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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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nicht viel mehr als eine undefinierbare, schwarze Masse übrig blieb. Thermit wurde bei der Verbrennung der Leichen benutzt, so hatten die Chemiker der Servicio de Inteligéncia herausgefunden. Bis zu 2200 Grad Celsius erreichte das Material bei der exothermischen Reaktion.
    Kein Körper widerstand diesen Temperaturen. Es blieb nicht viel übrig außer ein paar verkohlten Gliedmaßen. Damit wurde eine Identifizierung der Leichen anhand von Körpermerkmalen oder Fingerabdrücken unmöglich, und die Vermisstendateien der Polizeistationen in Brasilien quollen angesichts der hohen Verbrechensrate im Land über. Mann, Frau oder Kind, alles blieb pure Spekulation.
    » Wir befragen alle Leute in dieser Gegend«, rief Zagallo entschlossen. » Irgendjemand wird den Wagen gesehen haben.«
    Falcáo schaute sich um. » Wir werden eine Menge Leute dafür brauchen.«
    Zagallo tat den Einwand seines Kollegen mit einer Handbewegung ab. » Ich rede mit dem Coronel. Wir werden die Männer bekommen, und dann drehen wir hier jeden Stein um.«
    Ein weißer VW -Bus hielt hinter dem Streifenwagen. Zwei Männer stiegen aus. Sie waren vom Institut für Rechtsmedizin. » Können wir die Leiche mitnehmen?«, wandte sich einer der beiden an Zagallo.
    » Packt alles ein und vergesst nichts. Ich will nicht, dass wie beim letzten Mal ein Arm zurückbleibt.«
    Die Männer holten von der Ladefläche des Wagens eine stählerne Kiste und fluchten, als sie mit einer Schaufel die Leichenteile aufsammelten.
    » In dieser Stadt gibt es einen Wahnsinnigen, und ich will ihn haben.« Zagallo beobachtete die Kollegen von der Rechtsmedizin.
    » Ich möchte nur wissen, was der Kerl bezweckt«, überlegte Falcáo laut.
    » Das ist doch klar. Er will uns unsere Arbeit erschweren.«
    » Wir haben genügend Vermisste, die längst schon vergessen sind. Er könnte seine Leichen auch irgendwo vergraben, dann würden wir sie überhaupt nicht finden. Ich glaube, da steckt etwas anderes dahinter. Ihm geht es nicht nur darum, dass seine Opfer unerkannt bleiben.«
    » Blödsinn«, widersprach Zagallo. » Er treibt sein Spiel mit uns, das ist alles.«
    Dade Police Department in Miami, Florida
    Gene Mcfaddin kannte mehr als die Hälfte der anwesenden Polizeibeamten, die auf der Wache Dienst versahen. Das Police Department von Dade County lag am Doral Boulevard. Elf Jahre hatte Gene Tag für Tag seinen Wagen auf dem großen Parkplatz hinter dem Präsidium geparkt, bevor er seinen Dienst quittieren musste. Bis zum Detective Sergeant hatte er es gebracht. Das war nun vier Jahre her. Als ihn Amy damals verließ, verlor er nicht nur seine Frau und seine Tochter, er verlor auch seinen Halt. Nacht für Nacht versuchte er seinen Schmerz mit Bourbon zu betäuben, und bald reichten ihm die Nächte nicht mehr. Er trank heimlich, im Archiv oder in der Toilette, überall hatte er seinen Flachmann dabei. Bald konnten die Pfefferminzbonbons, die er lutschte, seine Fahne nicht mehr verbergen. Die Kollegen schwiegen, und auch der Leutnant sagte nichts. Nur einmal erfuhr er, dass jeder in der Abteilung von seinem Alkoholproblem wusste. Damals sollte er Detective Cavallino als Streifenpartner zugeteilt werden, doch dieser lehnte vehement ab. »Mit dem Säufer bin ich da draußen aufgeschmissen«, hatte Cavallino zum Leutnant gesagt. Gene stand vor der Tür und hatte alles mit angehört. Doch er hatte nicht protestiert. Er ging auf die Toilette und trank seinen Flachmann in einem Zug leer. Anschließend hatte er sich für den Rest der Woche krankgemeldet.
    In der darauffolgenden Woche wollte er zusammen mit Ryan einen Handtaschenräuber auf dem Doral Boulevard unweit des Parks verhaften. Als der junge Farbige einen Fluchtversuch unternahm, drehte Gene durch und prügelte ihn mitten auf der Straße vor etlichen Passanten krankenhausreif. Das war das Ende seiner Karriere. Der Commissioner hatte ihn kurz nach dem Vorfall auf der Dienststelle aufgesucht und ihm nahegelegt, seinen Dienst zu quittieren. Zwei Tage später gab Gene seine Dienstmarke ab, so kam er wenigstens einer Anklage wegen Polizeibrutalität zuvor. Der junge Farbige verzichtete auf eine Anzeige.
    Seither schlug er sich als Privatdetektiv durchs Leben, überwachte Clubs, schützte Supermärkte vor Ladendieben oder lief sich für besorgte Ehefrauen die Füße wund. Es war nicht leicht, in Miami zu überleben, doch bislang hatte er es geschafft. Und auch seine Alkoholsucht hatte er bis auf wenige Wochenenden im Jahr einigermaßen in

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