Mutiert
Weswegen suchen Sie überhaupt nach ihm?«
Gene holte das Bild des vermissten Peter Harrison aus seiner Tasche und legte es vor Magret Stone auf den Tisch. » Ich arbeite für die Verlobte dieses Mannes. Haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
Magret nahm das Bild in die Hand, betrachtete es eingehend und nickte. » Das ist Peter, er hat ab und zu für uns gearbeitet. Ich glaube, er ist ein Freund von Ricks nichtsnutzigem Bruder.«
» Er ist ebenfalls seit drei Wochen verschollen. Glauben Sie, dass Tarston abgestürzt sein könnte?«
Magret lachte laut. » Der und abgestürzt«, gluckste sie. » Manchmal glaubte ich, er braucht überhaupt keine Flügel zum Fliegen. Nein, abgestürzt ist der nicht. Der hat sich hier verzogen, es wurde ihm zu heiß. Wahrscheinlich ist er längst schon in der Karibik.«
» Es gibt doch eine Luftüberwachung«, gab Gene zu bedenken.
» Hören Sie, die Lockheed ist eine Militärmaschine, die wurden dafür konstruiert, um nicht jedem Idioten aufzufallen, der an einem Radarschirm sitzt. Und Rick ist ein Könner, der weiß, wie man die Luftüberwachung umgehen kann. Warum suchen Sie überhaupt nach dem Jungen, hat er etwas ausgefressen?«
» Ich sagte doch schon, sein Mädchen würde ihn gerne wieder zurückhaben. Sie ist schwanger und sie hätte gerne, dass der Vater ihres Kindes wieder nach Hause kommt.«
Magret schlug sich lachend und feixend auf die Schenkel. » Na also, da haben wir es. Mein Macker ging damals auch stiften, als ich mit Jody schwanger war. Die Kerle sind eben so. Solange sie ihren Spaß haben, ist alles okay, aber sobald es ernst wird, ziehen sie ihren Schwanz ein und … Sind eben nichts wert, die meisten Kerle.«
» Haben Sie wirklich keine Ahnung, wo er sein könnte?«
» Hören Sie, Mister«, antwortete Magret entschieden. » Der Kerl schuldet mir noch eine Menge Geld. Glauben Sie mir, wenn ich wüsste, wo er ist, dann würde ich mich persönlich in meinen Wagen setzen und zu ihm fahren. Ich würde ihm seine verdammte Dummheit aus dem Schädel prügeln, aber ich weiß es nicht, verdammt!«
Gene erhob sich. » Danke«, sagte er und zog eine Visitenkarte hervor.
Sie ergriff seine Hand und zog ihn ein Stück zu sich. » Das bleibt unter uns, was ich Ihnen jetzt sage«, flüsterte sie.
Gene nickte.
» Es gab ein paar Flüge ins Ausland, die als Rundflüge angemeldet worden waren. Da kräht keiner von der Flugsicherung danach. Sie müssen nur unter dem Radar bleiben. Also knapp unterhalb von sechshundert Fuß. Und für einen Piloten wie Rick ist das überhaupt kein Problem.«
» Hat er geschmuggelt?«
Magret lächelte verschwörerisch. » Das waren teilweise sehr lukrative Aufträge. Aber das ist alles inoffiziell, ich habe nichts gesagt.«
» Wohin gingen diese Flüge?«
Sie zuckte mit der Schulter. » Kuba, Venezuela, Kolumbien, ich weiß es nicht, ich habe nicht danach gefragt. Aber die Entlohnung war stets üppig.«
» Wie kam er an diese Aufträge?«
» Er hatte einen Bekannten, der sie ihm vermittelte.«
» Wo kann ich den finden?«
» Am Opa Locka«, antwortete Magret. » Er heißt Steve Miller und arbeitet bei der Aufsicht. Aber mehr weiß ich nicht über ihn. Ich sage Ihnen das auch nur, weil Sie kein übler Bursche sind, wie es scheint.«
Gene drückte der Frau die Hand, ehe er sich verabschiedete.
Hospital Santa Catarina, São Sebastião, Amazonasgebiet
Lila Faro tupfte sich den Schweiß von der Stirn und ließ sich erschöpft in den Sessel fallen. Der Zustrom von Patienten schien kein Ende nehmen zu wollen. Aus allen Teilen der Region kamen die Patienten, aber vor allem waren es Bewohner der Flussregionen. Schwester Violante hatte mit den Pflegern das Wartezimmer leer geräumt und auf dem Boden eine Lagerstätte eingerichtet. Doktor Williamson lag betrunken in seinem Ärztezimmer und Doktor Alonso war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Lila hatte einen Pfleger zu ihm geschickt, um ihn zu holen, aber sein Zimmer war verschlossen, und niemand meldete sich. Mittlerweile lagen acht Patienten, sechs Männer und zwei Frauen, in dem behelfsmäßig eingerichteten Wartesaal. Allesamt hatten sie Fieber und wiesen die gleichen mysteriösen Symptome auf wie die Frau vom Rio Jatapu. Lila war der Verzweiflung nah. Mit fiebersenkenden Medikamenten versuchte sie, der Lage Herr zu werden, doch die Ursache für die Erkrankung blieb rätselhaft. Durch den Sturm, der hier vor ein paar Tagen getobt hatte, waren zudem Teile der Infrastruktur
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