Naechte der Leidenschaft
ja überall dorthin zu gehen, wohin Bertrand geht, nicht wahr?« Emma sprang auf, ihr Gesicht spiegelte ihre Bestürzung wider. Sie konnte sich an die Tante ihres Mannes noch sehr gut vom letzten Mal erinnern, als sie deren Anwesenheit erduldet hatte. Während Fulks Cousin ihr so schmierig wie ein eingesuhltes Schwein vorgekommen war, hatte seine Tante, dieser Drachen in Frauengestalt, die gesamte Dienerschaft tyrannisiert. Noch nie war Emma einer unangenehmeren Frau begegnet. Kalt, keifend und einfach nur gemein, hatte diese Person doch tatsächlich eines der Serviermädchen mit dem Krückstock geschlagen, weil dieses sie angeblich nicht flink genug bedient hatte. Das Letzte, was Emma wünschte, war, diese Hexe hierher zurückkehren zu sehen, ganz zu schweigen davon, ihr irgendwelche Befugnisse über die Menschen einräumen zu müssen, die Emma so treu dienten. Sie würde nie wieder frohen Herzens sein können, wenn sie wüsste, dass die Menschen, für die sie einmal gesorgt hatte, unter Lady Ascots Regiment zu leiden hätten. Und deshalb konnte Emma nur dankbar sein, dass König Richard die Pläne der beiden vereitelt hatte. Aber wenn er sie vereitelt hatte, warum sollten Bertrand und Lady Ascot dann noch nach Eberhart Castle kommen wollen? Genau das fragte Emma ihren Cousin jetzt und beobachtete mit Argwohn, wie dessen Unbehagen wuchs.
»Der König hat die Absicht, ihnen zu sagen, dass er sich ihrer Unzufriedenheit nicht bewusst gewesen sei und dass -«
»Lüge!«
Rolfe zuckte unter ihrer Anschuldigung zusammen.
Der Bischof sah sie tadelnd an. »Lüge ist ein hartes Wort, Mylady.«
Emma winkte seinen Einwand ungeduldig fort. »Was wird Richard ihnen noch sagen?«
Rolfe zögerte. »Es ist seine Absicht, den Frieden zu wahren.«
»Natürlich«, stimmte Emma trocken zu. »Und?«
»Er wird ihnen sagen, dass es für den Hof so offensichtlich war, dass du bereit gewesen bist, deine ... ähm ...«
»Eure Pflicht zu tun«, ergänzte der Bischof.
»Richtig. Und dass er deshalb nicht erwartet hat, dass sie mit solch einer unbedeutenden Klage zu ihm kommen würden.«
»Er hofft, sie so zu beschämen, dass sie ihre Forderung zurücknehmen«, führte der Bischof mit Befriedigung aus.
»Wenn jedoch ihre Gier größer sein sollte als ihr Ehrgefühl ...«
Emma verdrehte die Augen. Es gab keinen Zweifel - für sie zumindest dass, stellte man die beiden vor die Wahl, ihren Stolz zu wahren oder die Hände auf Eberhart Castle zu legen, deren Gier siegen würde.
»Dann wird er ihnen antworten, dass er an ein solches Problem niemals gedacht habe, und dass er, besorgt um die Sicherheit der Burg, ihrer Bewohner und nicht zuletzt der deinen, da kein Mann im Hause ist, die Heirat zwischen dir und Lord Amaury angeordnet hat. Nichtsdestotrotz wird er den beiden ein Schreiben des Inhalts übergeben, dass sie, sollten sie hier eintreffen, bevor die Ehe ... hmm ...«
Rolfes Blick glitt wieder beunruhigt zum Bischof, der leise seufzte und ergänzte: »... vollzogen ist.«
»Dann können sie der Hochzeit Einhalt gebieten und Eberhart Castle für sich einfordern.«
Emmas Augen verengten sich. Allein der Gedanke, dass diese beiden Aasgeier über das Wohl und Wehe ihrer Leute bestimmen könnten, brachte ihr Blut zum Kochen. Dann fiel ihr auf, dass Rolfe es angestrengt vermied, sie anzusehen. »Und?«, fragte Emma. »Was noch?«
Rolfe schaute unglücklich zu Boden und Emma rang die Hände, während sie ungeduldig auf seine Antwort wartete. Schließlich trat sie einen Schritt vor. »Was noch, Rolfe?«
Als er sie nur mitleidig ansah, war es der Bischof, der das Schweigen brach. »Bertrand beabsichtigt, darüber hinaus auch Anspruch auf Euch zu erheben, Mylady. Als seine Frau.«
»Was?« Entsetzt wandte sie sich zu ihm um. »Aber ich mag ihn nicht.« Ein dummes Argument, in der Tat. »Mögen« hatte wenig mit Ehe und Pflicht zu tun. Außerdem hatte sie Amaury de Aneford bisher weder kennen gelernt, noch hatte sie bis jetzt seine Eignung als Ehemann in Erwägung gezogen. Emma konnte im Augenblick ohnehin nicht klar denken; sie war viel zu durcheinander von der Tatsache, dass Bertrand sie in seine Pläne eingeschlossen hatte. Es überraschte sie. Schließlich war Fulk nicht fähig gewesen, seine Pflichten als Ehemann zu versehen, warum sollte sein Cousin dann wünschen, sie sich aufzubürden? Guter Gott, ist das ein Schlamassel, dachte Emma.
»Bertrand behauptet, dies sei die einzig gerechte Lösung«, warf Rolfe trocken ein. »Auf
Weitere Kostenlose Bücher