Nachts lockt das Verlangen
Amelia nicht zu wecken.
Der Mann streckte eine Hand aus und zeigte ein Vertreterlächeln. „Steve Foster. Wir haben uns bei Konrads und Monicas Hochzeit kennengelernt.“ Das Lächeln verschwand. „Erlauben Sie mir, Ihnen mein Beileid auszudrücken.“
„Danke“, erwiderte Devin automatisch und nahm seine Hand.
Natürlich. Steve Foster. Konrads Cousin. Sie zog ihre Hand zurück und presste die Lippen zusammen.
„Ihnen auch mein herzliches Beileid“, sagte sie, obwohl sie die gesamte Demarco-Familie für den Tod ihrer Schwester verantwortlich machte. Wenn nicht alle in dieser Familie so gierig und misstrauisch wären, hätten sie nicht so panisch auf Amelias Erbe reagiert. Konrad hätte nicht so verzweifelt versucht, Monica zurückzugewinnen, und Monica wäre niemals in dieses Flugzeug gestiegen.
„Ich hoffe, ich störe Sie nicht“, fuhr er freundlich fort.
„Gibt es etwas, das Sie von mir brauchen?“ Ihr Tonfall war kühl, und sie konnte hören, wie Lexi hinter ihr näherkam, vermutlich, um die Situation einzuschätzen.
„Ich bin hier, um mich im Namen meiner Familie zu entschuldigen“, sagte er. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Lucas Sie schikaniert.“
Devin wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Lucas war der Fluch, der auf ihrem Leben lag. Aber wofür Steve sich nun genau entschuldigte, erschloss sich ihr nicht.
Hinter ihr pfiff der Teekessel, und Lexis Schritte entfernten sich.
„Ich habe gerade erst von der Anhörung zur vorläufigen Vormundschaft erfahren.“
Das verriet ihr immer noch nicht, warum er hier war.
Steve räusperte sich. „Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn ich …“ Er deutete ins Cottage. „Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.“
„Ich bin nicht interessiert“, sagte Devin. Sie traute keinem aus dieser Familie über den Weg, insbesondere nicht, wenn er freundlich tat.
„Ich würde Lucas’ Verhalten gern wiedergutmachen.“
Devin versuchte den Ausdruck in seinen blassen blauen Augen zu deuten. „Warum?“
Er gab sich zerknirscht. „Weil er Sie schlecht behandelt. Er hat fünf extrem teure Anwälte auf den Fall angesetzt. Ich kenne diese Kerle, und ehrlich gesagt, Devin, Sie haben keine Chance.“
Kalte Furcht ergriff sie. Aber dazu mischte sich auch Misstrauen. Auf der ganzen weiten Welt gab es keinen Grund für Steve, sie vor Lucas zu warnen.
„Was wollen Sie?“, fragte sie.
„Nur, was ich Ihnen bereits gesagt habe.“ Er erwiderte ihren Blick geradeheraus und ohne zu blinzeln. Wenn er Theater spielte, war er ein verdammt guter Schauspieler.
Sie gestattete sich, zu erwägen, dass er es ehrlich meinte. „Warum sollte Sie das kümmern?“
„Es kümmert mich, weil ich ein anständiger Mensch bin. Und ich will mehr tun, als Sie zu warnen. Ich bin hier, um Ihnen die Dienste einer erstklassigen Anwaltsfirma anzubieten. Bernard und Botlow stehen auf meiner Gehaltsliste, und Sie dürfen sie gern für Ihre Zwecke bei der Anhörung nächste Woche einsetzen. Kostenlos selbstverständlich.“
Devin blinzelte.
Lexi trat neben sie und zog die Tür weiter auf. „Wo ist der Haken?“
Als er Lexi erblickte, bekam Steves freundliche Maske einen winzigen Riss. „Hallo. Und Sie sind?“
„Eine Freundin von Devin.“
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich für einen Moment hereinkomme?“
„Das Baby schläft“, sagte Devin.
„Ich werde leise sein.“ Er wartete, nickte Lexi zu. „Ich bin nur hier, um rechtlichen Beistand anzubieten, mehr nicht. Sie können die Anwaltsfirma überprüfen und die Anwälte. Sie haben einen ausgezeichneten Ruf, und ich werde in keiner Weise in den Fall verwickelt sein.“
Er sah Devin an. „Mein Cousin behandelt Sie nicht fair. Er hat die Karten zu seinen Gunsten gemischt, und ich will einfach nur für Chancengleichheit sorgen.“
Devin dachte nicht gern über Steves Cousin Lucas nach. Er war durch und durch ein Demarco. Und das bedeutete, er war verheerend attraktiv, sexy, selbstsicher und mächtig. Die Mischung hätte abschreckend sein sollen. Sie war abschreckend. Aber eben auch erregend, wie in einem Reflex, einer Art Urinstinkt, und Devin musste sich selbst davor schützen, sich sexuell von diesem Mann angezogen zu fühlen, der mit jedem Tag bedrohlicher wurde.
Sie dachte an ihre überarbeitete Anwältin in Beach Drive. Hannah war wundervoll. Sie war klug und arbeitete hart, und sie hatte ihr Honorar für diesen Fall beträchtlich gesenkt. Aber sie war eben nicht auf Familienrecht
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