Mythor - 051 - Vorstoß in die Schattenzone
Sohn Rhiads, der rechtmäßige Shallad, und ich bin gekommen, um Hadamur vom Thron zu stoßen und mir mein Recht zu nehmen.«
Luxon erwartete einen Wutausbruch Gamheds, doch statt dessen sah er in dessen Gesicht ein Mienenspiel, als ob er in einem heftigen Widerstreit der Gefühle stünde. Alle warteten gespannt auf eine Äußerung des Silbernen, doch dazu kam es nicht mehr.
Der Himmel über Logghard hatte sich allmählich verfinstert. Die Schwarze Hand hatte wieder nach der Ewigen Stadt gegriffen und sich über sie ausgebreitet.
Plötzlich erbebte die von schwarzen Wolken der Düsterzone durchsetzte Luft. Ein Heulen hob an, das immer schriller und lauter wurde. Es gab einen Knall, dem ohrenbetäubendes Krachen folgte. Der Palast wurde wie von einem Beben erschüttert.
»Was war das?« schrie Kalathee entsetzt.
»Ein Himmelsstein«, erklärte Vangard. »Der Meteorit muss ganz in der Nähe eingeschlagen haben.«
Von unten erklangen Schreie, als die Menge, die Albion gehuldigt hatte, in panischem Entsetzen auseinanderstob.
Neuerlich wurde die Luft von schrillem Heulen erfüllt. Und diesmal konnten sie von der Aussichtsplattform sehen, wie mehrere Meteoriten ihre leuchtende Bahn durch die Wolkengebilde der Schwarzen Hand zogen. Gleich darauf erfolgten mehrere Einschläge fast gleichzeitig. Neuerlich wurde der Palast in seinen Grundfesten erschüttert.
Einer der Himmelssteine traf einen Wehrturm, der nur einen Bogenschuss vom Palast entfernt war. Zuerst zerriss er die Saiten der Windharfen, knickte die Masten und durchteilte dann das Mauerwerk des Turmes, das von der Wucht des Aufpralls förmlich gesprengt wurde. Zurück blieben nur ein Trümmerhaufen und ein großer, tiefer Krater, aus dem ein unheimliches Glühen kam, nachdem sich die Staubwolken verflüchtigt hatten.
»Das sind die Vorboten, die den Großangriff der Dunkelmächte ankündigen«, erklärte Vangard mit düsterer Miene. »Ich muss zurück ins Gildenhaus…«
»Nimm Kalathee und Samed mit!« verlangte Luxon. »Vielleicht können sie sich bei dir nützlich machen.«
»Luxon, lass mich an deiner Seite bleiben!« bat Kalathee.
»Ich habe anderes zu tun, als mich um deinen Schutz zu kümmern«, erklärte Luxon barsch. »Geh mit Vangard und nimm Samed mit!«
Kalathee verbarg ihre Enttäuschung nicht, aber sie fügte sich. Gerade als sie sich anschickte, sich zu Vangard zu begeben, näherte sich Hufgetrappel. Es hörte sich an, als würde über die Dächer des Palasts ein großes Reiterheer auf sie zukommen.
Sie duckten sich unwillkürlich und starrten in die Richtung, aus der das Donnern der Hufe kam. Für einen Moment tauchte durch die Wolkenfetzen eine große Schar berittener Krieger auf, die drohend ihre Waffen schwangen.
Gamhed zog sein Schwert. Doch kaum hatte er es zur Abwehr erhoben, da löste sich der Spuk auch schon wieder auf. Die Reiter waren nicht mehr zu sehen, nur das donnernde Hufgetrappel fegte über sie hinweg und verlor sich dann allmählich in südlicher Richtung.
»Das waren die Geisterreiter aus dem Hochmoor von Dhuannin«, sagte Sadagar in die folgende Stille. »Es scheint, als hätten die Caer-Priester sie nur darum den Spiegeltod sterben lassen, um sie auf der Straße des Bösen und durch eine andere Welt nach Logghard zu führen. Wir sind ihnen auf der Straße des Bösen schon begegnet, ohne jedoch zu ahnen, mit welchem Ziel sie unterwegs sind.«
»Sind es nicht Kämpfer der Lichtwelt?« fragte Gamhed verständnislos. »In diesem Fall sollten wir von ihnen nichts zu befürchten haben. Sie wären sogar eine Verstärkung für uns.«
»Unterschätze die Macht der Schwarzen Magie nicht«, erwiderte Vangard. »Sie vermag zu blenden und die Wirklichkeit zu verfälschen. Diese Geisterreiter werden Logghard nicht als Bastion der Lichtwelt erkennen. Wir müssen damit rechnen, dass sie uns für Feinde halten. Vielleicht kann hier ein Gegenzauber helfen… Ich muss ins Gildenhaus!«
»Schließt euch an!« befahl Luxon Kalathee und Samed, als diese zögerten.
Vom Süden näherte sich wieder das Donnern von Pferdehufen, ohne dass die Reiter zu sehen waren, die diesen Lärm verursachten. Kaum war das Hufgetrappel verklungen, als vom Aussichtsturm der Ruf ertönte: »Drachen im Anflug!«
»Es geht los«, sagte Gamhed. »Die Entscheidungsschlacht um Logghard beginnt, noch bevor der Tag Null dämmert.« Der Silberne wandte sich Luxon, Sadagar und Hrobon zu. »Seid ihr bereit, eure persönlichen Händel zu vergessen und euch in den
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