Nach dem Sturm
kommissarischen Bürgermeisters übernehmen wird. Takumi Sato ist dafür einfach wie geschaffen. Er hat das, was uns anderen drei fehlt: er ist charismatisch und als ältester von uns strahlt er so etwas wie Weisheit und Erfahrung aus. Doch Takumi ist nicht alt.
Er sprüht vor Energie, hat ständig neue Ideen, ist ein brillanter Stratege und hat es auch in den schlimmsten Tagen des Kampfes immer wieder geschafft, uns hinter die Sache zu scharen und trotz aller Widerstände und Verluste nicht aufzugeben. Und er ist mein Freund und der Taufpate meiner Tochter Emily.
Und als sein Freund ist es meine Aufgabe, ihm zu sagen, wann er irrt. Und jetzt irrt er. Das IFIS ist eine falsche Entscheidung.
Kellogg steht dahinter, das ist klar. Das IFIS ist seine Erfindung. Nachdem der Kampf gewonnen ist, sieht er seine Felle davon schwimmen. Was soll man auch mit einem ehemaligen Army Major in der Stadtverwaltung anfangen? Wohin mit seinen Truppen, die nach und nach entwaffnet werden, nachdem Ruhe in der Bevölkerung eingekehrt ist? Aber Kellogg sieht sich nicht als Polizist, noch nicht einmal als Polizeipräsident. Kellogg will seine bewaffnete Hausmacht nicht aufgeben und hat Sato eingeredet, dass wir die „Instanz für innere Sicherheit“ brauchen. Die Wortschöpfung ist seine Erfindung. Was so bieder bürokratisch klingt, ist nichts anderes als ein Geheimdienst, sein Geheimdienst, eine bewaffnete Eingreiftruppe, die auf Kelloggs Befehl hört und handelt. Und sie ist falsch. Wenn wir das Vertrauen der Bevölkerung nicht verlieren wollen, dürfen wir nicht die gleichen Fehler machen wie Hudson. Ich muss mit Sato reden, er muss die IFIS auflösen. Sofort.
„Du siehst müde aus, Jeff.“
Charlotte kommt ohne anzuklopfen in die Suite im achten Stock des Olympic Regent, die mir übergangsweise als Büro dient. Charlotte ist die einzige, die mich Jeff nennt. Die Stiefel aus den Tagen des Kampfes hat sie gegen High-Heels eingetauscht, die fast kein Geräusch machen, als sie den dicken, blau und grau gemusterten Teppich der Suite überquert. Durch die Gardinen dringt milchiges Licht in das Zimmer. Charlotte trägt einen Stapel Akten unter dem Arm und lässt sie auf meinen Schreibtisch gleiten.
„Hier, du musst das noch unterschreiben. Die Milchlieferungen für die Grundschule und die Reparaturen an den Stromleitungen. Und wir müssen uns was wegen der Turnhallen in der Gerald Ford Highschool und der Roosevelt Elementary überlegen. Die Flüchtlinge kehren allmählich in ihre Wohnungen zurück, der Platz wäre da, aber die Hallen sind mittlerweile total verwahrlost.“
„Du hast recht. Wir müssen was tun.“, sage ich abwesend und sie mustert mich aufmerksam. Charlotte merkt immer gleich, wenn etwas nicht stimmt.
Sie setzt sich auf die Tischkante, wobei ihr grauer, knielanger Rock ein Stückchen hochrutscht und den Blick auf ihre makellosen Beine freigibt. Beine, deretwegen Rhonda anfangs eifersüchtig war, als Charlotte meine engste Mitarbeiterin wurde. Ich kann es ihr nicht verdenken.
Lächelnd schiebt Charlotte sich eine schwarze Locke aus der Stirn und nimmt einen Kugelschreiber aus dem Mund, mit dem sie Kreuzchen auf die Akten macht, dort, wo ich unterschreiben soll. Sie ist seit den ersten Tagen bei uns, hat gekämpft wie die anderen und durch den Tod ihres Bruders mehr verloren als die meisten. Charlotte war Lehrerin in der Courtham Elementary School und ist damit meine ideale Beraterin in allen Fragen des Schulwesens. Und dass sie trotz ihres Kummers häufig lacht, ist eine Gnade in diesen Zeiten. Während ich unterschreibe, legt sie den Kopf schräg und ich spüre ihre Augen auf mir. Ihre Stimme ist mit einem Mal sehr sanft.
„Was ist los, Jeff? Ist mit Rhonda und der Kleinen alles in Ordnung?“
Ich nicke. „Ja. Alles in Ordnung. Den beiden geht’s gut.“
„Was ist es dann? Ärger mit Kellogg?“
Charlotte hat eine unnachahmliche Art, Gedanken zu lesen. Mein Gesicht scheint so etwas wie ein offenes Buch für sie zu sein. Ich beiße auf meine Lippe.
„Die IFIS. Kellogg hat Sato wohl dazu gebracht, ihm grünes Licht zu geben.“
Eine Falte erscheint auf Charlottes Stirn. „Die IFIS? Aber das muss doch erst von dir und Heather abgesegnet werden?“
„Heather ist vermutlich auf Kelloggs Seite. Ich schätze, er hat sie rumgekriegt, weil seine Leute ihre Lebensmittel- und Medikamentenausgaben bewachen.“
Charlotte schüttelt heftig den Kopf. „Aber das geht nicht, Jeff! Das ist falsch! Das geht in die
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