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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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fürchten.«
    »Ich?« fragte Amos und blinzelte. »Mich fürchten? Doch nicht ich. Ich fürchte mich vor gar nichts. Nein, ich nicht!«
    »Es gibt aber Dinge auf dieser Welt, vor denen man sich fürchten sollte, Amos.«
    »Wirklich?« fragte Amos beunruhigt.
    »Und wenn dir diese Dinge begegnen, dann wirst du die kalte Hand der Angst verspüren.«
    »Werde ich das?«
    »Du mußt jedoch der letzte sein, der dieser Angst nachgibt und ihr erliegt.«
    »Das verspreche ich«, sagte Amos.
    Das war kaum eine Woche her. Und nun stand Amos auf der vom Alter verwitterten Werkbank, starrte hinaus in den kommenden Sturm und das sinkende Zwielicht und spürte, wie nicht nur die Trauer von ihm Besitz ergriff, sondern auch diese kalte Angst. Vater Isaak Liebmann war tot. Der alte Mann hatte damit gerechnet, daß ihm noch ein paar Wochen blieben, aber nun war er gestorben, und Dinge, die vor seinem Tode hätten erledigt werden sollen, zum Beispiel die Wahl eines neuen Spielzeugzauberers, waren nicht erledigt worden.
    Blitze zuckten um die Ränder der Wolken. Der von der untergehenden Sonne purpurrote Himmel würde bald stockfinster sein.
    Amos drehte dem Fenster mit den Butzenscheiben den Rücken zu und blickte in der großen Werkstatt umher. Trotz seiner Größe wirkte der Laden meist warm und gemütlich. Die Wände hatten die Farbe von altem Elfenbein, der Fußboden und die Deckenbalken bestanden aus silbern verwitterter Eiche. Die vielen Ausstellungs- und Werkzeugschränke waren ebenfalls aus Eiche, und Herr Liebmann hatte sie mit Schnitzereien von Weinranken und Vögeln geschmückt. Heute hatte sich jedoch im ganzen Raum ein kaltes Frösteln ausgebreitet.
    Als sich Amos vom Fenster abwandte und sie anblickte, wurden die anderen Zaubertiere still. Ein- undfünfzig waren in der Werkstatt versammelt, die letzten, die vor Isaak Liebmanns Tod noch nicht an Spielzeugläden verschickt worden waren. Es gab Teddybären, allerdings keinen wie Amos, weil kein Zaubertier dem anderen glich. Dazwischen saßen Hunde: ein Dalmatiner, ein Spaniel, ein Golden Retriever, ein Scotchterrier und andere. Zwei Pinguine aus Plüsch. Ein Löwe mit einer Mähne aus gelbem Garn. Eine Ente. Drei Katzen. Und noch viele andere.
    Sie standen in Grüppchen unter Amos auf dem Fußboden. Oder hatten sich einzeln in die Ecken verdrückt. Einige kauerten auf den Werkzeugschränken und schauten zu Amos hinunter, während andere stumm und starr auf dem Sofa saßen, auf dem Vater Isaak erst vor ein paar Stunden mitten im Schlaf gestorben war. »Ihr seid meine Kinder und meine Lieblinge«, hatte Vater Isaak Amos erklärt, »ihr seid meine einzigen Kinder, und natürlich seid ihr etwas Besonderes, vielleicht auch etwas sonderbar, wer weiß? Aber ihr seid meine Kinder. Ihr seid mir alle lieb und teuer.«
    Amos unterdrückte einen Jammerlaut und sprang von der Werkbank auf den Hocker, auf dem Vater Isaak immer gesessen hatte, wenn er seine Zaubertiere nähte und stopfte. Von diesem etwas niedrigeren Standort aus verkündete er den versammelten Stofftieren: »Wir haben eine schwierige und gefährliche Aufgabe zu erfüllen, und wir müssen heute nacht noch damit beginnen.«
     
     
    Zwei Stockwerke tiefer, in dem geheimen Gewölbe, das unter dem Keller der Spielzeugfabrik lag, war alles still, finster und modrig, wie seit vielen, vielen Jahrzehnten. Da flackerte ein Licht auf, keiner hatte es angeschaltet. Es begann von selbst zu scheinen, als ob ein Geist die unterirdische Kammer betreten und einen Schalter berührt hätte.
    Zuerst war es nur schwach, wie der blasse
    Schimmer eines Wintermondes, der sich im Eis spiegelt und im Schnee. Der größte Teil des tiefen Kellers lag immer noch von dichter Finsternis umhüllt. Nur ein Stück Fußboden war zu erkennen, Pflastersteine und Stapel von alten Holzkisten.
    Fabrikation von Gliederfiguren und Spielmaschinen stand auf jeder dieser mit Spinnweben überzogenen Kisten, denn das war der Name der Gesellschaft, der die Spielzeugwerkstatt gehört hatte, bevor Isaak Liebmann eingezogen war. Die Holzkisten waren von Spinnweben überzogen. Auf ihren Deckein lag fingerdicker Staub.
    Etwas rumpelte.
    Etwas knarrte.
    Plötzlich schob sich eine blanke Klinge durch die Ritze zwischen dem Deckel und dem Seitenbrett einer der Kisten. Mit einem trockenen Knall splitterte Holz. Dann quietschte es ein paarmal kurz und scharf, ein alter Nagel wurde herausgehebelt.
    Eine aufgestörte Spinne ließ sich an ihrem zitternden Faden von der Decke

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