Naechte der Leidenschaft
und von ganzem Herzen.
»Komm«, forderte Emma ihn jetzt mit einem Seufzen auf, als sie einsah, dass ihre Erscheinung allen Herrichtungsversuchen trotzte. »Wir dürfen den Bischof nicht noch länger warten lassen. Das wäre unhöflich.« Sie ging vor, als sie die Küche verließen, und fragte ihn über die Schulter: »Wen soll ich denn auf Wunsch des Königs heiraten?«
»Sein Name ist Amaury de Aneford«, murmelte Rolfe und wich einem auf dem Boden liegenden Haufen bereits gefärbter Bettwäsche aus.
»Amaury de Aneford?« Emma blieb an der Tür stehen, als sie den Namen nachdenklich wiederholte. »Diesen Namen habe ich noch nie gehört, aber schließlich, fürchte ich, höre ich ohnehin nicht viel Neues von draußen. Wir befinden uns hier doch ziemlich weit ab vom gesellschaftlichen Leben.«
»Er war Ritter und ist vor kurzem zum Lord erhoben worden. Der König hat ihm den Titel aus Dankbarkeit verliehen, weil de Aneford ihn während des Feldzuges in Irland vor einem Anschlag von Meuchelmördern gerettet hat.«
»Er hat das Leben des Königs gerettet?« Mit großen Augen sah Emma ihn an.
»Ja.«
»Oh.« Sie ging weiter und öffnete die Tür zur Großen Halle. »Er muss ein berühmter Kriegsmann sein. Ist das nicht nett?«
Rolfe verdrehte bei dieser Bemerkung die Augen und folgte Emma in die Halle.
»Mylord Bischof.« Ihn mit ausgestreckten Händen willkommen heißend eilte Emma auf den Mann zu, der geduldig wartend vor dem Kamin stand. »Welch eine Freude, Euch zu sehen. Und wie freundlich von Euch, den weiten Weg hierher auf Euch zu nehmen, nur um meinen Cousin zu begleiten und mir zu sagen, dass ich mich wieder verheiraten soll.«
Der Bischof zog die Augenbrauen hoch. »Aber, Mylady, ich bin nicht hier, um Euch über Eure Heirat zu informieren. Ich bin hier, um die Trauung durchzuführen.«
Emma blinzelte ihn an. »Sie durchzuführen?« Sie wandte sich um, und sah ihren Cousin verständnislos an. »Aber ... das kann nicht sein. Ich bin gerade erst Witwe geworden.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, als die beiden Männer einen Blick tauschten; dann räusperte sich der Bischof. »Seine Majestät ist sich bewusst, dass der Zeitpunkt schlecht gewählt ist, Mylady, aber er wünscht, dass diese Heirat stattfindet. Unverzüglich.«
Emma war bestürzt. »Nun ... das ist einfach nicht möglich. Sicherlich habt Ihr ihn missverstanden. Ich bin seit noch nicht einmal vierzehn Tagen Witwe!«
Der Bischof schaute Rolfe an, der ihm einen warnenden Blick zuwarf, ehe er vortrat und sagte: »Das ist richtig, Emma, aber er meint, weil du dir doch so sehr wünschst Kinder zu haben, würdest du gern wieder verheiratet sein ... und das möglichst bald.«
Emma biss sich auf die Unterlippe, während sie darüber nachdachte. Sie wurde schnell älter. Gott, sie war bereits zweiundzwanzig! Um die Wahrheit zu sagen, sie hatte fast das Ende der Jahre erreicht, in denen sie ein Kind noch austragen könnte. »Ja, in Anbetracht meines Alters sollten wir die Trauerzeit vielleicht abkürzen«, murmelte sie unsicher.
Rolfe und der Bischof wirkten erleichtert.
»Ja«, entschied Emma mit einem Kopfnicken. »Gewiss können wir sie abkürzen. Drei Monate sollten unter diesen Umständen angemessen sein. Meint Ihr nicht auch?« Sie sah die Männer fragend an, die wiederum Emma mit großen Augen anstarrten.
Rolfe bewegte sich unbehaglich und seufzte. »Emma, du verstehst nicht. Du sollst heiraten, sobald Amaury de Aneford hier eintrifft.«
Argwöhnisch kniff sie die Augen zusammen. »Und wann soll das sein?«
Rolfe trat von einem Fuß auf den anderen, dann stieß er noch einen Seufzer aus. »Heute. Hoffen wir jedenfalls.«
»Heute?« Emma riss die Augen auf. »Aber ... das ist... nicht ziemlich. Und ... und ich habe auch gar nichts anzuziehen.«
Der Bischof wandte sich ab, um Rolfe amüsiert zuzulächeln, vermutlich weil er dies für den üblichen weiblichen Einwand hielt. Als er jedoch Rolfes betretene Miene sah, zog er fragend die Augenbrauen hoch.
»Sie sind gerade damit fertig geworden, alles schwarz zu färben«, erklärte Rolfe.
»Aber sicher gibt es doch irgendetwas... ?« Rolfes Gesichtsausdruck ließ ihn zögern.
»Ist Euch nicht aufgefallen, dass sogar die Diener schwarz tragen?«, fragte Rolfe trocken.
Der Bischof schaute sich bei diesen Worten in der leeren Halle um. Nein, wenn er ehrlich war, das war ihm nicht aufgefallen. Vermutlich war er zu sehr von seinen Gedanken abgelenkt gewesen. Jetzt runzelte er
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