Mythor - 084 - Stadt der Amazonen
echter Mandaler.«
»Schweig lieber wie ein Toter«, murmelte Kalisse.
»Da habe ich keine Erfahrungen. Ich weiß nicht, wie ein Toter schweigt«, rief der Beuteldrache.
»Wenn du nicht augenblicklich still bist, wirst du diese Erfahrung noch hier und heute machen«, drohte Kalisse an.
»Ihr seid frei, wenn ihr schweigt«, sagte Tertish. »Ich rechne auf eure Hilfe. Ihr könntet euch als Kämpferinnen für die Arena melden und so Näheres über Mythors Verbleib erfahren.«
Scida nickte knapp.
»Kämpferinnen?« zeterte Gerrek. »Ich bin keine Kämpferin, sondern ein Kämpfer!«
»Das«, sagte Kalisse deutlich, »läßt sich notfalls rasch ändern. Du wirst danach allerdings eine Tonlage höher sprechen…«
»Wir werden sehen, was sich machen läßt«, versprach Scida. »Auch uns ist sehr daran gelegen, daß Mythor befreit wird.«
»So kann ich nur hoffen, daß es uns die Matria nicht zu schwermacht«, sagte Tertish. »Nur mir allein kann sie nichts mehr anhaben…« Nachdenklich betrachtete sie den Stern in ihrer Handfläche.
Nicht viel später betraten die gerüsteten Kämpferinnen der Matria das Schiff, besetzten es und nahmen Tertish, Gorma und Gudun in Gewahrsam, um sie in den Matria-Palast zu bringen.
Und niemand hinderte Mythors Gefährten, ebenfalls das Schiff zu verlassen.
Sie mußten den Sohn des Kometen finden - irgendwo in der Arena.
Falls er noch lebte…
*
»Gilt die Wette also?« fragte Jama und streckte die Hand aus. »Drei Silberstücke auf die Schuld der Narein-Amazonen!«
Ciffa, die Arenakämpferin, überlegte sorgfältig. Seit ein paar Stunden wanderte Jama durch die Straßen Spayols und bot entsetzlich riskante Wetten zum Thema Überfall auf den Traumpalast an. Ciffa wußte von bereits über fünfzehn Wetten, die allein mit Arenakämpferinnen abgeschlossen worden waren; wie viele der anderen Spayolerinnen bereits gewettet hatten, war nicht abzusehen. Wenn Jama dabei einen guten Schnitt machen wollte, mußte sie ihrer Sache sehr sicher sein und ein waghalsiges Spiel betreiben.
Sie konnten die Straße, die vom Hafen zum Palast führte, bequem einsehen. Ciffa überlegte immer noch. Drei Silberstücke war ein hoher Betrag. Wenn sie siegreich kämpfte, erhielt sie von ihrer Kamize zum Tagesende ein Silberstück. Drei Tagelöhne also… vorausgesetzt, sie kam zum Zuge und gewann darüber hinaus.
Narein … Nein, entschied sie. Die Kriegerinnen von Burg Narein hatten keinen Grund zu solch frevelhaftem Tun, und sie mußten sich auch hüten, die Ungnade der Matria hervorzurufen, bei der sie zu Gast waren. Nur zu leicht konnte aus dem Schlichtungsversuch eine Verurteilung werden.
»Ich setze gegen die Narein-Schuld«, sagte Ciffa.
»Drei Silberstücke. Die Wette gilt«, sagte Jama und besiegelte sie durch Handschlag.
Das war der Moment, in dem auf der großen Straße vom Hafen her Rüstungen klirrten. Eine Gruppe Matria-Kriegerinnen erschien mit drei anderen Amazonen in ihrer Mitte und marschierte in Richtung des Palasts.
»Was ist da los?« schrie Ciffa, die etwas zu ahnen begann. Ihre Frage wurde weitergegeben, und die Antwort kam alsbald auf dem gleichen Wege zurück.
»Die Matria ließ drei Amazonen von der Sturmbrecher festnehmen, weil sie den Traumpalast überfielen…«
Über Ciffas Gesicht flog ein breites Grinsen. Die hagere Kriegerin wandte sich Jama zu, die auffallend blaß geworden war, und streckte die Hand aus.
»Drei Silberstücke, Jama…«
*
Mythor fühlte, wie die Bewegung in seinen Körper zurückkehrte. Der Bann der Hexe Sosona wich allmählich.
Er öffnete die Augen langsam. Ein seltsames Halbdunkel herrschte um ihn her. Er hatte geschlafen. Wie lange, konnte er auch diesmal nicht sagen. Er war eingeschlafen, noch während er transportiert worden war; offenbar hatte die Befragung seines Geistes durch die Eaden ihn so ermüdet, daß ihn selbst seine Spannung nicht hatte wach halten können.
Vorsichtig bewegte er die Finger. Es ging nur langsam, aber immerhin - es ging. Die Lähmung wich, er konnte sich wieder bewegen.
Das konnte nur bedeuten, daß etwas geschehen würde. Das Warten fand ein Ende.
Aber was kam jetzt? Weitere Gefangenschaft? Freilassung? Oder der Tod?
Langsam bewegte er auch den Kopf und versuchte mehr von seiner Umgebung zu erkennen. Irgendwo in der Nähe brannte eine Fackel und spendete ein Ungewisses Licht.
Auf ihm lag Alton, das Gläserne Schwert, in seiner Scheide. Er hatte die Waffe die ganze Zeit über bei sich gehabt. Die Hexe war
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