My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Lover-Umständen hätte mich das tierisch gestört. Jetzt fand ich das aber ganz angenehm. Morgens tauschten wir unsere Küsse, abends beobachteten wir vom Hochsitz aus die Rehe.
Wir kuschelten uns aneinander, wir küssten uns - und in diesen Augenblicken war ich mir sicher, Ignaz zu lieben und vielleicht sogar eine Fernbeziehung aushalten zu können.
Einerseits.
Andererseits waren die grünen Funken aus Emirs Augen einfach
unwiderstehlich. Ich ahnte, nein, ich wusste, dass sie zu Hause so unwiderstehlich sein würden, dass sie Ignaz glatt aus meinem Herzen brennen würden.
Warum war das Leben nur so kompliziert? Warum musste ausgerechnet ich mich in zwei tolle Jungs verlieben? Warum konnte ich nicht beide lieben? Warum musste ich mich für einen entscheiden? Warum konnte ich nicht beide in einen Topf werfen und mir einen neuen Gesamtlover kochen? Einen Iger? Oder Emaz, Nazer, Igmir, Erig, Ernaz etwa?
Und was die Sache mit meiner Mutter betraf, die auf meine Karte nicht geantwortet hatte … Na ja, eine verzögerte Kontaktaufnahme nach zwei langen Jahren des Schweigens durfte ich nicht überbewerten. Vielleicht war sie vor Erstaunen in Ohnmacht gefallen? Vielleicht glaubte sie an einen Scherz? Vielleicht gingen erstmal ein paar Ein-Satz-Briefe zwischen uns hin und her, bis sich was Entscheidendes tat? Klar, ich wusste, dass ich geduldig sein musste - leider ist Geduld etwas, was mir das Schicksal nicht gerne schenkt!
Das Bad im Moorsee
A n einem Abend besuchte uns Hubertus, richtete mir wie immer die Grüße meines Pas aus, der mich zwar ab und zu anruft, aber einfach keine SMS schicken kann. Dazu, findet er, sei er zu alt. Hubertus erkundigte sich nach der Zahl der in den Fallen getöteten Mäuse, hob anerkennend den Daumen und wünschte seinem Franzl weiterhin Waidmannsheil, worauf dieser wie immer artig Waidmannsdank sagte. Marta entlockte Hubertus das Versprechen, uns gegen Ende der Ferien nach Füssen zu fahren, damit wir endlich das herrliche König-Ludwig-Schloss besichtigen könnten, und ließ erst locker, als er ihr sein Ehrenwort gab.
Dann tat er noch ein bisschen geheimnisvoll, aber das nahmen wir alle nicht ernst; Hubertus liebt es, geheimnisvoll zu tun.
Ein Tag war schöner als der andere.
Natürlich wanderten viele Leute zu uns hoch, aber weil die drei von der Alpe ein eingespieltes Team waren und locker mit ihnen fertig wurden, planten wir einen Ausflug. Yasmina hatte uns von einem kleinen Moorsee berichtet, dessen Wasser sehr warm sei. Marta und ich wollten unbedingt baden; Ignaz, Franzl und sogar Emir sagten zu, und Nele meinte, wenn er mitginge, wäre sie auch mit von der Partie. Es wäre fies gewesen, Nele das Mitkommen zu verweigern; ich schluckte meinen
Protest hinunter und knurrte etwas, was, wie ich hoffte, als Zustimmung durchging.
Wir packten also Bikinis und Badehosen ein, Handtücher und jede Menge Äpfel, belegte Brote sowie einige Flaschen Almdudler und wanderten am Donnerstagmorgen nach Burgberg.
Dort stiegen wir in einen Bus, fuhren bis in die Nähe des Sees und wanderten langsam (wegen Nele!) durch tiefgrüne Wiesen sowie durch ein Hochmoor. Eine Tafel informierte uns über die Besonderheit des Moors: Im Boden befindet sich eine wasserundurchlässige Schicht, was bedeutet, dass das Regenwasser nicht versickern kann. Da es im Allgäu sehr viel regnet, sammelte sich eine Menge Wasser an, in dem Binsen und Seggengräser wuchsen. Viele tausend Jahre lang wuchsen diese Pflanzen im Frühjahr und starben im Herbst ab, wodurch sich etwas entwickelte, was Torf genannt wird. Der Torf nahm immer mehr an Höhe zu, bis ihn das Grundwasser von unten her nicht mehr durchfeuchten konnte. Das Regenwasser nässte ihn natürlich von oben, wodurch die Bedingung für den Wuchs einer ganz besonderen Pflanze geschaffen war: für das Torfmoos.
Das Torfmoos wächst, wie der Name besagt, auf dem Torf. Es bezieht sein Wasser nur vom Regen und speichert es wie ein Schwamm. Als wir durch das Moor spazierten, gab der moosbedeckte Torf wie eine Schaumgummimatte nach. Das fanden wir witzig, sprangen hin und her (außer Nele natürlich) und drückten dabei Wasser aus dem Moos.
Die Wiese am See war aber trocken. Wir breiteten unsere Handtücher aus, und dann gingen die Jungs links und Marta, Nele und ich rechts in den Wald, wo wir unsere Bikinis anzogen.
Marta und ich sahen zum ersten Mal Neles Bein mit den vielen roten Narben. Nele sagte, das Rot würde im Lauf der Zeit
weiß werden. Marta und ich
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