Mythor - 049 - Der Drachensee
katzengewandt. Es galt, auf der Hut zu sein.
O’Marn griff an.
Er hatte eine schwere Keule in der Hand, mit der er Mythor auf den Boden schleudern wollte.
Mythor nahm alle Kraft zusammen; er sprang senkrecht in die Höhe. Die Keule beschrieb einen weiten Bogen, senkte sich, zischte unter Mythors Füßen durch und stieg mit der gleichen Bewegung in die Höhe. O’Marn hatte einen Rundschlag angesetzt, der in einer fließenden Bewegung zu einem furchtbaren Hieb von oben nach unten umgewandelt werden sollte. Mythor brachte sich vor diesem herabsausenden Geschoß gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, dann schlug er mit Alton zu.
Er spürte das Zusammentreffen der beiden Waffen in jedem Muskel seines Oberkörpers. Es fühlte sich an, als habe er einen Hieb gegen eine stählerne Wand geführt. So hart war der Zusammenprall, dass Mythor fast glaubte, seine Schulter sei geborsten.
O’Marn fletschte die Zähne und riss an der Keule. Mythor spürte den Zug, er widersetzte sich mit aller Kraft. Alton glitt aus dem klaffenden Spalt, den das Schwert in die Keule geschlagen hatte, Mythor stolperte und stürzte auf den Boden. Er dachte keinen Augenblick lang nach, sondern rollte sich geschwind zur Seite. O’Marns schwere Keule krachte auf den Boden. Die Felsplatte barst, Splitter flogen durch die Luft. Der nächste Hieb zerschmetterte einen Teil der steinernen Brüstung des Tores.
Ein Drachentöter, der den verzweifelten Versuch unternahm, O’Marn meuchlings zu töten, flog nach einem Fausthieb des Alptraumritters wie eine hohle Puppe zur Seite und landete im Wasser.
Mythor atmete schwer.
Jetzt war es für ihn klar: Der Mann, der ihm gegenüberstand, war Coerl O’Marn selbst, der eisenharte, gefürchtete Kämpfer. Cherzoon hatte ihn aus seiner Gewalt entlassen und dem unersättlichen Kampfeswillen des Ritters freien Lauf gelassen – das erwies sich zu Mythors Schrecken als wirksamer.
Der Kampf begann zu einer klaren Niederlage Mythors zu werden. Er musste springen wie ein Hase, um von O’Marns grässlicher Keule nicht zerschmettert zu werden. Altons Hiebe fing O’Marn entweder auf, oder er unterlief sie mit einer Geschicklichkeit, die kaum zu glauben war. Und zwischendurch fand O’Marn immer wieder ein paar Augenblicke Zeit, in die Reihen der anderen Kämpfer hineinzuspringen und furchtbare Lücken in die Verteidigung der Drachentöter zu schlagen.
Es war in einem dieser kurzen Augenblicke, die Mythor Zeit zum Atmen und zum Überlegen gaben, dass Mythor No-Ango zu Gesicht bekam.
Der Rafher drang auf Oburus ein, der sich mit einer Schar von Drachenanbetern umgeben hatte, die sich immer wieder zwischen ihn und No-Ango warfen. Offenbar hatte der Todesreiter vor dem Rafher-Deddeth einen gehörigen Respekt. Entsprechend eifrig versuchte No-Ango, an den Todesreiter heranzukommen.
Was daraus wurde, konnte Mythor nicht sehen. Erneut wurde er von O’Marn bedrängt. Ein Hieb mit der Keule verfehlte Mythor nur um Haaresbreite, ein wenig von der Wucht des Schlages bekam er dennoch mit. Der Hieb streifte Mythors Helm und ließ ihn taumeln – und nur deshalb entging er dem nächsten Hieb von O’Marn, der ihm mit Sicherheit die Hirnschale zerschmettert hätte.
Unerhört geschickt war Coerl O’Marn, dazu erfüllt von einer schier unerschöpflichen Kraft und Ausdauer. Immer wieder wurde er bedrängt, immer wieder fegte er die Angreifer zur Seite.
Mythor versuchte, einen Schlag am Bein des Todesreiters zu landen, und zum ersten Mal traf Mythor richtig. Dennoch reichte der Angriff nicht aus, O’Marn entscheidend zu schwächen. Trotz der Verletzung brachte es O’Marn fertig, zu einem Fußtritt auszuholen, der Mythor ein weiteres Mal von den Beinen riss .
Wenn der Kampf in dieser Weise weiterging, würde von der Torburg nichts weiter übrigbleiben als ein Haufen zertrümmerter Felsen. O’Marns Hieb zertrümmerte die Felsplatte, auf der Mythor gelegen hatte. Der Sohn des Kometen kam wieder auf die Beine, sprang O’Marn an und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.
Heißer Schmerz zuckte durch die Hand, und es fehlte nicht viel, dann hätte Mythor Alton fahrenlassen müssen. So schaffte er es gerade noch, sich in Sicherheit zu bringen, bevor ein tobender O’Marn mit einem wahren Sichelhieb ein halbes Dutzend Männer von den Beinen riss und in den See schleuderte. Erst jetzt erkannte Mythor, dass O’Marn bislang noch gar nicht mit voller Wut und Verbissenheit gekämpft hatte. Erst der Schmerz von Mythors Treffern
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