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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Krächzen der Drachen hoch in den Lüften klang unten wie Donnerschlag.
    Mythor und Luxon steuerten das Boot zu Flüsterhands Wohnsitz hinüber. Es dauerte nicht lange, bis das Dämonenhaupt in Sichtweite kam. Vor dem Eingang lag ein halbes Dutzend Boote, ausnahmslos verlassen.
    »Offenbar sind wir nicht die einzigen, die etwas von Flüsterhand wollen«, stellte Sadagar trocken fest.
    Sie vertäuten das Boot, dann stiegen sie aus. Der Gang war leer. Sie stießen erst wieder auf Menschen, als sie Flüsterhands Audienzraum erreichten. Zwei Dutzend Drachentöter saßen dort, müde und zerschunden. Sie warteten auf irgend etwas.
    Flüsterhand saß auf seinem Polster und rührte sich nicht.
    Mythor trat vor den Stummen Großen und sah ihn an. »Draußen ballt sich ein Schwarm von Drachen zusammen, die bald den Himmel verdunkeln werden«, sagte Mythor. »Was weißt du darüber? Was kannst du tun?«
    Wieder begann das geheimnisvolle Spiel der Finger, mit dem sich die Stummen Großen zu verständigen wussten .
    »Bist du bereit, nach Logghard zu gehen?« ließ Flüsterhand anfragen.
    »Zu meinen Bedingungen«, sagte Mythor. »Nur zusammen mit meinen Freunden.«
    Lange schwieg der Stumme Große, dann machte er eine Geste, die Mythor im ersten Augenblick verblüffte. Sie bedeutete Zustimmung.
    »Ihr alle sollt den Raum verlassen«, ließ Flüsterhand durch seinen Diener sagen.
    Mythor presste die Zähne aufeinander. War es nicht gemeiner Verrat, die Drachentöter zurückzulassen – noch dazu in so verzweifelter Lage? Seltsam, dass keiner der zwei Dutzend Männer und Frauen ein feindseliges oder vorwurfsvolles Gesicht zeigte. Sie waren nur entsetzlich müde.
    Die Drachentöter gehorchten schweigend. Sie verließen den Raum, auch der Übersetzer.
    Mythor, Sadagar, Luxon und Hrobon blieben bei Flüsterhand. Mit kargen Gesten bedeutete Flüsterhand ihnen, dass sie sich in der Mitte des Raumes aufstellen sollten – mit dem Rücken zu ihm.
    Mythor zog die Brauen in die Höhe, aber er sagte nichts. Er war gespannt, wie der Hohe Ruf aussah.
    Brachte es Flüsterhand vielleicht fertig, eine Art Weg zu schaffen, der über die normalen Wege hinausging? Oder war er im Besitz eines geheimnisvollen Gefährts, das es an Schnelligkeit mit dem Wind aufnehmen konnte?
    Dann spürte Mythor, wie sich die Umwelt vor seinen Augen gleichsam zu verflüchtigen begann. Er wusste in diesem Augenblick, dass er ein paar Herzschläge später in Logghard herauskommen würde – auf welche Art und Weise auch immer.
    Logghard, die Ewige Stadt. Was würde dort auf Mythor und seine Freunde warten?
    *
    Sie sahen hinauf zum Himmel und schwiegen furchtsam. Immer gewaltiger war der Schwarm der Drachen geworden. Es mussten schon einige hundert sein, und es wurden immer mehr.
    Die Menschen in den Ruinen von Erham hielten die Drachenschwirren in den Händen, aber sie benutzten sie nicht. Noch griffen die Drachen nicht an.
    Längst waren die Fronten verschwunden. Es gab weder Freund noch Feind, es gab nur noch die Drachen und die Menschen, die sich unter ihrem Schwarm duckten und sich bang fragten, was aus ihnen werden würde. Ein paar Todeskühne waren damit beschäftigt, das Schlachtfeld zu reinigen. Auf breiten Kähnen stakten sie durch die Fluten und sammelten die ein, die den Kampf um Erham mit dem Leben bezahlt hatten.
    Es waren drei, zwei Alte und ein Junger. Sie kannten sich nicht, hatten sich nie zuvor gesehen. Es war reiner Zufall – oder Bestimmung durch die Mächte, die dem Leben auf dieser Welt geboten –, dass von jeder der drei großen Gruppen einer an Bord war, ein Anbeter, ein Bändiger, ein Drachentöter. Der Drachentöter war der Jüngste, er bediente die lange Stange. Kerben waren darin zu erkennen. Auch um diesen Kahn war gekämpft und gestorben worden.
    Auf dem vorderen Teil des Kahnes lagen die Toten. Es war ein Anblick des Grauens, er entsprach den Schrecken einer so grauenvollen Schlacht.
    »Sie kommen tiefer«, sagte der Bändiger. Er hielt eine Schwirre einsatzbereit in der Hand.
    Die anderen sahen sich an. Man konnte sie nun deutlich sehen, längst konnte man sie nicht mehr zählen. Es waren mehr als genug, um jeglichem Leben auf dem Drachensee den Garaus zu machen.
    »Machen wir weiter?«
    Die beiden Alten nickten.
    Es war ein Anblick, wie er nur auf den Drachensee denkbar war – und nur hier lebten Menschen, die ihn ertragen konnten.
    Ein flachbordiger Kahn, darauf drei dunkle Gestalten. Vor ihnen die weite Wasserfläche, auf der reglos

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