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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Mondlicht, das durch die Tür hereinfiel.
    »Was hier war? Es war das Hauptkasino. Kronleuchter aus Italien, Kacheln aus Spanien. Tische für Roulette, Würfel und Blackjack. Es war eine andere Welt.«
    »Nun, jetzt ist jedenfalls niemand mehr hier.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Glauben Sie, Renko ist direkt zum Flughafen gefahren?«
    Würde Arkadi das tun, fragte sie sich. Ohne ein Wort verschwinden? Es war eines der Dinge, die Männer am besten beherrschten. Dafür brauchten sie nicht einmal Flugzeuge, sie verschwanden einfach. Ihre Mutter konnte sie aufzählen: Primero, Segundo und jetzt Tercero. Blas würde Pribludas Leiche zum Flughafen bringen. Vielleicht kam Arkadi ja doch noch hereingeschlendert wie ein müßiger Strandspaziergänger, oder er schritt unter dem Portal von Bogen hindurch, die die Bucht einrahmten, aber es wurde mit jeder Minute wahrscheinlicher, daß er den klassischen Rückzug angetreten hatte, den Abgang ohne Abschied. Sie kam sich sehr dumm vor.
    »Ich könnte mir Sie in einer Reihe von Posen vorstellen«, sagte Mostowoi.
    Doch dann dachte sie an Arkadis schwarzen Mantel und entschied, daß sein Problem eher darin bestand, daß er niemanden verlassen konnte. Auf die eine oder andere Weise würde er kommen.
    »Dort im Mondlicht ist es perfekt«, sagte Mostowoi.
    Ofelia hörte den Verschluß seiner Kamera klicken, obwohl das Blitzlicht versagte. Sie hörte es noch zweimal kurz hintereinander klicken, bis sie begriff, daß das nicht der Verschluß der Kamera, sondern der Abzug einer Waffe war, der ins Leere klickte. Sie versuchte ihre eigene Pistole aus der Tasche zu ziehen, doch sie klemmte unter Rufos Handy. Der Abzug klickte erneut. Als Ofelia ihre Pistole fand, war sie in Strohfäden verheddert. Sie feuerte einen Schuß ab, der die Unterseite ihrer Tasche aufriß. Irgend etwas schlug neben ihrem Ohr in den Putz. Ofelia ließ sich auf den Rücken fallen, hielt die Waffe mit beiden Händen und zielte genauer. Ihr zweiter Schuß durch die Tasche tauchte Mostowoi, der mit seiner Pistole ausgeholt hatte wie mit einem Schläger, für einen Moment in grelles Licht. Der dritte traf ihn in den offenen Mund.
    Arkadi trieb in dem Reifenschlauch, der mit einer kurzen Leine am Heck der »Gavilan« vertäut war. Das Karibische Meer war warm, das Netz über dem Reifen wie eine Hängematte und der Reifenschlauch selbst sogar recht bequem, doch er hatte das Gefühl vom Grund eines Brunnens zu O’Brien, Walls mit seiner Pistole und Luna mit der Harpune aufzublicken, die ihm den Blick auf die Sterne versperrten. Arkadi hätte gern geglaubt, daß er es war, der Zeit schindete, aber nein, sie warteten nur, nachdem sie ihn auf ganzer Linie ausgetrickst und überwältigt hatten. Ihm blieb die niederschmetternde Erkenntnis: Er hatte nicht nur herausgefunden, wie man Pribluda hereingelegt hatte, er kam sogar persönlich in den Genuß, der Gelackmeierte zu sein, endlich selbst ein neumätico.
    Als sie die Schüsse hörten, hoben sie den Kopf.
    »Der Mistkerl sollte doch einen Schalldämpfer benutzen«, sagte Walls.
    »Und warum drei Schüsse?« fragte O’Bnen.
    Aus Lunas Hemdtasche drang das Piepen eines Handys. Er klappte das Telefon auf und nahm das Gespräch an. Er lauschte und blickte langsam zum Strand hinüber.
    »Wer ist es?« fragte Walls.
    »Sie, die Criminalista.« O’Briens Blick folgte Lunas zu dem Kasino; es war wirklich wunderbar zu beobachten, wie schnell der Mann kalkulierte, dachte Arkadi. »Sie hat Mostowois Telefon. Oder Rufos, und sie hat den Nummernspeicher gedrückt. Leg auf«, befahl O’Brien Luna.
    Luna hob die Harpune, um ihn zum Schweigen zu bringen, und preßte das Handy an sein Ohr.
    »Nimm ihm das Telefon ab«, sagte O’Brien zu Walls.
    Luna zielte mit der Harpune auf Arkadi. »Sie sagt, er hat Hedy nicht angerührt. Ihr habt mir erzählt, daß er hinter mir her wäre. Sie sagt, er hatte es gar nicht auf mich abgesehen.«
    »Woher will sie das wissen?« fragte Walls.
    »In der Nacht, in der irgend jemand Hedy getötet hat, war sie mit ihm zusammen, sagt sie.«
    »Sie lügt«, sagte Walls. »Sie schlafen miteinander.«
    »Deswegen glaube ich ihr ja. Ich kenne sie, und sie kennt mich. Wer hat meiner Hedy weh getan?«
    »Glauben Sie das?« wandte sich O’Brien an Arkadi wie von einem vernünftigen Mann zum anderen. »George, würdest du ihm bitte das verdammte Telefon abnehmen?«
    »Deine blöde Hedy«, erklärte Walls Luna, »war eine Hure.«
    Die Harpune zuckte, und ein

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