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Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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die nötige Zufriedenheit wieder herzustellen. Und diese drei Becher waren jetzt leer.
    Die Luft draußen in der Nacht war erfrischend, aber warm genug. Noch regierte der Sommer in Vanga.
    Die hagere Kriegerin mit dem silbernen Haar sah sich um. In der Taverne hielt sie nichts mehr. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis dort Streit ausbrach und die Waffen sprachen. Drei Amazonen der Sturmbringer waren wie ein Wirbelwind eingefallen und prahlten mit ihren Heldentaten. Verächtlich sahen sie auf die »Landratten« herab, und es konnte nicht mehr lange währen, bis diese sich dies energisch verbaten.
    Ciffa verzog das Gesicht. Sie hatte Besseres vor, als sich für nichts mit anderen zu schlagen. Ihr Ruhm wohnte in den Arenen von Spayol, nicht in den Schänken. Niemals hatte man Ciffa betrunken gesehen, niemals hatte sie die Beherrschung verloren. Das machte sie stark.
    Sie setzte langsam einen Fuß vor den anderen und spazierte durch die Nacht. Hier und da lagen betrunkene Frauen vor den Schänken, andere taumelten singend und grölend durch die Gassen. Aus einem Haus erklangen gellende Schreie. Der Stimme nach war es ein Mann. Vielleicht verprügelte eine angetrunkene Spayolerin ihr »Männchen für alles«, vielleicht geschahen schlimmere Dinge. Ciffa wußte es nicht, aber sie war auch nicht daran interessiert, es in Erfahrung zu bringen. In manchen Vierteln Spayols war es gefährlich, zu viel zu wissen.
    Sie sah zum Hafen hinüber, wo die Sturmbrecher vor Anker lag, und bedauerte, daß sie die sagenumwobene Burra doch nicht sehen konnte. Burra befand sich nicht an Bord. Es hieß, sie sei mit der Zaubermutter Zaem unterwegs zum Hexenstern.
    Ciffa hätte einiges darum gegeben, einmal einer Zaubermutter so nah zu kommen.
    Da stockte ihr Schritt.
    Was war das, was sich um die Sturmbrecher wob? Jene wesenlose Schwärze, die sogar den Schall schluckte?
    Unwillkürlich griffen Ciffas Hände zu den Schwertgriffen. Dort mußte etwas geschehen sein, was das Licht scheute. Doch noch während sie hinübersah, begann die Schwärze sich aufzulösen, zu zerfließen wie aufreißender Nebel.
    Und drei Gestalten lösten sich aus der Nähe des mächtigen Schiffes und drangen langsam vor.
    Ciffa erkannte im schwachen Sternenlicht zwei Amazonen, halb gerüstet, als seien sie in aller Eile aus dem Schlaf geschreckt worden, und ein nicht menschliches, großes Wesen mit annähernd birnenförmigem Leib und einem Drachenschädel. Es ging aufrecht und war mit einem kurzen Schwert bewaffnet, war also kein Tier, wie es in vielfältigen Formen in den Arenen zu finden war.
    Ciffa fragte sich, was geschehen sein mochte, als ein Lichtschimmer den Helm einer der beiden Amazonen traf und das Zeichen der Zeboa aufschimmern ließ.
    Erregung packte die Arenakämpferin. Auch sie war eine Amazone der Zeboa. Sie war gespannt, was die Waffenschwester beabsichtigte, denn die drei Gestalten erweckten den Anschein, als verfolgten sie jemanden.
*
    Gedämpfte Stimmen erklangen, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Verhüllte Gestalten waren gekommen, hatten eine große Decke über ihn geworfen und ihn darin eingewickelt, daß er kaum noch Luft bekam. Und immer noch lag der Zauberbann über ihm, so daß er sich nicht zu wehren vermochte.
    Man beförderte ihn, soviel wurde ihm klar. Immer wieder schaukelte er hin und her. Hände griffen nach ihm. Er wurde getragen.
    Wohin?
    Niemand verriet es ihm, und irgendwie spürte er, daß ein eigenartiger Zauber über diesem Transport lag. Einmal griff eine fremde Hand so fest und heftig über seine, daß ihm der Ring vom Finger gestreift wurde.
    Vinas Ring! schrien seine Gedanken entsetzt. Die letzte Verbindung zu Fronja! Er besaß sie nicht mehr, sie war verloren!
    Und Mythor, der im Bann erstarrte, war der einsamste Mensch der Welt, denn nun gab es für ihn auch die letzte Möglichkeit nicht mehr, Fronja zu erreichen!
    Wohin brachte man ihn? Was hatte man mit ihm vor?
*
    »Verschwunden!« stöhnte Gerrek. »Sie sind fort, untergetaucht im Dunkeln. Ich finde sie nicht mehr. Wo sind sie?«
    »Du redest entschieden zuviel«, stellte Kalisse nüchtern fest. »Wie alle Männer!«
    »Ich bin kein Mann, sondern ein Beuteldrache, und zwar einer der besten und tapfersten!«
    Kalisse versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Rücken. Die hochgewachsene Kriegerin mit der Eisenhand sah sich um. Obwohl die Nacht schon fortgeschritten war, herrschte in den Gassen des Hafenviertels reges Leben. Alle, die das Licht des Tages

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