Nachts lockt das Verlangen
Konrad gegeben, hatte Lucas als Mitwisser bezeichnet und Monica als unschuldiges Opfer dargestellt, Amelia hingegen als Eindringling. Neben dem Artikel war ein Bild von Steve und seiner hübschen Verlobten. Es zeigte sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, wie sie einen großen Scheck überreichten.
„Du musst schnell reagieren“, sagte Byron.
Lucas stimmt ihm zu. „Devin schreibt einen Brief an den Richter für mich.“
„Ein gelungener Streich.“
„Du sagst es.“ Lucas trank einen Schluck Whisky.
„Was hat sie geschrieben?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie hat heute daran gearbeitet. Ich erwarte keine Wunder.“
„Nicht mal nach letzter Nacht?“
Er funkelte Byron an. Seine intime Beziehung zu Devin würde er nicht diskutieren. Auch wenn letzte Nacht mehr als spektakulär gewesen war.
Aber es ging dabei nicht einmal um den Sex.
Wenn er an diese Nacht dachte, erinnerte er sich an ihren Humor, den Ausdruck in ihren Augen, als sie über Monica und ihre Mutter gesprochen hatte, an die Freude, die sie offensichtlich daraus zog, sich um Amelia zu kümmern. Und er erinnerte sich an das Gefühl seiner Eifersucht. Das war das Merkwürdigste bei allem gewesen. Er wollte zu Devins innerstem Kreis gehören, und mit ihr zu schlafen, brachte ihn nicht dorthin.
„Du weißt, was ich für deine Mutter empfunden habe.“ Byrons Stimme klang nachdenklich, und Lucas blickte auf.
„Ich weiß“, bestätigte er.
„Wir hatten unsere Höhen und Tiefen. Ein ungehobelter Cowboy aus Texas, der es wagt, einer der reichsten Frauen aus dem Norden den Hof zu machen. Einer Frau, die zehn Jahre älter war als er.“
„Du bist nicht ungehobelt.“
„Ich bin nicht weltmännisch.“
Dem konnte man nicht widersprechen.
„Was ich sagen will“, fuhr Byron fort, „ist, dass wir beide wussten, dass es die Sache wert war. Den ganzen Herzschmerz, den Spott, die Kritik … obwohl, glaub mir …“ Er gestikulierte mit seinem Glas. „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie davor beschützt.“
„Das weiß ich.“
„Aber das passiert einem nicht oft.“
Was wollte Byron damit sagen? Dass er Devin festhalten sollte? Sie vielleicht nie wieder gehen lassen sollte?
„Eine Liebe wie diese“, sinnierte Byron, während er die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas betrachtete, „die willst du nicht einfach so gehen lassen.“
Liebe?
Lucas erstarrte.
Dachte Byron, dass er sich in Devin verliebt hätte?
Hatte er sich in Devin verliebt?
Wie sollte er das wissen? Wie konnte er das feststellen?
„Ich bin mir bei Lexi nicht zu hundert Prozent sicher“, sagte Byron.
Lucas sah überrascht auf.
„Aber ich erkenne die Zeichen.“ Byron leerte sein Glas. „Und ich werde ihr zurück nach Seattle folgen. Und ich werde sie hofieren, bis sie mir sagt, dass ich damit aufhören soll.“
„Lexi? Aber du hast sie doch gerade erst …“
„Kennengelernt?“, fragte Byron. „Wie ich gesagt habe, Lucas. Ich habe das schon einmal erlebt. Es ist ebenso selten wie ein weißer Rabe. Genau wie Lexi. Ich kann nicht fassen, dass noch niemand sie weggeschnappt hat.“
„Es ist dir wirklich ernst.“
„Da kannst du deine Stiefel drauf verwetten. Es ist mir todernst. Ich bin ein ernsthafter Mann. Aber jetzt zurück zu Steve. Er fängt an, mir Sorgen zu machen.“
„Mir auch“, gab Lucas zu. Ein Gericht könnte entscheiden, Amelia zu enterben. Steve könnte heiraten und ein Baby bekommen. Das Machtgefüge im Unternehmen könnte sich zu Steves Gunsten verschieben. Und dann würde Lucas drastische Maßnahmen ergreifen müssen, vielleicht sogar seine Anteile von Pacific Robotics verkaufen und irgendwo einen Neuanfang wagen.
Wenn er sich einen Neuanfang vorstellte, dann sah er Amelia und Devin an seiner Seite. Er malte sich das Bild weiter aus. Amelia im Alter von fünf, zehn, Amelia in der High School und ein Auto fahrend. Sie würde zu einer hinreißenden jungen Frau heranwachsen. So viel wusste er bereits.
Würde Devin ihm erlauben, in ihrer Nähe zu bleiben? Würde sie erwägen, ihre Beziehung fortzusetzen, sie vielleicht sogar dauerhaft zu machen? Fühlte sie wenigstens ähnlich wie er?
Er leerte sein Glas in einem Zug.
„Ich hab die Jungs etwas herumschnüffeln lassen“, sagte Byron. „Sie haben den Namen der Richterin herausgefunden, die endgültig über die Vormundschaft entscheidet, und ihre bisherigen Urteile zusammengestellt. Es sieht nicht gut aus, Lucas. Überhaupt nicht gut.“
„Devin schreibt
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