Mutterliebst (German Edition)
einen hypnotischen Schimmer.
Sobald sie sieht, dass er die Haut der rechten Hand durchtrennt hat und weiter heftig zubeißt, rückt sie ganz vorsichtig näher an ihn heran, wobei der Metallkamm weiterhin den Rhythmus ihres Tanzes vorgibt. Sie hält das Objekt in der linken Hand und berührt sanft den Rand des Betts damit. Der leise, dumpfe Takt wird nie unterbrochen.
Mit der rechten Hand streichelt sie seinen Kopf. Sein Blick verfolgt das vertikale Auf und Ab des Kamms. In ihrem Gesicht leuchtet Liebe auf.
„Ja, ja“, murmelt sie. Sie beugt sich hinunter und drückt ihm einen liebevollen Kuss aufs Haar, während der Kamm unaufhörlich gegen die Laken tippt. Er wiegt sich mit ihr. „Ist das nicht ein hübsches Ding? So funkelnd, so neu.“ Er bewegt sich noch schneller und streckt die blutige linke Hand nach dem Kamm aus. „Oh, nein, mein Schatz, noch nicht, noch nicht“, wispert sie. Sie zieht die Decke zurück, um seine nackten Beine zu enthüllen. Er hört mit dem Beißen auf und grunzt leise, wobei er jetzt ernsthaft nach dem Kamm greift. Sie legt den Kamm in seine rechte Hand und schließt seine linke Hand fest darum.
Gemeinsam heben sie die mit einander verflochtenen Hände. Sie hilft ihm dabei, die scharfen Zinken gegen seine Haut zu pressen – gerade fest genug, um fünf rote Abdrücke auf seinem rechten Oberschenkel zu hinterlassen, nachdem der Druck nachlässt. Er starrt gebannt auf den Kamm in seinen Händen. Sie hebt erneut die Hände und summt sanft – eine Mutter, die ihrem Kind beibringt, zum ersten Mal einen kleinen Löffel an die Lippen zu führen. Langsam fährt sie fort, seine Hände hoch über den Kopf zu erheben, und gemeinsam stoßen sie herab auf seinen Oberschenkel, diesmal mit mehr Kraft.
Er schreit nicht, er stöhnt nicht, sondern starrt fasziniert auf seine Bemühungen, die leuchtendrote Bluttropfen dort hinterlassen, wo die Zacken seine Haut aufreißen. Jetzt hebt er die Hand schon ganz automatisch, ganz von allein, diesmal so hoch, dass die Hand hinter seinem Kopf verschwindet. Sie steht ganz dicht bei ihm und schlingt ihre Finger zärtlich um seinen Nacken.
„Du bist so ein guter Junge, Jonas, so ein guter Junge.“ Ihr Gesang klingt leise und befriedigt.
Sein Fokus ist jetzt ganz monoman auf nur eine Sache ausgerichtet. Er wirft den Kopf heftig zurück und stößt sie zur Seite. Leise bewegt sie sich in die Ecke des Zimmers und beobachtet ihn. Es ist, als wüsste sie ganz genau, was er nun tun wird. Sie blickt auf die Uhr. „Zweiundzwanzig Minuten“, flüstert sie.
Er schwingt die Beine über den Bettrand, den Metallkamm fest mit der rechten Hand umklammert. Mit der linken kneift er sich in jeden Oberschenkel. Er sticht mit dem Kamm in den rechten Schenkel, dann den linken, den rechten, den linken. Zuerst noch ungelenk, doch dann findet er einen Bogen, der seinem Zweck besser dient. Unaufhörlich wechselt er von einem Bein zum anderen. Jetzt stöhnt er leise, seine Augen sind glasig. Es dauert nicht lang, bis beide Beine über und über mit Blut bedeckt sind. Seine Stiche werden immer schneller und tiefer. Er hört nicht auf, aber er schaut sie an.
Wohin jetzt, wohin jetzt? flehen seine Augen.
„Nomomah, Jonas, nomomah?“, wispert sie. „Bist du fertig? Wenn ja, wenn du wirklich fertig bist, Baby, dann gebe ich dir nomomah und lasse dich aufhören.“ Sie tritt ein paar Schritte zurück, schlingt die Arme um den Oberkörper und beginnt, sich vor und zurück zu wiegen.
„Nomomah, nomomah, nomomah.“ Sein Gesang ist wie ein Psalm. Sie durchquert das Zimmer und setzt sich auf den Lehnstuhl, den
sie jedoch zuerst mit einem Laken bedeckt. „Schau zu mir rüber, Baby, und ich zeige dir, wie du es tun musst. Ich zeige dir, wie du alles in Ordnung bringst.“ Sie streckt ihre Beine aus und richtet den Zeigefinger auf die weiche Vene in ihren Lenden. Ruhig und zielgerichtet hebt sie die Hände und führt sie hoch über dem Kopf zusammen. Dann lässt sie ihre geballte Faust brutal in die Gegend ihrer Oberschenkelarterie hinabsausen.
Sie lächelt verträumt und kuschelt sich zurück in den Lehnstuhl. „Es wird ruhig sein, und es wird keinen Schmerz mehr geben, mein Liebling, überhaupt keinen Schmerz mehr.“ Immer noch lächelnd schließt sie die Augen – als wolle sie ihm so die Freude und den Frieden verdeutlichen, die auf ihn warten. Er hat nur noch Augen für sie. Nach einem kurzen Augenblick steht sie auf und geht zu ihm. Sie hebt eine seiner weißen Socken vom
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