MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
wie Jahrhunderte zuvor den Lebensunterhalt der Menschen aus dem Dorf sicherte. Nicht einmal, als Cartwright das Nachbaranwesen erwarb und sogleich das alte Haus abreißen ließ, um auf dem Grund ein solch prachtvolles Gebäude zu errichten, das die Einheimischen in Staunen versetzte. Cartwright sei wie ein Pilz, der wie aus dem Nichts aus dem Boden schießt, eine Weile gedeiht, aber schließlich zugrunde geht, sagten seine Widersacher. Wie sehr hatten sie sich getäuscht. Eher noch als Mandeville wird Amerleigh zugrunde gehen, wenn ich nichts dagegen unternehme, dachte Roland.
Als sie durchs Dorf ritten, fiel ihnen auf, dass kaum Leute unterwegs waren. „Die arbeiten alle in der Cartwright Fabrik“, erklärte der Schmied, als Roland sich erkundigte. „Das war die einzige Arbeit, die sie kriegen konnten, nachdem Seine Lordschaft sie entlassen hatte.“
Nachdem er sich das Dorf angesehen hatte, besuchte Roland den Pächter der zu seiner Domäne gehörenden Farm, die stets die Bewohner des Herrenhauses mit Fleisch, Milch, Eiern und Futtermitteln für die Pferde versorgt hatte. Ben Frost trug ihm sogleich eine ganze Liste von Kümmernissen vor. Das Dach der Scheune war undicht, die Fensterrahmen am Farmhaus faulten, und, das Schlimmste, eine Mauer zur Straße war zusammengebrochen, sodass die Schafe von ihrer Weide immer wieder auf die Straße liefen. Seine Stimmung sank, doch Roland versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um diese Probleme zu beheben, und ritt weiter nach Browhill, um einen Blick auf das umstrittene Stück Land zu werfen.
In der Mitte des Minengeländes stand ein großes Pumpenhaus, das von mehreren Backsteingebäuden umgeben war. Eines davon hatte einen sehr großen Schornstein, aus dem sich eine hohe Rauchsäule erhob. Durch das Hufgeklapper aufmerksam geworden, kam ein Mann aus dem Gebäude herausgelaufen. Er war in mittlerem Alter und humpelte stark. Roland erkannte in ihm Job Bunty, der einst Jagdaufseher in Amerleigh gewesen war. Sein Bein war vom Schuss eines Wilderers verletzt worden, den er versucht hatte, zu stellen.
„Guten Tag, Lord Amerleigh“, grüßte er, als er Roland bemerkte. „Was kann ich für Sie tun?“
„Sie könnten mich herumführen“, antwortete Roland.
Bunty nahm eine Laterne, die in einer Felsnische stand, und zündete die Kerze darinnen an. „Hier entlang, Mylord.“
„Ist die Mine schon ganz erschlossen?“
„Nein, Mylord, aber der Stollen ist ungeheuer tief, etwa zweihundert Fuß, wenn nicht mehr. Nach dem vielen Regen der letzten Tage steht eine Menge Wasser im Schacht, die Pumpe bekommt nicht alles heraus. Passen Sie auf Ihren Kopf auf, Mylord, die Decke ist sehr niedrig.“
Die Laterne warf ein unheimliches Licht auf den engen Tunnel, der steil nach unten führte. Sie mussten hintereinander hergehen und noch dazu tief gebückt. Dann aber öffnete sich der Gang plötzlich zu einem riesigen Gewölbe. Vorsichtig machte Roland einen Schritt nach vorne, nahm Bunty die Laterne aus der Hand und ließ ihr Licht über den großen Hohlraum gleiten, dabei die Leiter betrachtend, die an der Seite angebracht war und unter seinen Füßen in der Dunkelheit verschwand. Er hob einen Stein auf und warf ihn in das Loch. Nach mehreren Sekunden erst hörte er ihn unten in Wasser aufplatschen. „Kehren wir um, dann können Sie mir das restliche Gelände zeigen.“
Sie verließen den Schacht und waren gerade im Begriff, sich zur Schmelzhütte zu begeben, als Charlotte angeritten kam. Die Männer erblickend stieg sie ab und eilte zu ihnen. „Was tun Sie hier?“, fragte sie, ohne sich lange mit Begrüßungen aufzuhalten.
„Mir ein Bild von der Lage machen“, antwortete Roland leichthin.
„Natürlich.“
„Oh, ich verstehe. Sie glauben also immer noch, das Stück Land hier gehöre zu Amerleigh.“
„Natürlich.“
„Sie irren. Ich hatte eigentlich erwartet, Ihr Anwalt habe Sie längst darüber aufgeklärt.“ „Er sagte mir, dass man es meinem Vater unter Bedingungen entrissen habe, die der Nötigung gleichkommen.“
„Ich weiß nichts von Nötigung.“
„Nein, ich kann mir vorstellen, dass Sie nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes kennen“, sagte Roland. „Aber ich kann Ihnen versichern, dass kein Gentleman einen anderen in solch rachsüchtiger Weise zur Zahlung getrieben hätte.“
Die Betonung des Wortes Gentleman entging ihr nicht. „Und kein ehrlicher Mann hätte seine Schulden verleugnet und sein Wort gebrochen“, gab sie
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