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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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bleibt. Leute, der Junge will’s nicht anders …
    Infolge ihres noch nicht wieder voll funktionsfähigen Beins
kann uns Nele natürlich nicht helfen. Sie setzte sich, weil auf der Bank, auf der Emir saß, kein Platz mehr war, auf eine andere. Emir winkte ihr kurz zu und fragte dann die beiden Lederhosenmänner etwas, die ihm ausführlich antworteten. Mehr bekam ich nicht mit, weil die hungrigen Wanderer nach mir riefen.
    Später sah ich, wie Rosi abkassierte, wie die Männer nach ihren Wanderstöcken griffen und sich auf den Weg machten. Da packte mich jemand am Arm. »Mensch, Zippi, ich muss dir was sagen! Komm mit!«
    »Jetzt?«
    »Jetzt! Sofort!«
    »Emir! Ich kann nicht!«
    »Du musst! Es ist lebenswichtig!« Er nahm mir den Stapel schmutziger Teller aus den Händen, stellte sie aufs Mäuerchen, das die Terrasse begrenzt, und zog mich hinters Haus.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an einen Holzstapel. »Lebenswichtig für wen? Für dich oder für mich?«
    »Für mich!« Mit dem Daumen zeigte er auf den Hang hinterm Haus, der aus Fels und Geröll mit ein paar grasbewachsenen Stellen besteht und, wie wir erfahren hatten, als Übungsgelände für Bergsteiger dient.
    »Da klettere ich rauf!«
    Ich fiel fast in Ohnmacht. »Du?« Fieberhaft überlegte ich mir, wo ich mein Handy hingelegt hatte. »Ich muss sofort die Bergwacht benachrichtigen. Du bist doch nicht schwindelfrei!«
    Emir kreuzte die Arme vor der Brust. »Erinnerst du dich, wie ich über die Brücke in der Starzlach-Klamm gegangen bin?«
    Und ob ich mich erinnerte! Beim Anblick der Brücke, die hoch über dem Gebirgsbach schwebt, fiel Emir in sich zusammen, als würden sich seine Knochen in Wackelpudding verwandeln. Wie ein Häufchen Elend saß er am Boden. Wenn Ignaz
und Franzl ihn nicht in die Mitte genommen und ihm gut zugeredet hätten, hätten wir umkehren müssen. Emir war nicht schwindelfrei, Emir konnte vom Balkon unseres Penthouse nicht runtergucken, Emir wurde schlecht, wenn er nur auf einem Stein stand. Und nun wollte er den Übungshang für Kletterer bezwingen!? Jetzt zeigte ich mit dem Daumen hangwärts. »Wie soll das gehen, ohne dass dir schwarz vor Augen wird?«
    »Zippi, die zwei Männer haben mir einen Tipp gegeben. Einen todsicheren Tipp!«
    Ich hob die Augenbrauen. »Der wie lautet?«
    »Der eine sagte, seine Frau sei nicht schwindelfrei gewesen, aber das hätte er ihr schnell abtrainiert. Er hätte sie zu einem Hang wie diesem hier gebracht und gesagt, sie solle doch nur zwei, drei Schritte raufgehen. Das tat sie. Jeden Tag ging er mit ihr zum Hang, und jeden Tag ging sie ein bisschen weiter hinauf, bis sie schließlich ganz oben stand. Da war sie schwindelfrei, und seitdem klettert sie mit ihm auf jeden Berg, geht über jede Brücke, schaut von jedem Balkon runter.«
    »Echt? So einfach war das?«
    »So einfach war das«, bestätigte Emir ernsthaft. »Und genau das werde ich auch tun. Ich werde jeden Tag ein Stückchen weiter den Felshang raufklettern. Zippi, ich schaff das.«
    Die Hoffnung darf man niemandem rauben. Trotzdem nahm ich mir vor, die Nummer der Bergwacht in mein Handy einzuspeichern, damit ich sie im Notfall nicht lange suchen musste. »Klar, du schaffst das. Was meinst du, wie lange es dauert, bis du oben stehst?«
    Emir drehte sich um und betrachtete die Felsen. Mir schien, als würde sein Gesicht ein bisschen blasser werden. Auf jeden Fall bildeten sich etliche Schweißtropfen auf seiner Stirn. »Ich werde die Sache langsam angehen«, murmelte er. »Man darf nichts überstürzen.«

    »Stimmt. Ein falscher Schritt und du landest mit gebrochenen Gliedern unten am Hang.«
    »Ja.«
    »Aber du stürzt nicht ab, Emir. Du schaffst das.«
    »Sicher?«
    »Absolut.«
    Da breitete Emir die Arme aus und drückte mich an sich. Sein Herz klopfte ziemlich schnell, ich spürte das, weil er nur ein rotes T-Shirt und ich nur eine dünne Bluse unterm Dirndlrock anhatte. »Hast du Angst?«
    »Nicht wenn du an mich glaubst, Zippi.« Aus Emirs Augen sprühten grüne Funken, meine Beine wurden wachsweich und mein Herz klopfte plötzlich so schnell wie seines. »Und Nele glaubt bestimmt auch an dich«, fügte ich leise hinzu.
    »Nele …« Emir ließ die Arme sinken. »Natürlich. Ihr werde ich es auch sagen.«
    Plötzlich nahm er mich noch einmal in die Arme. Ich hatte nichts dagegen, er fühlte sich so vertraut an, wie der alte Emir eben, den ich schon so lange kannte. Nur deshalb kuschelte ich mich an ihn. Aber natürlich verstand Ignaz

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