Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt
erfolgreichen Tages wie neu geboren. Aber etwas fehlte ihm, da war eine Leere.
Cherzoon? fragte er in Gedanken und lauschte in sich, aber sein Dämon gab ihm keine Antwort.
Drudin suchte den Mittelpunkt von stong-nil-lumen auf und begab sich zum Schwarzen Stein. Als er davorstand, bildete sich auf der glatten, jedoch von Poren durchsetzten Fläche ein Gesicht. Es war das Gesicht des Alptraumritters Coerl O'Marn, den Drudin seinem Dämon unterworfen und dessen Gesicht er geraubt hatte.
Dieser mächtige Steinblock war das wirkliche Zuhause von Cherzoon, Drudins Dämon. Nur in dem Opferstein von stong-nil-lumen konnte er, so fern der Schattenzone, auf Dauer existieren. Hier hauste er schon seit urdenklichen Zeiten; der Schwarzstein war zu seiner zweiten Heimat geworden. Und aus diesem Stein war er auf Drudin übergesprungen, ohne jedoch völlig von ihm Besitz zu ergreifen.
»Wir haben gesiegt, Cherzoon«, sagte Drudin zu dem Dämon im Stein. »Jetzt steht uns beiden nichts mehr im Wege, die Lichtwelt zu erobern. Unsere Saat ist aufgegangen.«
»Nimm dich nicht zu wichtig«, sagte der Stein mit säuselnder Stimme. »Du bist niemand, Drudin, nichts als mein Handlanger. Aber solange du mir ergeben bist, solange dein Körper mich trägt, bleiben wir Partner. Du darfst jedoch nie vergessen, dass du sterblich bist. Ich dagegen werde so alt wie dieser Stein, in dem ich wohne.«
Drudin spürte Zorn in sich aufsteigen. Die offensichtliche Verachtung, die ihm Cherzoon, dem er immerhin gute Dienste leistete, entgegenbrachte, ärgerte ihn.
Darum sagte er: »Manchmal bezweifle ich, ob du wirklich so mächtig bist, wie du tust, Cherzoon. Du hast keine Allmacht, wo du nicht einmal imstande bist, einen Emporkömmling wie diesen Mythor einfach wie einen Wurm zu zerdrücken. Ich kann mir vorstellen, dass es Dämonen gibt, die weit über dir stehen.«
»Du wirst nie einen mächtigeren als mich kennenlernen«, sagte der Stein heftig. Das Gesicht verschwand, und gleich darauf spürte Drudin, wie Cherzoon wieder in ihn fuhr, um seinen Körper zu übernehmen. Jetzt war er mit dem Dämon wieder eins. Eine Zweiwesenheit mit tausend Gesichtern in einem Körper.
»Mythor stellt kein wirkliches Problem dar«, sagte Drudin einsichtig. »Wir haben ihm die vier Todesreiter nachgeschickt, die dafür sorgen werden, dass er seinem Schicksal nicht entgeht.«
Drudin verschwendete keinen Gedanken mehr an diesen Emporkömmling, der sich berufen fühlte, das Erbe des Lichtboten anzutreten. Er wandte sich seinen zwölf Oberpriestern zu, die fast zu Tode erschöpft waren.
Die Schlacht war gewonnen, die Länder jenseits der Yarl-Linie waren für die Eroberung reif, und auf seine Priesterschaft wartete viel Arbeit.
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