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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Gesundheitsrisiko.
    Sobald die Kaffeemaschine lief, klappte Jake den Laptop auf und klickte sein E-Mail-Konto an. Der Monitor zeigte ihm strahlend, dass er dreiundachtzig neue Mails hatte. Jake rieb sich die Augen – konnte das stimmen? E-Mail, Segen und Fluch zugleich.
    Er schnitt die grünliche Stelle an dem Bagel ab, den er in einer Tüte auf der Küchentheke gefunden hatte, goss sich eine Tasse Kaffee ein und begann, seine Korrespondenz abzuarbeiten. Ja, er würde sehr gern in Quantico beim FBI einen Vortrag über das Thema Bioterrorismus halten; nein, es war ihm leider nicht möglich, an einer Konferenz über zivile Explosionen in Lettland teilzunehmen. Ob er im September zu einer fünftägigen Fortbildung nach Athen kommen würde? Verdammt! Das hörte sich gut an, aber Pederson würde ihm das niemals genehmigen. Dem schien zurzeit nichts wichtiger, als Jakes Licht unter dem Scheffel zu halten.
    Fünfzehn E-Mails beantwortet, zwanzig, fünfundzwanzig. Jake warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor neun. Schon so spät? Jetzt muss ich aber los. Irgendwie stand Pederson jetzt immer im Eingangsbereich herum, wenn Jake erst gegen Viertel nach neun einlief, aber nie, wenn er erst um Mitternacht ging. Er überflog die Liste mit den noch unbeantworteten Mails. Nichts Dringendes, außer – Was war das von [email protected]? Konnte das etwa eine Antwort von einem der Händler sein, die bei eBay Sammlerstücke verkauften und bei denen Manny wegen der Nixon-Tasse angefragt hatte? Er klickte die Mail an und las sie durch. Ja, der Händler erinnerte sich an die Transaktion und daran, wer die Tasse gekauft hatte. Jake starrte auf den Bildschirm. Der Name kam ihm schrecklich bekannt vor. Er ging die vielen eingestaubten Schubladen seiner Erinnerung durch. Manchmal schien ihm sein Gehirn ebenso unaufgeräumt wie sein Haus.
    Jake knallte den Laptop zu. Er kannte den Namen! Aber wann war er im Zuge dieser umfangreichen Ermittlung auf ihn gestoßen? Er würde abwarten müssen, bis er im Büro war und seine Unterlagen durchsehen konnte. Er ging zur Tür, blieb dann stehen und griff zum Telefon. Manny würde es wissen. Sie hatte ein erstaunliches Gedächtnis, konnte sich auf Anhieb an winzige Details erinnern. Sehr wahrscheinlich, so sagte er sich, lag das an ihrem jugendlichen Alter. Ihr Gehirn füllte die Schädelhöhle mit den Furchen und Windungen eines jungfräulichen Kindes. Anders als seines, geschrumpft und welk, wie es war.
    Er wählte ihre Nummer, bekam aber nur die Mailbox. Klar – um diese Uhrzeit musste sie ja schon in der Anhörung sein. Selbst Manny machte bei solchen Terminen ihr Handy aus. Er hinterließ eine Nachricht und fuhr dann endlich ins Büro.
    Manny brummte der Schädel, und ihre Kehle war so ausgetrocknet und wund, dass sie bei jedem Schlucken protestierte. Sie öffnete die Augen einen Spalt weit, schloss sie aber gleich wieder, als der Raum anfing zu kreiseln. Sie musste verkatert sein. Eigenartig, wo sie doch eigentlich nie viel Alkohol trank.
    Hatte sie gefeiert oder ihren Kummer ertränkt? Sie konnte sich nicht erinnern. Irgendwas scheuerte an ihren Handgelenken. Sie versuchte, es wegzuwischen, merkte aber, dass sie die Arme nicht bewegen konnte. Auch das war eigenartig.
    In der Nähe bellte ein Hund – sehr laut. Wie konnte Mycroft so wild bellen? Vielleicht war draußen jemand. Sie sollte nachsehen. Ja wirklich, das sollte sie. Aber sie war müde, furchtbar müde.
    Das Bellen hielt an.
    Gleich, Mycroft. Gleich …

    Mitten in der wöchentlichen Planungssitzung vibrierte Jakes Handy. Er ging nicht ran. Wenige Sekunden später begann es erneut. Charles Pederson stolzierte dozierend vorne im Raum auf und ab, und Jake schielte unauffällig hinunter auf sein Handy. Im Display stand LITTLE PAWS.
    Er runzelte die Stirn. Wieso sollte Mycrofts alberne Hundetagesstätte ihn anrufen? Dann fiel ihm ein, dass er Manny erlaubt hatte, ihn als einen von drei Notfallkontakten anzugeben. Wenn sie ihn anriefen, hieß das, dass sie weder Kenneth noch Mannys Mutter Rose erreichen konnten. Nun ja, Kenneth war zusammen mit Manny in der Anhörung, und Rose war vermutlich irgendwo unterwegs und amüsierte sich. Sie ließ ihr Handy meistens ausgeschaltet und nutzte es nur für Notfälle, worunter sie die Male verstand, wenn sie andere erreichen musste, und nicht umgekehrt. Jake konzentrierte sich wieder auf die Besprechung. Little Paws konnte warten.
    Wieder vibrierte sein Handy. Gereizt griff Jake nach unten, um es

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