My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
ist einer zu viel; glaubt mir, ich weiß jetzt, was das bedeutet.
Ich dachte nämlich, einen Stadtlover und einen Berglover könnte ich locker wegstecken. Daran, dass mein Lover aus der Stadt plötzlich mit Sack und Pack in den Bergen aufkreuzen könnte, um nach mir und damit nach dem Rechten zu schauen, dachte ich ja nicht im Traum. Ich meine, einen solchen Alp-Traum tut sich niemand freiwillig an.
Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten … - das hat ein berühmter Dichter namens Friedrich Schiller gedichtet, und ich muss sagen, der Mann wusste, wovon er schrieb: Ihm müssen des Geschickes Mächte auch übel mitgespielt haben, manche Gemeinheiten kann man sich einfach nicht ausdenken, die muss man selbst erlitten haben. Mir haben des Geschickes Mächte sehr übel mitgespielt - so übel, dass ich kurzzeitig dachte, ich wäre meine beiden Lover auf einen Schlag los.
Ignaz war eifersüchtig auf Emir, Emir war eifersüchtig auf Ignaz. Da Emir aber kein Junge ist, der sich so ohne Weiteres seine Freundin abspenstig machen lässt, hat er mich vor die Wahl gestellt: Entscheide dich! Ich oder Ignaz!
Ich konnte mich aber nicht entscheiden! Hier heroben in den Bergen liebte ich Ignaz, aber was würde geschehen, wenn ich zu Hause in Stuttgart dem Funkeln von Emirs grünen Augen ausgesetzt wäre? Oder, noch schlimmer, könnte ich es ertragen, wenn sich Emir in ein anderes Mädchen verlieben würde? Ich hatte echt schlaflose Nächte - na ja, es waren eher ein paar Minuten -, weil ich immer wieder daran denken musste, was Hubertus sagte. Zippi, sagte er, denk an den Esel zwischen den zwei Heuhaufen. Er ist verhungert, weil er sich nicht für den einen oder den anderen Haufen entscheiden konnte.
Vor Schreck, ich könnte Ignaz und Emir verlieren, fiel mir überhaupt nichts ein. Glücklicherweise kam dann Yasmina nachts im Mondschein und auf dem Brunnentrog sitzend auf die absolut glorreiche Idee, ich solle mir doch Bedenkzeit erbitten. Was ich tat.
Das Dumme war nur, dass genau am letzten Bedenkzeittag Nele auftauchte. Sie kam und mein Heimatlover Emir war hin und weg von ihr. Kaum hatte er sie erblickt, verkündete er mir, er würde sich um sie kümmern - was ja im Klartext die höchste Stufe der Verliebtheit bedeutet. Er sagte mir das, obwohl ich ihm noch überhaupt nicht mitgeteilt hatte, ich hätte mich gegen ihn und für Ignaz entschieden!
Er verliebte sich Hals über Kopf, obwohl Nele im Grunde genommen ganz und gar nicht sein Typ ist, weil sie ständig betreut und umsorgt werden muss und sehr feine blonde Haare hat. Und obwohl Emir und ich eine lange gemeinsame Vergangenheit haben, die uns zusammengeschweißt hat. Als meine Ma plötzlich die Fliege machte, hätte ich nämlich ohne Emirs Beistand den Schock seelisch nicht überlebt. Es half auch, dass mich seine Oma Sevde immer mal wieder an ihren großen weichen Busen drückte und mir mit ihren gefüllten Auberginen die guten Seiten des Lebens schmackhaft machte.
Trotz unserer langen und wunderbaren Vergangenheit also hat sich Emir Nele zugewandt. Ich kapier das nicht, wo Nele doch das genaue Gegenteil von mir ist. Gut, sie hat große blaue Augen. Aber sie hat hellblonde Wimpern, die sie nicht mal tuscht! Das sieht schweinchenmäßig aus, und ich kapier nicht, weshalb Emir sie trotzdem liebt.
Wie bereits erwähnt, hat sie dünne, absolut glatte Haare. Ich gebe zu, dass meine Haare ganz weit unten auf der Liste meiner persönlichen Pluspunkte stehen; meine Haare sind störrisch und struppig und kraus und überhaupt ganz furchtbar. Egal
wie sehr ich sie pflege, ähneln sie dem Besen eines Straßenfegers. Ich hab leider keine verführerisch glänzende Mähne, wie man sie immer in der Werbung bewundern darf. Nach langen Leidensjahren habe ich mich damit abgefunden, schließlich kann man nicht alles haben.
Zurück zu Emir, der für Nele entflammt ist. Es ist mir komplett unerklärlich, wofür es viele Gründe gibt. Zum Beispiel kann er meine Haare um den Finger wickeln und sie bleiben dann auch gewickelt. Das ist doch was anderes als glatte Schnittlauchhaare, die sich, kaum dass man sie loslässt, abwickeln. Wie kann man so was Lasches schön finden? Kapier ich nicht.
Obwohl Nele wie wir alle die gesunde Bergluft atmet, mag sie nicht essen. Sie schiebt ein Kartöffelchen, ein Karöttchen, ein Nüdelchen auf dem Teller hin und her und schaut’s an, als wär’s so eklig wie’ne Kakerlake, die ja ein wirklich unerfreuliches und echt
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