Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
is‘ ‘n Guter, aber er is‘ durch diese Sache zerbrochen. Nach außen hin isser stark und kräftig, innen drin isser weich und lieb.«
»Wie ging es weiter?«, fragte Nell sanft.
»Ja, man soll keine halben Sachen erzähl‘n, was? Das Ritual ging weiter. Mein Freund erzählt, dass Wölfe heulten und Lichter blitzten. Der Mann, der das Ritual anführte, war ein großer Magier. Er schrie den Vater immer wieder an, er soll sich endlich wehren, aber der war schon ganz schwach. Mein Freund erzählt immer wieder, dass dieser Mann einen Siegelring hatte. Dieser Ring leuchtete wie tausend Höllenfeuer, sagt er. Als dann alles vor bei war, hatte der Vater von meine m Freund den Verstand verloren. War völlig meschugge. Man ließ in einfach liegen , und mein Freund brachte ihn nach Hause zu seiner Familie. Danach verlor die Familie alles, was sie hatten. Der Vater starb im Armenhaus, die Mutter beendete ihr Elend von eigener Hand.«
Nell war erschüttert. »Und die Kinder?«
»Mein Freund wurde in ein Heim gegeben, wo man ihn schlug und peinigte. Einmal hat der Herbergsvater ihn aus’m zweiten Stock aus’m Fenster geschmissen und gebrüllt, er soll lernen zu arbeiten. Mein Freund riss aus und lebt e seitdem auf der Strasse. Von seiner Schwester weiß er nix mehr. Die blieb verschwunden. Is‘ wahrsche inlich auch tot! Und jetzt weißt du , warum du hier bist.«
Wölfe, Magie, ein Siegelring! Was hatte das zu bedeuten? Über Nells Rücken strichen eiskalte Finger.
Ein roter Siegelring!
Adrian Blackhole trug diesen Ring. Er war ihr sofort bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen.
»Vor ein paar Wochen erkannte mein Freund den Mann wieder, der seiner Familie das angetan hat. Auf jeden Fall glaubt er das. Er is‘ richtig bekloppt vor Rachelust. Er sah ihn auf ‘nem Plakat. Der Mann nennt sich heute Der Große Makabros und tritt überall auf. Er is‘ ‘n berühmter Zauberer. Einer, der ‘ne silberne Maske bei seinen Auftritten trägt, damit ihn niemand erkennt. Und an der Hand hat er den roten Siegelring. Mein Freund is‘ sicher, dass der Gesuchte dein Sir is‘. Und da du seine Liebste bist, will er sich rächen, indem ...«
Die letzten Worte hörte Nell nicht mehr.
Silbermaske!
Siegelring!
Wölfe!
Der misslungene Überfall vor dem Hall Inn.
Ihre Entführung.
Alles wurde klar und deutlich.
Liebe Güte, Sie war dabei gewesen, sich in einen Magier zu verlieben, einen , der Wölfe heulen lassen konnte, einen grausamen Mann, der Menschen in den Abgrund trieb. Konnte sie sich so in Adrian Blackhole getäuscht haben?
Sie war das Opfer einer Rache. Was würde man ihr antun?
Meggy starrte blind vor sich hin.
Auch in ihrem Gesicht fand Nell keine Antwort en .
10
Am nächsten Mittag war Bernard zwar noch nicht fieberfrei, aber er fühlte sich schon erheblich besser. Es bestand kein Zweifel daran, dass er dieses Wunder dem alten Franzosen zu verdanken hatte – und dessen Freunden .
Unter dem Hohlverband, den Margite ihm angelegt hatte, kribbelte und juckte es. Monsieur Margite hatte ihm eine Handvoll Maden auf die Wunde gelegt. Er hatte erklärt, dass diese Würmchen ausschließlich totes und schlechtes Fleisch fr aßen und danach einen Wirkstoff absonder te n, der entzündungshemmend war . Er hatte ihm empfohlen, den Verband vier Tage zu tragen und beim entfernen keinen Schreck zu kriegen. Die Maden würden um ein vielfaches gewachsen sein und sich vermehrt haben. Bernard hatte seinen Ekel niedergekämpft und war nun froh darüber, dem Alten vertraut zu haben. Sogar die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Ja, es war ein Wunder! Er würde seinen Arm behalten.
Neben seinem Lager stand ein Blechnapf. Darin schwamm ein halber Fisch in einer fettigen Soße. Sogar ein Löffel lag daneben. Meggy hatte sich um ihn gekümmert.
Benard stützte sich auf den gesunden Ellenbogen und hangelte nach der Mahlzeit, als Meggy das Zimmer betrat. Sie balancierte einen fleckigen Krug.
Ihre Augen waren verquollen und ihre Haare unfrisiert. Sie wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab und kniete neben Bernard. Ihre Finger fuhren durch sein Haar. Die ganze Zeit über schwieg sie.
»Oh, Meggy. « Bernard sank zurück und umarmte die Frau. Er zog ihren Kopf an seine Brust. »Oh, Meggy, es ist so schön, dich zu sehen.«
»Und du lebst. Das is‘ das wichtigste, lieber Bernard. Der Doktor hatte Recht mit seiner seltsamen Heilmethode«, flüsterte sie. »Ich hab‘ dir frisches Wasser mitgebracht.«
Er atmete den Geruch ihrer
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