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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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biss erneut ab. »Niemand hat irgendwelche Besucher in der Wohnung bemerkt, und niemand hat verdächtige Geräusche gehört – abgesehen von dem Beischlaf. Übrigens, es ist kein Problem, ins Haus zu kommen ... die Haustür kann man laut Van Eck aufdrücken.«
    Münster schwieg, während Rooth sein Butterbrot aufaß.
    »Was denkst du?«, fragte er schließlich.
    Rooth gähnte.
    »Überhaupt nichts«, antwortete dieser. »Ich bin dazu ein bisschen zu müde. Aber ich nehme an, jemand ist reingekommen und hat ihn erstochen. Und ist dann wieder abgehauen. Oder er hat schon drinnen gesessen und auf ihn gewartet ... eins von beidem.«
    »Zwanzig, dreißig Stiche?«, fragte Münster.
    »Zwei hätten schon gereicht«, sagte Rooth. »Wahrscheinlich wieder so ein verfluchter Wahnsinniger.«
    Münster stand auf und trat ans Fenster. Schob zwei Jalousienrippen auseinander und blinzelte auf die diesige Stadt. Es war bereits fast halb neun, und schon jetzt war klar, dass es wieder einer jener grauen, verregneten Sonntage werden würde, an denen das Licht nie richtig durchkommt. Ein einziger diesiger Warteraum. Er ließ die Jalousie los und drehte sich um.
    »Warum?«, fragte er. »Wer um alles in der Welt bringt einen siebzigjährigen alten Knacker auf diese Art und Weise um?«
    Rooth antwortete nicht.
    »Wie sieht es mit der Waffe aus?«
    Rooth schaute von seiner Kaffeetasse auf.
    »Das Einzige, was in der Wohnung fehlt — laut der Ehefrau jedenfalls  – ist ein Fleischmesser. Meusse sagt, dass es sehr wohl die Tatwaffe gewesen sein kann ... die Länge scheint zu stimmen.«
    »Hm«, sagte Münster. »Und was gedenkst du jetzt zu tun?«
    Rooth kratzte sich am Kinn.
    »Nach Hause zu fahren und mich eine Weile aufs Ohr zu
hauen. Soweit ich verstanden habe, übernimmst du ja wohl, und wenn ich wieder munter bin, komme ich morgen zum Dienst. Es gibt da übrigens einige Angehörige, die informiert werden müssen. Ich habe das dir überlassen. Ich hoffe, du entschuldigst, aber du kannst so was besser als ich ... außerdem konnte ich ja nicht so frühmorgens anrufen, nicht wahr?«
    »Danke«, sagte Münster. »Um wen geht es?«
    Rooth zog ein Stück Papier aus der Innentasche.
    »Um einen Sohn und eine Tochter«, erklärte er. »Beide wohnen außerhalb. Es gibt noch eine weitere Tochter, aber die ist irgendwo in der Psychiatrie – das eilt wahrscheinlich nicht so.«
    »All right«, sagte Münster und schrieb die Daten auf. »Dann geh nach Hause und leg dich hin, den Fall hier werde ich inzwischen lösen.«
    »Prima«, sagte Rooth. »Du kriegst eine Schokoladentorte, wenn du es bis morgen früh schaffst.«
    »Verdammter Quatschkopf«, sagte Münster und griff zum Telefonhörer.
     
    Er bekam bei keiner der beiden Nummern eine Verbindung und überlegte eine Weile, ob er diese Arbeit Krause oder jemand anderem übertragen sollte. Jedenfalls war klar gewesen, dass die alte Frau Leverkuhn selbst nicht sehr geneigt war, ihre Kinder anzurufen.
    Anzurufen und zu erzählen, dass jemand gerade ihren Papa ermordet hat, und zwar indem er das fünfzehn Jahre alte Fleischmesser zwanzig bis dreißig Mal in ihn hineingejagt hat. Wobei er ihre Einstellung eigentlich gut verstehen konnte. Er schob die Papiere zusammen und beschloss, dass das eine dieser Aufgaben war, derer man sich nicht so einfach entledigen konnte. Pflichten nannte man das früher.
    Stattdessen rief er Synn an. Erklärte ihr, dass er gezwungen war, wohl den ganzen Tag zu arbeiten, und in ihrem Schweigen und den nicht ausgesprochenen Worten konnte er ihre Enttäuschung hören. Seine eigene Enttäuschung war nicht kleiner, und sie beendeten ihr Gespräch nach weniger als einer Minute.
    Es gab wenige Dinge, die Münster lieber tat, als einen ganzen Tag in so einem diesigen Wartezimmer mit Synn zu verbringen. Und den Kindern. Ein regnerischer Sonntag ohne Pläne.
    Er schloss die Augen und lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück.
    Warum?, dachte er lustlos.
    Warum muss jemand daherkommen und einen alten Knacker auf diese bestialische Weise ins Jenseits befördern?
    Und warum musste er selbst einen Job haben, der viel zu oft von ihm verlangte, dass er regnerische Sonntage dazu benützte, Antworten auf Fragen wie diese auszugraben, statt mit seiner geliebten Familie zusammen zu sein?
    Warum?
    Er seufzte und schaute auf die Uhr. Es war noch nicht einmal Vormittag.

3
    Er ging zu Fuß zu Freddy’s. Ein gleichgültiger Dunst hing über den Kanälen und über den

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