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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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kamen sie, verrußt, müde, völlig durchnäßt und ausgehungert. Justin hörte sie auf der Veranda und schob die Produkte seiner Arbeit schleunigst ohne Rücksicht auf Hygiene unter das Sofa. Die zierliche Mrs. Neal, jetzt schmutzig und müde, brachte acht Männer mit heim, und Justin raffte sich auf, um sie zu versorgen.
    Obwohl sie erschöpft war, schien Mrs. Neal merkwürdig heiter. Noch nie hatte Justin sie so lebhaft gesehen. Sie sah verjüngt aus, ihre Augen leuchteten, und trotz der Spuren ihrer Müdigkeit und der Schmutzreste auf den Wangen mußte Justin zum erstenmal Diana beistimmen; sie hatte einmal gesagt: »Mrs. Neal ist so hübsch wie ein Pfirsich - einer von der kleinen frühen Sorte«, und mit einem plötzlichen Einfall hatte sie herausfordernd hinzugefügt: »Nicht so ein großer gelber Apriko-Pfirsich.«
    Er berichtete ihr, warum Elaine abwesend war, und sie war tief betroffen, aber nicht, wie er mit Befremden feststellte, um Elaines willen.
    »Ach, das arme Ding! Welch eine Tragödie! Sie ist ja noch ein halbes Kind! Sie sind erst seit einem Jahr verheiratet. Und nun haben sie alles verloren... Trotzdem, sie haben einander noch.« Für einen kurzen Augenblick sah sie wehmütig aus, doch dann zeigte ihr Gesicht wieder diesen merkwürdigen Glanz. Was, zum Teufel, war nur mit Mrs. Neal los? Sie benahm sich wie ein kleines Kind, und er haßte es, wenn sich die Alten wie Junge aufführten. Sie schien sich auch nicht zu genieren, daß sie mit einer Bande von Männern im Land herumgezogen war und nun schuld war, daß Elaine, die sie eigentlich hätte beschützen sollen, solche aufregenden Erfahrungen machen mußte. Außerdem schien sie sich nicht darum zu kümmern, daß ihr Kleid zerrissen und ihr Gesicht schmutzig war.
    Er nahm ihr bereitwilliges Angebot an, ihn zu beherbergen. Er hätte freilich lieber im Freien übernachtet, als in die Poststelle zurückzukehren. Dennoch schlief er nicht besonders gut während der kurzen Stunden, die noch von dieser Nacht übrig waren, denn sein Innerstes war allzusehr aufgewühlt. Wie leichtherzig hatte er von dem Leben am Busen der Natur gesprochen. Die letzten zwölf Stunden hatten ihn gelehrt, daß die Natur im Grunde eine grausame Herrin ist und daß man in ihrer nächsten Nähe nicht immer Trost finden kann. — Elaine schien sich indessen nicht mit abstrakten Problemen zu befassen. Als er auf Mrs. Neals Vorschlag gegen acht Uhr mit dem Lieferwagen hinfuhr, um die Lage der Dinge zu erkunden, fand er sie zweifellos sehr ermüdet, mit tiefen Schatten unter den blauen Augen und blassem Gesicht, das er kaum zuvor ohne das geschickte Make-up gesehen hatte, wie er im Unterbewußtsein feststellte. Aber gerade das stand ihr ungemein gut. Trotz alledem umgab sie eine Atmosphäre von stillem Triumph, die ihn irgendwie an Mrs. Neal erinnerte. Frauen waren selbstverständlich unberechenbar, aber warum sahen diese beiden so selbstzufrieden aus?
    »Hast du die Windeln mitgebracht? Ja, gut... Schade, daß sie nicht gesäumt sind.«
    »Bedaure, daß ich dich da enttäuschen muß... Wie steht’s?«
    »Alles in Ordnung. Es ist ein Junge, und er ist wohlauf. Wir haben ihn auf der Waage aus dem Laden gewogen, er wiegt siebeneinhalb Pfund. Und der kleinen Mama geht’s auch gut.«
    Der kleinen Mama... Mit gespieltem Enthusiasmus sagte er: »Wie schön! Und du? Ich nehme an, daß du nicht geschlafen hast.«
    »O nein, aber ich bin trotzdem fit. Percy ist müde.«
    »Der war vermutlich auch dabei?!«
    Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton; sie streifte ihn mit einem kurzen Blick. Erriet sie, daß er ein wenig eifersüchtig war, ja sogar ziemlich verstimmt? War das, weil sie sich bewährt hatte, während sie doch so leicht hätte scheitern können? Er jedenfalls hatte nicht länger das Recht, sich ihr gegenüber überlegen zu fühlen — und das wurmte einen eben, wie er sich mit Selbstironie eingestand.
    »Ist im Hotel alles in Ordnung?« fragte sie. »Ist Mrs. Neal wieder zurück?«
    »Ja, sie kam um ein Uhr heim. Aber heute morgen strahlte sie — tatsächlich in unglaublich guter Form. Eine seltsame Frau.«
    »Findest du? Ich glaube, die meisten von uns sind seltsam; jede auf ihre Art. Himmel, was rede ich nur heute alles!... Ich bin bald soweit, daß ich mit dir fahren kann. Die Gemeindeschwester wird jeden Augenblick kommen, und wir haben eine Frau ausfindig gemacht, eine Mrs. Lambert, die was von Wochenpflege versteht. Sie hat sich erboten, Norma aufzunehmen und die beiden

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