Namibia
kleine Gebiete beschränkt. Wer die Kalahari während der zehn Monate dauernden Trockenzeit besucht, wird sie zweifelsfrei als Wüste erleben.
Wohin das Auge blickt: Sand , heißer, meist rötlicher Sand, zu grob und kiesig, um das Regenwasser zu speichern. Die Kalahari ist als größte zusammenhängende Sandfläche bekannt – sie ist ca. 1,2 Mill. km 2 groß und erstreckt sich über neun Länder. In Namibia reicht sie vom äußersten Südosten, wo die roten Sanddünen den typischen Kalahari-Eindruck vermitteln, über den mittleren Osten bis zum Nordosten (Kaudom), und sogar das Etosha-Gebiet zählt geologisch mit zum Kalahari-Becken. Weite Teile der Kalahari sind durch Sandflächen, die mit Gras und vereinzelten Akazien bedeckt sind, charakterisiert, oftmals unterbrochen von Lehmpfannen
(Vleis)
unterschiedlicher Größe.
Die Kalahari-Dünen kommen vor allem im Südwesten der Kalahari vor. Sie sind Längsdünen, das heißt, sie verlaufen parallel zur vorherrschenden Windrichtung. Im Gegensatz zu den Dünen in der Namib wandern die Kalahari-Dünen nicht mehr. Sie sind meist 10–30 m hoch und mit Gras und Akazien bewachsen. Zwischen den Dünen befinden sich breite Dünentäler. Die außergewöhnliche rote Farbe wird durch einen dünnen Film Eisenoxyd, der jedes einzelne Sandkorn umhüllt, verursacht. Dort, wo die sandige Oberfläche nur dünn ist, kann der darunter liegende, dichtere Boden Baumwurzeln Halt geben. Der größte Teil der Kalahari ist jedoch mit Grasund Busch bedeckt. Die Temperaturen sind oft so extrem hoch, dass Regentropfen verdunsten, ehe sie die heiße Erde erreichen. Oberflächenwasser gibt es gar nicht. Im Winter drücken eisige Winde die Temperaturen nachts manchmal weit unter den Gefrierpunkt. Nur im Hochsommer (Dezember und Januar) gibt es ein kurzes Aufatmen. Dann ist während weniger Wochen die erbarmungslose Sonne von grauen Wolken bedeckt, und mit viel Glück regnet es sogar.
Typische Kalahari-Landschaft: grasbewachsene Dünen und weite Täler
Das riesige Ausmaß und die Unwirtlichkeit der Kalahari haben ihre Erforschung erschwert. Wo wenig konkretes Wissen vorhanden ist, gibt es reichlich Stoff für geheimnisvolle Geschichten . Eine dieser Geschichten, die die Fantasie sämtlicher Abenteurer seit 1885 immer wieder angeregt hat, ist die Legende der „Verlorenen Stadt“. Man vermutete sie in einem der unwirtlichsten Teile der Wüste, einem trockenen Flussbett im Südwesten, in der Nähe des ebenfalls trockenen Nossob Riviers. 1956 brach der Schriftsteller Alan Paton gemeinsam mit anderen Abenteurern in die Kalahari auf, um eben diese Stadt zu suchen. Nicht nur verrückt und wahnwitzig, wie der Autor selbst meinte, sondern auch streng geheim war diese Expedition. Seine Reisebeschreibung war aus diesem Grunde bis vor kurzem unter Verschluss. 1988 starb Paton, 2005 wurde der Bericht „Lost City of the Kalahari“ von der University of KwaZulu-Natal posthum veröffentlicht, ISBN 1-86914-066-4 (nur auf Englisch). Immer wieder wurden Expeditionen ausgerüstet, später wurden Luftaufklärungen angeordnet – alles ohne Erfolg. Heute, im Zeitalter von GPS und Satellitenaufklärung, weiß man, dass es eine solche Stadt oder ihre Überreste nicht gibt. Die Frage bleibt, ob die „Verlorene Stadt“ vom Winde verweht worden ist oder einfach nur ein Fantasiegebilde erfolgloser Abenteurer war. Weitere Legenden ranken sich um Statuen in der Wüste oder San, die ihre Pfeilspitzen aus Edelsteinen herstellten – nichts davon wurde jemals nachgewiesen.
Die Reichtümer der Kalahari liegen woanders: Die Wüste selbst ist ein Schatz. Denn für wilde Tiere bietet sie einen der letzten ungestörten Lebensräume, die in der modernen Welt verblieben sind.
In der Kalahari gibt es keinen Kompromiss, keinen Mittelweg, nur Extreme . Extreme Hitze und Trockenheit, extreme Kälte, extreme Entfernungen, extremen Hunger und Durst. Selbst der Regen kann extrem sein, wenn er endlich nach Monaten der Trockenheit einsetzt. Manchmal stürzen solche Wassermassen vom Himmel, dass es sich anhört, als donnerte ein Wasserfall in die Tiefe. Das Wunder der Wüste ist, dass Pflanzen, Tiere und auch Menschen imstande sind, sich diesen Extremen anzupassen.
Pflanzen haben einfallsreiche Methoden entwickelt, um die langen Perioden der Trockenheit zu überdauern. Der große Affenbrotbaum (Baobab), der in den nördlichen Teilen der Kalahari zu finden ist, sammelt z. B. Feuchtigkeit in seinem massiven Stamm, der bis zu 10 m
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