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Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Titel: Nächstenliebe: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salim Güler
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zu erschießen, war in seiner jetzigen Situation nicht schwerer, als einen Soldaten zu erschießen. Und Kinder würden auch irgendwann zu Soldaten, in Palästina früher als sonst wo.
    Was hatte die alte Frau da für einen Müll geredet. Jesus würde ihn sogar jetzt noch lieben?
    Warum sollte er das nicht? Ismail war sein treuester Diener. Und die Bibel war voll von Beispielen, in denen Menschen, nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder, die nicht Gott ergeben waren, starben. Gerichtet von aufrichtigen Dienern, Propheten Gottes, wie Moses. Also, was für einen Unfug sprach sie?
    Wenn Moses Ungläubige tötete um Gott zu gefallen, dann war dies was jetzt geschah, auch im Sinne Gottes. Antara wäre nur ein weiterer Ungläubiger, der für eine höhere Sache starb. Die Entscheidung war gefallen. Die Waffe berührte die schweißgebadete Stirn des Kleinen, bereit seiner einzigen Herstellungsbestimmung zu folgen, doch dieser schrie nicht.

Kapitel 66
     
    … Mir bleibt das Herz stehen, liebes Tagebuch! Mein über alles Geliebter Joshua wird in Ketten vorgeführt. In Ketten, die sich in sein Fleisch eingefressen haben. Diese Barbaren!
    Er sieht fürchterlich aus, welche Folter muss er hinter sich gehabt haben? Sein Gesicht ist blau und grün geschlagen, die Augen angeschwollen. Sein Oberkörper ist voller blutiger Einrisse und das Fleisch schaut aus der Haut. Das Stückchen Tuch, das sie um ihn gewickelt haben, kann die körperlichen Qualen, die er im Kerker erlebt hat, nicht verdecken.
    Ich mag nicht hinsehen. Diese verdammten Römer. Was hat er ihnen getan, dass sie ihm so etwas antun konnten? Mögen dich unser Gott und deine Götter verfluchen für diese Schandtat, Pilatus. Selbst Josef und Lucius sind von seinem Anblick geschockt. Ich wage erst gar nicht zu Maria zu schauen. Ich könnte ihren Anblick nicht verkraften.
    Die Menge scheint auch fassungslos, denn plötzlich herrscht totale Stille, als sich Joshua zur Menge dreht. Aber seine Lippen bleiben stumm. Ich möchte am liebsten zu ihm rennen, ihm Wasser geben und Trost spenden, doch Josef hält mich am Arm, fast als hätte er meine Gedanken erraten.
    Ich weiß nicht, ob ich dieser Verhandlung beiwohnen will, liebes Tagebuch. Ich glaube dazu fehlt mir die Kraft. Ein Gefühl der Ohnmacht nimmt sich meiner an. Aber ich muss stark sein - für Joshua! Ich will ihn in dieser Stunde nicht alleine lassen.
    Er soll sehen, dass ich bei ihm bin. Vielleicht wird ihm das ein wenig Mut geben. Und ich muss dir auch gestehen, dass die Idee, jetzt meine Gedanken mit dir zu teilen, nicht ganz uneigennützig ist, denn ich hoffe dadurch ein wenig Ablenkung, damit der Schmerz, den mein alles geliebter Joshua gerade erlebt, nicht zu meiner Schwäche wird. Ich will nicht, dass er, wenn er mich erblickt, eine schwache, weinende Frau sieht.
    Zwei Soldaten zerren ihn an seinen Ketten zu Pilatus. Als sei er ein Hund.
    Liebes Tagebuch, wie es scheint, haben sie nicht einen Fingerbreit seines Köpers der Folter erspart. Sein ganzer Körper ist zerschunden und von Peitschenhieben überzogen. Ich habe so etwas Schlimmes und Erschreckendes noch nie gesehen. Dass er noch lebt, grenzt für mich an ein Wunder. Und ich glaube viele der Anwesenden denken ähnlich, denn ein Raunen geht durch die Menge und ich kann vereinzelt Stimmen von Frauen hören, die da sagen: „Wer kann nur so etwas tun?“
    „Wie grausam.“
    „Der arme Mann.“
    „Was hat er getan, dass er so fürchterlich leiden muss?“
    „Diese Barbaren.“
    Ja, das ist Balsam auf meinen verletzten Ohren, denn wenn wir das Volk auf unserer Seite haben, dann kann Pilatus Joshua nicht hängen. Das Risiko eines Volksaufstandes wird er nicht auf sich nehmen.
    „Komm näher“, befiehlt Pilatus und die Soldaten stoßen Joshua näher zum Statthalter.
    „Du weißt, welchen Vergehens dieses Gericht und somit der Kaiser dich für schuldig befinden?“, fragt ihn Pilatus von seinem Thron aus. Joshua schaut ihn nicht an, sein Blick ist nach unten gerichtet. Pilatus wartet kurz, aber er antwortet nicht.
    „ Gut, dann will ich es noch einmal wiederholen für alle, damit sie die Schwere deiner Tat wissen. Dieser Mann hat sich der Verschwörung gegen das römische Kaiserreich schuldig gemacht. Er hat versucht, eine Revolte gegen Rom anzuzetteln. Das ist Hochverrat. Darauf steht der Tod durch das Kreuz. Aber wir Römer sind ehrbare Menschen und sprechen jedem das Recht auf Verteidigung zu, auch einem Schuldigen. Kein Geringerer als mein hoch

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