Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
aufsuchen sollte.
Nicht weil er dachte es sei zu spät, sondern vielmehr, weil er die Familie Alis raushalten wollte.
Aber vielleicht konnte diese ihm nützlich sein.
Kapite l 37
Pater Giovanni fühlte wieder einmal, warum er sich als Diener des Herrn sah. Nur ihm galt sein Leben.
Er hatte an diesem Tag die Beobachtung Esthers einem Messdiener überlassen, da er eine Hochzeit leiten musste die er nicht absagen konnte.
Der Messdiener berichtete von keinerlei Vorkommnissen.
Er konnte dies auch nicht, da er Esther verließ, als sie die Straße, die zu ihrer Hütte führte, betrat.
Es war schon sehr spät, gegen 22:30 Uhr abends, als Pater Giovanni den Rosenkranz beten wollte, um danach zu Bett zu gehen.
Auf einmal wurde ihm ohne einen ersichtlichen Grund schwarz vor Augen.
Eine Taubheit machte sich in seinen Ohren breit, so als wenn man im Schwimmbad Wasser in die Gehörgänge bekommt und seine Umgebung nur noch gedämpft wahrnimmt.
Giovanni hielt kurz inne, schloss die Augen und öffnete sie wieder vorsichtig.
Das schummrige Gefühl blieb. Er drückte die Nase zu, rieb an den Ohren, aber auch die Dumpfheit wollte nicht weichen.
Er versuchte aufzustehen um ein Glas Wasser zu trinken. Vorsichtig bewegte er sich zur Küche und füllte ein Glas mit Wasser.
Langsam trank er es aus. Die Hitze, versuchte er sich zu beruhigen. Aber etwas sagte ihm, dass dies nicht der Fall war. Dieses Etwas war ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Pater Giovanni versuchte dieses Gefühl zu ignorieren. Er ging zurück zu seinem Bett und wollte das Gebet fortführen. Je mehr er sich auf das Gebet konzentrierte, desto stärker wurde dieses Gefühl.
Und dann - wie ein Geistesblitz - musste er an sie denken. Esther!
Stimmt da etwas nicht ?, dachte er.
War dies eben Intuition, eine Vision? Der Messdiener hatte über nichts Besonderes berichtet.
Und der Heilige Vater hatte ihm zwar die Bewachung übertragen aber nie gesagt, dass diese Bewachung bedeutete die Nachtruhe zu verletzen.
Er sollte sie nur beschützen wenn sie nicht im Hause war. Aber in all den Jahren war sie nach ihren Spaziergängen am späten Mittag nicht mehr aus dem Haus gegangen.
Er war ein einzelner Mann, wie hätte der Heilige Vater von ihm verlangen können, dass er vierundzwanzig Stunden lang für sie da war?
Dennoch wollte sich dieses Gefühl nicht verabschieden. Je mehr er an Esther dachte, desto stärker wurde dieses Unwohlsein. Hatte er eine Wahl?
Nein.
Es waren diese Momente, in denen er sich wie ein verlassenes Schäfchen in der Schlucht vorkam und sich nichts sehnlicher wünschte als der einfache Priester zu sein, der er immer sein wollte.
Nichts bereitete ih m mehr Angst als seine Heiligkeit zu enttäuschen.
Er ging zum Wagen um bei Esther nach dem Rechten zu schauen. Nicht immer war ein unwohles Gefühl in der Magengegend ein Zeichen.
Er steckte den Schlüssel in d as Zündschloss und startete den Motor. Nichts.
Der Wagen sprang nicht an. Er versuchte es wieder und wieder. Aber nichts geschah. Der Motor ließ sich einfach nicht starten. Giovanni stieg aus dem Wagen und öffnete die Motorhaube.
Er überprüfte die Keilriemen, säuberte die Zündkerzen und schaute nach anderen Leitungen.
Dann schloss er die Motorhaube und setzte sich wieder in den Wagen. Vorsichtig startete er den Anlasser.
Nichts.
Pater Giovanni war ratlos. Noch vor wenigen Stunden gab es am Wagen nichts zu beanstanden und jetzt gab der Motor keinen Mucks von sich.
Was sollte er tun? Er kannte niemanden den er zu dieser späten Stunde bitten konnte, einen Blick auf den Wagen zuwerfen. Ob er einen Nachbarn um seinen Wagen bitten sollte?
Er war sehr angesehen. Man würde seinem Wunsch sicher nachkommen.
Oder sollte er sich wieder in sein Zimmer begeben und die Sache mit Vernunft angehen?
Morgen würden sich seine Sorgen als Hirngespinste erweisen.
Wenn dem so wäre, wäre es alles andere als klug, jetzt irgendwelche Nachbarn aufzuschrecken.
Pater Giovanni war sich unschlüssig.
Kapitel 38
Nick und die zwei Frauen saßen schon eine gute Stunde im Garten.
Es war ein schöner, milder Abend. Der Himmel war sternenklar und eine milde Brise wehte vo n Osten her.
Der Garten war sehr bescheiden, circa sechzig Quadratmeter groß, wobei mehr als die Hälfte dem Gemüseanbau dienten.
Nur Blumen trennten die Terrasse von dem Gemüse. Auf der Terrasse standen ein Tisch, drei Stühle und eine Sitzbank. Auf der Sitzbank saßen Esther und
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