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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vater Isaak zu erfüllen, dann würde ich ohne zu zögern auch auf Flugzeugflügeln Rollschuh fahren.«
    »In einer Höhle könnte ich keinen Winterschlaf halten«, entgegnete Einstein und zitterte am ganzen Leibe, weil ihn der Wind an den Ohren und an der Weste zerrte. »Mäuse könnten in Höhlen leben. Vielleicht auch Fledermäuse, die sind ja nichts anderes als Mäuse mit Flügeln. Aber ich kann Mäuse nicht ausstehen. Nein, kein bißchen. Ich hab’ wie alle Elefanten eine gesunde Angst vor Mäusen. Eklige kleine Dinger.« Er schüttelte sich.
    Amos sagte: »Das tut mir leid, denn gerade jetzt sitzt hier auf der Werkbank eine Maus, gerade hinter dir.«
    Einstein quiekte vor Angst und sprang aus dem Fenster. Er landete gut und sicher auf seinen beiden Stummelbeinen. Während ein Blitz durch den dunklen Himmel fuhr, drehte er sich um und
    schaute zum Fenster hinauf, offensichtlich verblüfft über seine Standfestigkeit. Er begriff wohl, daß er überlistet worden war, aber er war deshalb nicht ärgerlich. Er grinste nur und winkte Amos mit dem Rüssel zu.
    Die Bäume um die Spielzeugfabrik schienen zu einer einzigen Finsternis zusammenzuschmelzen. Die Schatten auf dem Rasen wurden immer länger, aber Karamel sprang ohne zu zögern aufs Gras, und der Gestiefelte Kater folgte ihr mit der Anmut seiner Rasse.
    Der Alte kam als letzter an die Reihe. Im Lauf der Jahrzehnte hatte Vater Isaak ihm immer wieder die Nähte nachgenäht, wenn es notwendig gewesen war, aber die Gelenke und die verschiedenen Stoffarten waren nicht mehr so dehnbar und strapazierfähig wie in alten Zeiten. Außerdem war er ein Gelehrter, seiner Natur nach ein Stubenhocker und nicht für solche wilden Abenteuer entworfen.
    »Kannst du es schaffen?« fragte Amos besorgt.
    »Oh, natürlich«, erwiderte der Alte. Er warf seinen Spazierstock in das welke braune Gras. Seine lange Schnauze zuckte, und er zog eine Augenbraue hoch, während er Amos einen Seitenblick zuwarf. »Glücklicherweise ist mir die Brille auf die Nase geklebt.« Damit sprang er.
    Hupf trat ins Fenster und sagte: »Ich hätte lieber eine Leiter.«
    »Wir haben keine Leiter«, antwortete Amos.
    »Ein Strick würde mir schon reichen.«
    »Auch keinen Strick.«
    »Ein Fallschirm?« fragte das Karnickel.
    »Es ist nicht mal ein Meter.«
    »Ein Freiballon mit Helium wäre auch ganz nett.«
    Amos setzte einen Fuß auf des Karnickels Schwanz und schubste es aus dem Fenster. Hupf machte den verzweifelten Versuch, die langen Ohren so im Kreise wirbeln zu lassen, als ob es die Rotoren eines Hubschraubers wären, aber die Löffel hielten ihn nicht in der Luft, sondern verknoteten sich. Er krachte auf den Boden, kullerte vorwärts und riß die anderen Zaubertiere um, die unten auf ihn gewartet hatten.
    Nun stand Amos auf der Fensterbank und schaute zu seinen Freunden hinab, die sich wieder aufrappelten, und es fiel ihm auf, wie lächerlich klein und hilflos sie aussahen. Die Welt vor der Spielzeugfabrik wirkte plötzlich riesig und erschrek- kend. Der Himmel schien noch größer als das Land: im Westen kaum mehr ein Licht, im Osten die schwärzeste Finsternis und überall die jagenden Sturmwolken. Der kalte und kräftige Wind blies die welken Blätter über die Wiese, pfiff durch die kahlen Zweige und raschelte in den immergrünen Büschen, als ob sie lebendig wären. Die Stadt und der Spielzeugladen von Martha Miller schienen so endlos weit entfernt zu sein wie der Mond.
    Lieber Gott, dachte Amos, die Welt ist so groß, und wir sind so klein, und ich habe Angst.
    Aber dann sagte er zu sich: Alpha und Omega. Ich bin der erste, den es immer trifft, und der letzte, der sich drückt. Ich werde der erste sein, der ihnen Mut macht, und der letzte, der sieh der Angst
    ergibt. Er nickte und sagte laut: »Jawollja!«, und damit sprang auch er.
    Er landete auf den Füßen, stolperte, fiel aber nicht um. Als er sich umdrehte und aufschaute, machte einer der Samtaffen gerade die Kellerfenster zu. »Viel Glück«, rief er ihnen noch zu.
    »Können wir gut gebrauchen«, sagte Hupf, während er ängstlich in die stürmische Nacht mit den tiefziehenden Wolken schaute.
    »Wir werden unser Glück schon machen«, sagte der Gestiefelte Kater mit der ganzen Zuversicht eines heldenhaften Kavaliers. Sein buschiger Schwanz plusterte sich im Wind, und seine weiten Hemdsärmel blähten sich.
    Hupf, das Karnickel, fragte: »Ist dir dein Hut am Schädel festgenäht?«
    »Felsenfest und mit doppelter Naht«, bestätigte

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