Na endlich Liebling
wenn sie doch bald niederkommen muß?«
»Sie dachte, sie hätte noch viel Zeit. Sie wollte bei Sams nächster Fahrt mit ihm fahren. Ich glaube, die Angst und das Feuer waren daran schuld, daß sie jetzt soweit ist.«
»Und was willst du nun dabei machen, wenn ich fragen darf?«
»Ihr beistehen, vermutlich. Es geht nicht anders. Ich kann den Arzt nicht erreichen und die Hebamme auch nicht. Überhaupt niemand... Was ist mit Mrs. Neal?«
»Elaine erzählte, daß sie mit den Feuerwehrleuten weggefahren ist. Sie kann natürlich inzwischen zurück sein... Und... na, wenn ich dir was helfen kann... aber vielleicht wär’s besser, wenn... ich meine, du könntest am Ende mein Zimmer brauchen.«
Zum erstenmal grinste Percy. »Darauf kannst du Gift nehmen. Ich kann mir vorstellen, daß du nicht damit gerechnet hast, hier in ein Mütterheim zu geraten. Du und Flick, ihr geht weg und bleibt auch weg. Sollte Mrs. Neal zurückkommen, dann bring sie schleunigst her. — Das arme Ding hat alles verloren, aber auch alles. Sogar die Babysachen. Ich muß was aus dem Laden holen. Moment... ich muß sie nur fragen, wie groß die Windeln sein müssen.«
Die Türklinke in der Hand, wartete Justin voller Nervosität. Er war auf gewühlt durch die Situation und diese gräßliche Intimität des Wortes Windeln. Noch vor wenigen Stunden war er überzeugt, daß diese Menschen hier, dieses Leben — das einfache Leben — das einzig Richtige für ihn seien. Nun, das war jetzt das einfache Leben, gleichsam im Urzustand, und sein glühendster Wunsch war, von hier fortzukommen, so weit fort wie irgend möglich.
Schon kam Percy aufgeregt und geschäftig zurück.
»Hier ist noch eine Rolle Wäschestoff, der ist wohl geeignet. Es fällt mir ein, daß Mary den bei ihrem achten Kind hatte. Einfach Quadrate, sagt sie. Bei dem Gedanken an Windeln hat sie sich gleich zusammengerissen. Komisches Volk, die Frauen!« Dabei angelte er nach einer großen Rolle oben auf dem Regal, packte sie mit seinen schwieligen Händen und sagte: »Sag den beiden, sie sollen sich eilen. Keine Zeit verlieren. Und hole Mrs. Neal — oder irgendeine andere Frau — und komm bald wieder.«
Er raste zum Schulhaus, in der Absicht, die Rolle mit dem weichen Stoff so schnell wie möglich loszuwerden. Er fuhr die Auffahrt zum Schulhaus hinauf und bremste so scharf, daß er meinte, Diana werde gegen das Quietschen protestieren. Aber kein Laut war zu hören. Das Haus lag still im Dunkeln. Er knipste seine Taschenlampe an, lief rasch durch das Haus und blickte in jedes Zimmer. Im Auto winselte Flick ungeduldig, und Justin fluchte im stillen über diesen neuerlichen Aufenthalt. Aber sein Zorn machte dem Mitgefühl Platz, als er sie schließlich fand. Diana lag in ihrem Bett; sie schlief fest und war der Welt so entrückt, daß sie bei seinem geräuschvollen Eintritt nicht einmal die Augen aufschlug. Sie hatte sich augenscheinlich nur die schmutzigen, zerfetzten Sachen vom Leib gerissen und gebadet. Das Hemd lag auf dem Fußboden neben ihrem Bett, die Badewanne wies einen schwarzen Rand auf. Sie lag auf der Seite, und ihr Atem ging so leise, daß sich die Zudecke kaum bewegte. Er zögerte, aber nur einen Augenblick; die Lage war verzweifelt. Diana mußte aufwachen und Windeln nähen.
»Diana«, sagte er sanft. »Diana, wach auf... komm, wach doch auf.« Seine Stimme wurde immer dringlicher, aber sie rührte sich nicht.
Flick konnte die Spannung nicht länger ertragen, er sprang durch das Wagenfenster und gesellte sich zu seinem Herrn. Er legte die Vorderpfoten aufs Bett dicht neben ihren nackten Arm, und beleckte mit Sorgfalt und Nachdruck ihr Gesicht. Sie seufzte leicht. Justin faßte ihre Schulter und schüttelte sie, zuerst nur wenig, dann mit verhaltener Kraft. Sie stöhnte nur leise und drehte sich auf die andere Seite. Resigniert hob er die Schultern und gab es auf.
Schließlich konnte Elaine die Windeln auch allein nähen. Das neue Wesen würde ja nicht gleich so viele auf einmal brauchen. Schleunigst fuhr er zu dem Hotel.
Hier sollte es für ihn die allergrößte Aufregung geben. Elaine saß, schon halb schlafend, allein am Tisch, wo eine Mahlzeit für notfalls ein Dutzend Esser vorbereitet war. Aber von Mrs. Neal war nichts zu sehen. Ärger stieg in ihm auf. Da bummelte die Frau mit einem Haufen Feuerwehrleute herum, während hier Babys geboren wurden und Windeln genäht werden mußten! Er erklärte Elaine, was los war. Sie legte sofort ihr Buch zur Seite und sprang
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