Mutterliebst (German Edition)
Boden auf und stopft sie ihm in den Mund. Er reagiert gar nicht darauf, ganz so als wäre es nicht das erste Mal.
Wieder schaut sie auf die Uhr. „Vierzehn Minuten.“
Sein Blick folgt ihr, als sie erneut den Platz quer gegenüber im Raum einnimmt. Der Kamm liegt lose in seinen Händen. Die roten Löcher, die ihm von seinen Oberschenkeln entgegenstarren, scheint er gar nicht zu sehen. Er sieht auch nicht das Blut, das über seine Beine strömt. Er packt den Kamm fester, der feucht ist von geronnenem Blut. Den Griff heftig umklammernd, hebt er ihn hoch über seinen Kopf.
Er schenkt ihr einen letzten Blick – einen Blick voller Verletzungen, Vertrauen, Verrat, Qual und letztlich – Verdammnis. Er hebt den Kopf gen Decke, wie in einer Art Gebet. Völlig geräuschlos nutzt er all seine Kraft, um die Metallzacken direkt in seine Lebensader zu stoßen. Selbst gedämpft durch die Socke im Mund ist sein Schrei wahnsinnig und absolut entsetzlich. Sein Kopf fällt zurück in einen schrecklichen Winkel, unmenschlich steif, sein Hals eine parallele Linie zur Decke. Er ist paralysiert, wie erstarrt in dieser grotesken Position, und es dauert einen unendlich langen Moment, bis er auf das Bett zurücksinkt.
Ein so heftiger und grausamer Blutstrahl spritzt aus seinen Lenden, dass sie angesichts seiner Höhe, seiner Weite sowohl angeekelt wie befriedigt wirkt. In Sekundenschnelle ist sie bei ihm, rennt hinter und dann neben ihn und legt das Kissen über seinen Mund. Ganz kurz wehrt er sich gegen sie, doch die abstoßende Schönheit dieses roten Geysirs scheint ihr unmenschliche Kraft und Stärke zu verleihen.
Blaue Augen starren in die Kamera. Es ist der Blick einer selbstgerechten Frau.
Sie dreht sich wieder zu ihm um und presst ihn nach unten, so stark wie ein Mann. Als die Minuten verrinnen und er schließlich ganz still wird, hebt sie das Kissen und legt es sorgfältig auf dem Bett ab. Sie nimmt ihm die Socke aus dem Mund, löst den Kamm vorsichtig aus seinen Händen und steckt ihn zielstrebig in die Hand einer nicht identifizierbaren Gestalt, die neben dem Bett liegt.
Überall ist Blut – auf dem Bett, dem Boden, an der Decke. Sie prüft ihre Kleidung. Leuchtend rote Streifen beflecken ihr Kleid. Sie stellt sich auf das Laken, streift ihre blutigen Handschuhe ab und zieht Kleid und Schuhe aus. Mit feuchten Kosmetiktüchern entfernt sie die Blutspritzer auf ihren Armen und im Gesicht. Sie holt ein einfaches Hängerkleid aus ihrer Tüte und streift es sich rasch über den Kopf. Goldene Sandalen folgen. Die blutbesudelten Kleidungsstücke wickelt sie in das Laken und stopft sie in die Plastiktüte. Sie hebt den Arm. Ihre Hand ist ganz ruhig.
„Sechs Minuten.“ Sie greift nach der Einkaufstüte und wirft einen letzten Blick auf Jonas.
Seine Augen wirken wie leere Glasmurmeln in einer weißen Schale. Auf der blutroten Decke liegt sein Körper entblößt da.
Er starrt gen Himmel.
42. KAPITEL
Langsam geht das Licht an. Danielle blickt zu Hempstead hinüber. Beiden strömen Tränen über die Wangen. Als Danielle sich umdreht, betreten Max und Georgia gerade den Gerichtssaal, und gemeinsam mit Sevillas und Doaks kommen sie ihr entgegen. Sie legt ihre Arme um alle und lässt sich von ihnen zu ihrem Platz zurückführen.
Hempstead räuspert sich und erholt sich gerade so weit, dass sie der Gerichtsschreiberin zunicken kann. Sie bereitet sich darauf vor, das Protokoll entgegenzunehmen. „Mr Langley?“, sagt die Richterin.
Der Staatsanwalt sieht so aus, als hätte jemand eine Granate in seinen Schützengraben geworfen. „Ja, Euer Ehren?“
„Gibt es einen Antrag, den die Staatsanwaltschaft stellen möchte?“
„Wie bitte, Richterin?“
Sie tippt ungeduldig mit dem Kugelschreiber auf den Block. „Erheben Sie sich. Sie haben einen Antrag zu stellen.“
Hastig rappelt er sich hoch. „Ich … äh … die Staatsanwaltschaft stellt hiermit den Antrag, alle Anklagepunkte gegen Max und Danielle Parkman fallen zu lassen.“
Hempstead nickt grimmig. „Miss Parkman, bitte erheben Sie sich.“
Danielle steht auf.
„Miss Parkman, das Gericht lässt hiermit alle noch ausstehenden Anklagepunkte gegen Sie und Ihren Sohn fallen. Sie sind beide frei und können gehen.“ Die Richterin erhebt sich und schlägt die Hände zusammen. „Bevor Sie das tun, möchte ich Ihnen jedoch die klägliche Entschuldigung dieses Gerichts und des Staates Iowa aussprechen. Sie sind einer absolut schrecklichen Tortur ausgesetzt worden –
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