Mythica 07 - Goettin der Legenden
Aber natürlich passierte nichts dergleichen.
»Und Ihr werdet auch nicht an der Hochzeitszeremonie von James und Mary teilnehmen«, fuhr Gwen aufgeregt fort. »Es war alles meine Idee, und ich werde alles so machen, wie ich es für richtig halte. Oder die beiden können ihre Hochzeit nicht abhalten.«
Isabel hatte das Gefühl, geohrfeigt zu werden. Mary zitterte am ganzen Leib und hielt Isabels Hand fest umklammert. »Solltet Ihr Mary irgendetwas antun, werde ich sie und James einfach mit nach Dumont nehmen, da sind wir in Sicherheit. Sie hat sich absolut nichts zuschulden kommen lassen. Sie ist meine Zofe und hoffentlich auch meine Freundin. Ich werde nicht zulassen, dass Ihr sie dafür bestraft, dass sie ihre Arbeit gern gemacht hat. Und jetzt sagt mir, Königin Guinevere, wie soll es weitergehen?«
Wieder schwieg Gwen eine Zeitlang. Und dann krümmte sie sich plötzlich vor Lachen. Schockiert starrte Isabel sie an.
Eine ganze Weile später fasste Gwen sich wieder, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. Erst vor zwei Tagen war diese Komtess in ihr Schloss gekommen, und in dieser kurzen Zeit hatte sie so viele Herzen gewonnen, wie es Gwen in ihrer ganzen Zeit als Königin nicht gelungen war. Wie konnte das sein?
Außerdem hatte die Komtess sich mit einer Dienstbotin auf dem Boden herumgewälzt, und beide hatten dabei sehr glücklich ausgesehen.
Gwen hatte noch nie eine freundschaftliche Beziehung zu einer Dienstbotin gehabt. Um die Wahrheit zu sagen, war es ihr auch nie in den Sinn gekommen. Und momentan fühlte sie sich ohnehin nicht besonders gut. Sie bekam ihre Gefühle einfach nicht in den Griff.
»Ihr braucht Mary nicht zu beschützen, Komtess, ich habe nicht vor, ihr zu schaden«, beteuerte sie. »Das schwöre ich Euch. Wir werden in der großen Halle eine hübsche Zeremonie für das junge Brautpaar abhalten.«
Isabel, die sich wie eine Leibwächterin vor dem Mädchen aufgebaut hatte, beruhigte sich ein wenig. »Gut. Wir nehmen Euer Versprechen gern zur Kenntnis, Hoheit.«
Dann wandte sie sich an Mary. »Wollen wir auf den besten Knicks wetten, Mary? Zwei zu eins?«
Mary schüttelte entschieden den Kopf, und ihre roten Locken flogen. »Nein, Madam, ich glaube, wir haben die Geduld der Königin schon lange genug auf die Probe gestellt.«
»Aber nicht doch«, lenkte Gwen ein. »Falls ich ungeduldig geklungen habe, möchte ich mich dafür entschuldigen. Ich wollte Euch, Komtess, nur zeigen, was wir … was diese begabten Näherinnen mit ihren geschickten Händen bereits alles geschafft haben.«
Isabel sah sich um. »Ja, es geht wirklich schnell voran.«
Gwen lächelte. »Die Sachen für die Frauen müssten morgen früh fertig sein.«
Zufrieden bemerkte die Königin den anerkennenden Ausdruck auf Isabels Gesicht, doch dann fiel ihr wieder etwas anderes ein. »Aber Ihr versucht, mir Arthur wegzunehmen«, zischte sie.
»Meint Ihr das denn wirklich?«, fragte Isabel. »Das Gegenteil ist der Fall – ich habe versucht, Euch und den König wieder zusammenzubringen.«
»Das ist die Wahrheit, meine Königin!«, schaltete Mary sich ein. »James hat es gehört.«
»Du lügst!«
Isabel und Mary sahen sich an.
»Jetzt bezichtigt Ihr Mary, eine Lügnerin zu sein, und vorhin habt Ihr das Gleiche zu mir gesagt«, stellte Isabel fest.
Gwen ignorierte ihre Bemerkung. »Wir beginnen mit meiner Idee, so dass alle Frauen am morgigen Tag eine Stunde nach dem Frühstück Freizeit haben.«
Hoheitsvoll sah sie sich im Raum um, und die Näherinnen, die nervös ihre Arbeit unterbrochen hatten, machten sich sofort wieder ans Werk.
»Oh, Gwen, danke!«, rief Isabel und fiel der Königin spontan um den Hals. »Und es tut mir sehr leid, wenn ich schnippisch war.«
Gwen war verblüfft – wahrscheinlich hatte sie noch nie erlebt, dass eine Frau sich so unverhohlen freute. Aber in ihrem Inneren freute sie sich auch.
»Und was werden wir in unserer ersten freien Zeit machen?«, fragte sie Isabel.
»Tja, darauf bin ich nicht vorbereitet, Gwen, ich habe nicht erwartet, dass Ihr dieses Vorhaben so rasch in die Tat umsetzt«, erwiderte Isabel, klatschte in die Hände und rief: »Verzeiht die Störung, Frauen, aber ich würde gern eine Abstimmung durchführen.«
»Eine Abstimmung, Madam?«, fragte Mary hinter Isabels Rücken, denn sie hatte immer noch Angst, Gwen direkt gegenüberzutreten. Der Gedanke, dass die Königin ihre Dienstboten nur als Mittel betrachtete, um sich ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen,
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