MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
Gesichts verbarg, tat ihren perfekten Zügen keinen Abbruch, sondern verlieh ihnen zusätzlichen Reiz. Wie hatte er sie bloß jemals für unattraktiv halten können? „Ist Ihnen denn nicht kalt?“
„Mir ist warm genug“, meinte sie schroff. „Ich kam nach draußen, um ein wenig frische Luft zu genießen.“
„Darüber bin ich froh, denn ich muss dringend mit Ihnen sprechen, Ihnen erklären …“
„Erklären? Sie müssen mir nichts erklären. Ich weiß auch so, dass Sie es selbst in den vergangenen sechs Jahren nicht gelernt haben, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt. Oh, aber ich vergaß, ich bin ja gar keine Dame, ich bin eine wilde Range. Wilde Rangen sind zäh wie ein Stück altes Leder, sie haben keinerlei Gefühle, man kann sie ungestraft beleidigen …“
„Sie verstehen nicht.“
„Was gibt es da misszuverstehen? Ich habe Sie laut und deutlich gehört.“
„Und seitdem hegen Sie ein Vorurteil gegen mich.“
„Sie sind selbstgefällig, wenn Sie das glauben, Mylord. Bis …“ Sie schluckte schwer. „Bis Sie ungebührlicherweise über mich hergefallen sind, hatte ich diesen Vorfall vergessen.“
„Über Sie hergefallen! So nennen Sie das also?“
„Wie sollte man es sonst bezeichnen? Niemand hat mir je derlei angetan.“
„Nein, darauf könnte ich wetten“, sagte er ruhig, denn er begriff plötzlich, dass man sie selbst als Kind wohl nur selten geherzt hatte. Er sehnte sich danach, sie wieder in den Armen zu halten und ihr die Liebe zu schenken, die man ihr bisher versagt hatte.
Charlotte schaute zu ihm auf, überrascht über den plötzlichen Wechsel in seinem Tonfall. Wie konnte er in einer Minute so verletzend und in der anderen wieder so sanft sein? Er machte ihr den Weg nicht frei, und sie verharrte unentschlossen. Sollte sie ihn bitten, zur Seite zu treten, oder sich einfach an ihm vorbeidrängen? Seine bloße Anwesenheit brachte sie durcheinander, nur mühsam bewahrte sie die Fassung. Wut war ihre einzige Waffe zur Verteidigung. „Ich bin überrascht, dass Sie die Frechheit besaßen, heute Abend zu kommen.“
„Ich dachte, ich sei eingeladen.“
„Das war, bevor …“
„Bevor was?“
„Bevor Sie mich beleidigt haben.“
„Ich wollte Sie keineswegs beleidigen.“
„Nein? Eine Frau zu küssen, obwohl man die Absicht hat, einer anderen einen Antrag zu machen, ist für mich eine Beleidigung beider.“
Er konnte ihr nicht widersprechen, ohne über Miss Brandon schlecht zu reden. „Sie verstehen nicht …“
„Ich verstehe sehr gut. Einen Wildfang kann man ruhig küssen, denn einem solchen Mädchen muss man ja nicht die Ehre und Höflichkeit erweisen, die einer Dame von Rang zustehen.“
Er lachte leise. „Einem wahren Wildfang würde das nicht so viel ausmachen.“
„Wenn Sie glauben, Sie bedeuten mir etwas, dann täuschen Sie sich, Mylord.“
„Oh nein, ich denke, ich bedeute Ihnen sogar sehr viel. Sollen wir herausfinden, wer recht hat?“
Bevor sie es verhindern konnte, hatte er ihr Kinn umfasst und betrachtete ihr Gesicht so aufmerksam, als wolle er sich jeden Zug einprägen. Sie versuchte sich zu wehren, doch war sie machtlos, als sich sein Mund auf den ihren senkte. Seine Hand ließ ihr Kinn los und legte sich um ihren Rücken, zog sie näher an sich und umschloss sie in einer Umarmung, die sowohl fest als auch zärtlich war. Sie spürte, wie sich ihr Mund wie von selbst öffnete und ihre Hände sich um seinen Nacken legten, als hätte sie keinen eigenen Willen mehr. Er hielt sie eine Sekunde, zwei Sekunden, eine Ewigkeit – sie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis sie plötzlich wieder zu Verstand kam und sich heftig zur Wehr setzte, mit beiden Fäusten auf ihn eintrommelte und undamenhafte Beschimpfungen ausstieß.
„Du hast das richtige Kostüm gewählt, das muss ich sagen. Du bist wahrlich eine grünäugige, kratzbürstige Katze. Zieh die Krallen ein, Kätzchen, von mir droht dir keine Gefahr.“
„Ich wünschte, ich könnte von Ihnen das Gleiche behaupten. Aber ausgerechnet als ehrenhafter Ritter präsentieren Sie sich. Das muss ein Scherz sein.“
Er lächelte schief. „Natürlich.“
„Wenigstens sind Sie ehrlich.“
„Ja“, sagte er, und seine Stimme verlor plötzlich jegliche Schärfe und wurde samtweich. „Ich bin so ehrlich, meinen Fehler einzugestehen.“ Er schaute zu ihr hinunter und sah im Licht des Mondes, dass sich ihre schönen Augen hinter der Katzenmaske geweitet hatten und ihn entsetzt
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