte nicht mal ein Foto. Aber da hätte mich eh keiner drauf erkannt. In Zeiten der Fotohandys ist es aber auch fast schon eine kleine Sensation, wenn überhaupt noch um Erlaubnis für ein Foto gefragt wird. Besonders blöd ist es, wenn man gerade auf einer öffentlichen Toilette am Pinkeln ist. Man kennt das ja, seit man alt genug ist, um alleine auf Toilette zugehen. Hin und wieder schaut man schon mal, was die anderen haben. Kleiner verstohlener Blick zum Nachbarn, zum Nebenpinkler, wenn Sie verstehen, was ich meine. Manche schauen aber auch ganz offensiv. All das kennt man ja. Aber jetzt, in den Zeiten des Fotohandys, reicht manchen Mitpinklern bloßes Gucken nicht mehr aus. Sie wollen das, was sie sehen, auch mit anderen teilen und greifen fast schon reflexartig zum Fotohandy. Nu n bin ich ja nicht blöd und weiß mich vor den Objektiven zu schützen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass bei der einen oder anderen Boulevardzeitung schon Fotos von dem einen oder anderen prominenten Kollegen eingegangen sind. Ich gebe zu, manchmal habe ich mir schon gedacht: »Jetzt eine kleine Bewegung nach links oder rechts und schnell aus der Hüfte geschossen, und nicht mehr ich bin es, der sich angepisst fühlt.« Aber das kann man ja nicht machen. Mit der Pinkel-Fotohandy-Spaßoffensive weiß ich also umzugehen. Eine ähnliche, aber ehrlich gesagt noch beschissenere Situation: Ich habe es mir gerade mit dem iPhone und meiner Zeitungs-App auf der Toilette so richtig gemütlich gemacht und höre plötzlich seltsame Geräusche aus der Nebenkabine, die klingen, als würde Reinhold Messner für eine Bergbesteigung trainieren. Und
Weitere Kostenlose Bücher