Mythica 07 - Goettin der Legenden
damit auf sich? Duzen wir uns?«
»Wir duzen uns, und ich habe dich für eine ganz besondere und sehr wichtige Mission ausgewählt, Isabel.«
»Wenn ich nicht so tierisch nervös wäre, würde ich mich ja geschmeichelt fühlen. Und wenn Sie, Pardon, wenn du nicht so einen tollen Kaffee herbeigehext hättest, wäre ich längst schreiend davongelaufen.«
»Hast du nicht auch Hunger? Die Schicksalsgöttinnen haben mir erzählt, dass du sehr viel für Backwaren übrighast besonders für diese Dinger, die man vornehm als Beignets bezeichnet.«
Die Frau wollte schon wieder ihren Fingerschnipp-Trick vollführen, aber Isabel hielt sie auf. »So sehr ich es zu schätzen weiß – könnte ich vielleicht ein paar Fragen stellen, ehe du noch mal was aus der Luft herbeizauberst?«
»Du verdienst es, dass alle deine Fragen beantwortet werden.«
Isabel nahm das als ein Ja. »Bist du diejenige, die mich gerettet hat?«
»Ja.«
»Aber wie hast du das gemacht? Als ich auf dem Wasser aufgeschlagen bin und den Sicherheitsgurt nicht aufgekriegt habe, war mir klar, dass das nicht gut ausgehen kann. Und dann« – Isabel hielt die Hand hoch, wackelte mit den Fingern und gleichzeitig mit den in silbernen Pantöffelchen steckenden Zehen – »mir nichts, dir nichts, ist alles wieder in Butter, einfach so. Dabei war ich doch eigentlich ein hoffnungsloser Fall. Aber dann hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich, na ja, dass ich noch eine zweite Chance bekomme.«
»Du meinst also, du warst ein hoffnungsloser Fall? Ich würde eher sagen, du bist ein Glückspilz. Und ja, du hast eine zweite Chance bekommen, damit du dir gewisse Wünsche erfüllen kannst.«
»Hm, das erklärt dann ja wohl einiges.« Isabel blickte sich in der üppig grünen Landschaft um und sah zu dem dichten Wald jenseits des steinigen Strands hinüber. »Wir sind anscheinend nicht mehr in Oklahoma, was, Toto?«
»Toto?«
»Entschuldigung, das ist nur ein Zitat aus einem sehr bekannten Film, es sollte kein Affront sein. Aber du kennst anscheinend meinen Namen und weißt alle möglichen anderen Dinge über mich. Dürfte ich vielleicht auch erfahren, wie du heißt?«
»Man kennt mich unter dem Namen Coventina. Aber du kannst mich …«
»Coventina wie Coventina, Herrin des Sees? Wie die mythische Wassergöttin?«
Auf dem Gesicht der Frau erschien ein strahlendes Lächeln. »Dann bin ich also in deiner Zeit keineswegs vergessen! Merlin hat nämlich behauptet, ich wäre eine längst vergessene Legende.«
Isabel war fassungslos – der Schimmer, der die Frau umgab, ihre langen, goldenen Haare und die blauen Augen, die die Reinheit des Sees widerzuspiegeln schienen! »Du meinst das nicht ernst, oder? Irgendjemand will mich hier doch auf den Arm nehmen, richtig?« Sie sah sich um. »Wo sind die Kameras? Du hast sie echt gut versteckt, so was rieche ich sonst nämlich vier Meilen gegen den Wind.«
»Ich versichere dir, ich bin wirklich Coventina. Und es gibt keine Kameradinger, nicht dass ich wüsste, jedenfalls.«
»Jetzt hätte ich wirklich gern ein Beignet. Und möglichst mit …«
»… dunkler Schokolade. Selbstverständlich.« Wieder das Schnippen, und dann stand ein Festmahl vor Isabel. Die Beignets, ja, genau so, wie sie sie am liebsten hatte, aber außerdem auch noch gebratenen Schinken, Spiegeleier, Bratkartoffeln mit Zwiebeln, Paprika und Speckstreifen, genauso wie sie die Sachen selbst zubereitete. Das war zu schön, um wahr zu sein. Zu perfekt. Zu verrückt.
Andererseits war sie schlicht zu hungrig, um abzulehnen.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich total aus der Fassung bin«, sagte Isabel, nachdem sie sich die Finger abgeleckt hatte, und wollte aufstehen. Aber im gleichen Moment merkte sie, dass ihre Schuhe auf einen Wink der schönen Frau hin auf der Erde klebten, und als sie herauszuschlüpfen versuchte, stellte sie fest, dass ihre Füße darin feststeckten.
»Bitte hör mir erst mal zu«, sagte die Frau, die – falls die Geschichten stimmten, die sich um sie ranken – eigentlich um nichts hätte bitten müssen.
Isabel setzte sich wieder. »Entschuldigst du bitte, dass ich ein bisschen … ein bisschen perplex bin?«
»Ja, das verstehe ich.«
»Du hast mich aus dem Grand Lake gerettet.«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich dich brauche. Und ich hoffe, alles wird sich so fügen, dass ein paar von deinen Wünschen wahr werden – von deinem ›Sollte-könnte-wäre‹.«
»Ich bin offensichtlich am Leben, also nicht im Jenseits,
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