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Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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zu scheuen hatten, gingen ihren Tätigkeiten im Schutz der Dunkelheit nach. Das Laster blühte. Und mehr als einmal zogen es die drei Suchenden vor, kurz in den Schatten zwischen Häusern auszuweichen, wenn trunkene und streitsüchtige Kriegerinnen in Scharen durch die Gassen streiften. In einem Hausgang lehnte eine unglaublich fette Frau und bot Scida und Kalisse die Liebeskraft »ihrer« Männer feil, was Gerrek zu einer empörten Redeflut veranlaßte, in der es vorwiegend darum ging, den Männer die versagte Gleichberechtigung zu verschaffen. Ehe sein Gezeter wütende Frauen auf den Plan rufen konnte, hatte Kalisse ihn zum Schweigen gebracht, indem sie mit gesunder und eiserner Hand zupackte und dem Beuteldrachen das Maul fest umschloß.
    Jetzt murmelte Gerrek fortwährend irgend etwas vor sich hin und beschimpfte abwechselnd die Nacht, Spayol und jene Kuttenträgerinnen, die seiner Ansicht nach Mythor von Bord geschafft hatten. Die beiden Amazonen begannen sich langsam zu fragen, ob Gerrek nicht einer Sinnestäuschung zum Opfer gefallen war. Denn wie sollte der unter den Trümmern des Tempels der Schwarzen Mutter begrabene Tote an Bord der Sturmbrecher gekommen sein? Man mußte ihn wohl geborgen haben, sonst hätte man Scida nicht seine Kunakkleidung zurückgeben können, aber dann hatte die Sturmbrecher auch schon abgelegt. Es war keine Zeit geblieben.
    Außer, es war ein Zauber verwendet worden…
    Und da war auch noch der Ring… wie hätte er auf die Decksplanken des Kampfschiffs geraten sollen? Dennoch wurde Kalisse den Verdacht nicht los, daß es sich allenfalls um einen Leichnam handelte, der aus irgend welchen Gründen nach Spayol geschifft worden war.
    Aber Scida hoffte immer noch…
    Plötzlich erstarrte der Beuteldrache. Aus dem Schatten war eine Hand aufgetaucht, hatte frecherweise in seinen Bauchbeutel gelangt und verschwand wieder. Schnelle Schritte erklangen und verhallten zwischen den Häusern, die sich eng aneinanderdrückten.
    »He!« kreischte Gerrek. »Stehenbleiben, unverschämter Dieb! Bleib sofort stehen, oder ich fresse dich auf!«
    Spöttisches Gelächter verklang.
    Scida und Kalisse brachen in unterdrücktes Gelächter aus. Die Zunft der Diebe gab es, wie in jeder menschlichen Ansiedlung, auch in Spayol, und ausgerechnet Gerrek war bestohlen worden! Gerrek, der selbst unter einer geradezu krankhafter Sucht litt, ganz nebenher vielerlei brauchbare und unbrauchbare Dinge mitgehen zu lassen und in seinem Bauchbeutel zu verstauen, bis alle paar Tage dieser Beutel überzuquellen drohte und eine großangelegte Entrümpelungsaktion erfolgte.
    »Was lacht ihr?« schalt der Mandaler. »Man hat mich bestohlen!«
    »Dergleichen geschieht«, murmelte Kalisse grinsend. »Du solltest deinen Beutel vielleicht zunähen.« Es folgt eine ihrer berüchtigten Anzüglichkeiten, mit denen sie häufig Mythor die Röte ins Gesicht getrieben hatte.
    Gerrek winkte heftig mit beiden Armen ab. Seine Glubschaugen waren in ständiger Bewegung. »Seht mal, dort!« schrie er laut durch die Nacht. »Da ist eine!«
    Er streckte einen Arm aus und deutete mit krallenbewehrtem Zeigefinger auf eine Gestalt, die ruhig und gemessenen Schrittes die Straße überquerte.
    Die Gestalt trug eine Kapuzenkutte, die auch das Gesicht vollkommen überschattete.
    Der Mandaler schrie einen wilden Kampfschrei in die Nacht, jagte einen Feuerschwall gen Himmel und stürzte mit geballten Fäusten auf die Gestalt zu.
*
    »Ich werd’ verrückt«, murmelte Kalisse und starrte hinter dem Beuteldrachen her. »So wild hat er sich nicht einmal gebärdet, als einer aus Yacubs Brut ihn in die Nase biß!«
    Die beiden Frauen folgten ihm. Gerrek hatte die verhüllte Gestalt erreicht und hielt sie am Arm fest. »Habe ich dich endlich!« kreischte er. »Du bist eine von denen!« Er begann heftig an der Kapuze zu zerren.
    Jetzt kamen Scida und Kalisse heran. Scidas Hand umklammerte Lacthy. »Wer ist das?« fragte sie schroff.
    »Siehst du das nicht?« trompetete der Mandaler. »Eine von Sosonas sauberen Helferinnen! Sie war dabei, als sie Honga von Bord schleppten! Die gleiche Kutte!«
    Scida zog das Schwert. »Du hattest also recht«, murmelte sie erschüttert.
    Gerrek hatte es jetzt geschafft. Er riß die Kapuze zurück. Der Kopf der Frau, die nicht eine einzige Bewegung der Abwehr oder der Flucht getan hatte, wurde freigelegt.
    »Ha!« schrie der Mandaler.
    Kurzgeschnittenes, dunkles Haar wurde sichtbar, darunter ein blasses, schmales Gesicht. Scida

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