Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
bereits in den Norden geflüchtet.«
    » Aber Pedro, er wird sterben.«
    » Wir können hier nicht bleiben.«
    Gustavo, der zweite Soldat, näherte sich und blieb an der Reling stehen. » Pedro ist tot«, sagte er. » Er hat sich übergeben und noch Blut gespuckt, bevor er starb.«
    » Bist du mit Blut oder Sekret in Kontakt …«
    » Ich bin zur Seite gesprungen.«
    » Schnell, wir müssen hier verschwinden, sie haben den Sargento erschossen, er ist tot, wir müssen hier weg, sonst wird es uns nicht anders ergehen«, rief der Cabo und sprang an Bord.
    » Aber die Motoren, wir werden nicht mehr weit kommen«, gab Chicko zu bedenken. » Die Batterien sind fast leer, und die Motoren werden einer weiteren Fahrt nicht standhalten.«
    Der Cabo überlegte. Er schaute sich suchend um. Sein Blick fiel auf ein Fischerboot, das auf der anderen Seite des Auslegers festgemacht war.
    » Wir lassen unser Boot hier zurück«, entschied der Cabo und zeigte auf das kleine, weiß gestrichene Langboot mit Außenbordmotor. » Schau nach, ob Sprit im Tank ist.«
    Chicko nickte und folgte dem Befehl des Unteroffiziers.
    » Wir brauchen Sprit«, wandte er sich an den zweiten Soldat. » Wasser und Vorräte ebenfalls.«
    Chicko sprang an Bord des Fischerbootes und überprüfte den Motor und den Tank. » Diesel, halb voll«, rief er.
    Der Cabo atmete erleichtert auf.
    Gustavo schleppte zwei Kanister an und reichte sie dem Cabo, der sie auf das Fischerboot brachte.
    » Kannst du den Motor starten?«, fragte er Chicko. Dieser nestelte an zwei Kabeln herum, die zur Batterie führten.
    » Ja.«
    Während Gustavo und Chicko das Fischerboot mit dem Nötigsten beluden, ging der Cabo zu Pedro. Schon von weitem erkannte er an den weit aufgerissenen und leblosen Augen, dass dem jungen Soldaten nicht mehr zu helfen war. Einige Sekunden hielt er inne und murmelte ein Gebet. Als er das laute Brummen des Außenbordmotors vernahm, wandte er sich um und schwang sich an Bord des Fischerboots. Chicko steuerte es geschickt hinaus auf den Fluss. Erst als sie ein ganzes Stück zurückgelegt hatten, nahm Chicko Gas weg, und das laute Getöse des Motors ging in ein gutmütiges Tuckern über.
    » Was ist denn nur geschehen?«, rief Chicko dem Cabo zu.
    » Die Leute sind verrückt geworden«, antwortete der Cabo. » Sie haben den Kommandanten erschossen. In vielen Häusern liegen Leichen herum. In der Mission sind alle tot. Die Telefone funktionieren nicht. Im Rathaus fand ich ein Funkgerät, aber die Batterien waren leer. Strom gibt es dort ebenfalls keinen mehr.«
    » Was sollen wir jetzt nur tun?«, fragte Chicko.
    » Wir fahren zurück in die Klinik nach São Sebastião«, antwortete der Cabo. » Wir müssen die Leute dort warnen.«

12
    An den Docks von Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas
    Paco de la Pace war Geschäftsmann, ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann sogar. Er entstammte den Favelas um Manaus, doch er hatte schnell dazugelernt. Nun leitete er eine Firma, die offiziell sechzig Mann beschäftigte. Doch inoffiziell oder auch illegal arbeiteten noch weitaus mehr Menschen für Paco de la Pace. Sein Geschäft war der Wald – und in diesem Wald, der sich von Manaus bis über die Grenze zu Venezuela erstreckte, gab es allerhand, für das viele Menschen sehr viel Geld bezahlten. Holz, Diamanten und Gold. Und überall hatte Paco de la Pace seine Finger mit im Spiel. Es kostete eine lange Zeit und sehr viele Anstrengungen, bis er sich endlich an die Spitze gesetzt hatte. Viele Dollars an Bestechungsgeldern waren geflossen. Bis in die höchsten Kreise der Bezirksregierung reichte mittlerweile sein Einfluss. Konkurrenten hatte er kaltgestellt. Manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Offiziell handelte er mit Schrott, doch sein einträgliches und natürlich auch das gewinnbringende Standbein war das Geschäft mit den vielen tausenden von Glücksrittern, die in den Urwald aufgebrochen waren, um dem Elend der Favelas zu entkommen. Mittlerweile stand der Urwald unter dem besonderen Schutz der Regierung. Paramilitärs patrouillierten in den Wäldern und versuchten rigoros, dem Raubbau an der Natur ein Ende zu setzen. Deshalb war es für den illegalen Holzeinschlag immer schwieriger geworden. Einen Baum zu fällen, war die eine Sache, ihn zu einem geeigneten Transportmittel zu schaffen, war ebenfalls noch nicht die große Schwierigkeit, denn unzählige schiffbare Flussläufe durchzogen das Amazonasgebiet. Doch das wertvolle Holz am Ende ungehindert

Weitere Kostenlose Bücher