Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
vergessen war.
Dann sah sie ihn, wie er aus einem anderen Raum trat. Sein T-Shirt war auf der Brust feucht. Jackson war hinter ihm, seine Mütze auf dem Kopf, sein Gesicht nervös und schweißbedeckt. Neben ihm war Althea.
Jackson sah sie zuerst. Er tat zögernd einen Schritt auf sie zu, blieb stehen und zuckte die Schultern. Cilla zögerte nicht. Sie ging zu ihm und nahm seine Hand in ihre Hände.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Sicher.« Jackson zuckte erneut die Schultern, aber seine Finger umklammerten sie fest. »Wir mussten nur ein paar Dinge klären. Keine große Sache.«
»Es tut mir leid. Hör mal, wenn du mit mir sprechen willst, kannst du auf mich warten.«
»Nein, ich bin in Ordnung. Wirklich.« Er hob eine Hand und rückte seine Mütze zurecht. »Ich schätze, wenn man es einmal versiebt hat, muss man immer dafür bezahlen.«
»Ach, Jim!«
»Hey, ich komme klar damit.« Er lächelte ihr rasch zu. »Ich sehe dich heute Nacht.«
»Sicher.«
»Wir sind Ihnen für Ihr Entgegenkommen sehr dankbar, Mr Jackson«, warf Althea ein.
»Ich sagte Ihnen doch, ich mache alles, wenn es Cilla hilft. Ich schulde dir was«, sagte er zu Cilla und winkte ab, ehe sie den Kopf schütteln konnte. »Ich schulde dir was«, wiederholte er und ging auf den Korridor hinaus.
»Ich hätte euch sagen können, dass ihr eure Zeit verschwendet«, stellte Cilla fest.
Boyd nickte. »Du hättest uns eine Menge sagen können.«
»Vielleicht.« Sie wandte sich ihm zu. »Ich muss mit euch beiden sprechen.«
»In Ordnung.« Boyd deutete in das Verhörzimmer. »Da drinnen ist es ruhiger.«
»Wollen Sie etwas Kühles?« fragte Althea, bevor sie sich niederließen. »Ich glaube, sie haben die Heizung endlich repariert, aber hier drinnen ist es noch immer wie in einem Backofen.«
»Nein, danke, es dauert nicht lange.« Sie setzte sich, Althea nahm ihr gegenüber Platz, Boyd am Kopfende des Tisches. Sie versuchte, ihre Worte sorgfältig zu wählen. »Dürfte ich fragen, warum ihr Jackson hergeholt habt?«
»Ihr habt in Richmond zusammengearbeitet.« Boyd schob eine Akte beiseite. »Er wurde wegen eines Alkoholproblems gefeuert, und du hast seinen Job übernommen. Damals war er darüber nicht besonders glücklich.«
»Nein, das war er nicht.«
»Warum hast du es uns nicht erzählt, Cilla?«
»Ich habe nicht daran gedacht.« Sie hob die Hand. »Ich habe ehrlich nicht daran gedacht. Es ist lange her, und Jackson hat sich sehr verändert. Er hat euch bestimmt erzählt, dass er mehr als drei Jahre bei den Anonymen Alkoholikern war. Er hat mich eigens in Chicago besucht und wollte mir sagen, dass er mir nicht die Schuld daran gibt, was passiert ist. Er hat sein Leben wieder in den Griff gekriegt.«
»Du hast ihm den Job bei KHIP besorgt«, fügte Boyd hinzu.
»Ich habe ein gutes Wort für ihn eingelegt«, erwiderte sie. »Ich stelle die Leute nicht ein. Er war ein Freund, und er brauchte eine Chance. Wenn er nüchtern ist, ist Jackson einer der Besten. Und er würde keiner Fliege was zu Leide tun.«
»Und wenn er betrunken ist, zertrümmert er Bars, bedroht Frauen und fährt mit seinem Wagen gegen Telefonmaste.«
»Das ist lange her.« Cilla kämpfte um Beherrschung. »Wichtig ist doch, dass er nüchtern ist. Manche Dinge muss man vergeben und vergessen.«
»Ja.« Boyd betrachtete sie sorgfältig. »Solche Dinge gibt es.«
Sie dachte wieder an ihre Mutter und an diese schmerzliche Erinnerung an das Revier. »Ich bin allerdings nicht wegen Jackson hergekommen. Ich habe wieder daheim einen Anruf erhalten.«
»Wir wissen es.« Altheas Stimme war energisch. »Man hat die Information an uns weitergegeben.«
»Dann wisst ihr auch, was er gesagt hat.« Altheas kühler Blick war ihr unsympathisch, und so wandte Cilla sich an Boyd. »Er will jetzt dir etwas antun. Er weiß, dass du etwas mit mir hast, und er hat dich in seine kranken Pläne einbezogen.«
»Unsere Leute haben den Anruf zu einer Telefonzelle nur ein paar Straßen von deinem Haus entfernt verfolgt«, setzte Boyd an.
»Hast du mich nicht gehört?« Cilla schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Stifte hochsprangen. »Er will dich auch umbringen.«
Er griff nicht nach ihrer Hand, um sie zu besänftigen. Im Moment, fand er, brauchte sie ihn eher dienstlich als persönlich. »Da ich dich beschütze, hätte er das ohnedies versuchen müssen. Nichts hat sich geändert.«
»Alles hat sich geändert«, platzte sie heraus. »Es ist ihm egal, ob du bei der Polizei bist oder
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