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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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Rosen, aber es macht es leichter, sich vorzustellen, wir hätten diese Dunkelheit selbst geschaffen. Sie ist unser Werk und deshalb nicht so bedrohlich. »Gleich kommen unsere Geschwister. Wetten, die lachen sich halbtot, weil wir schon viel zu alt sind, um so etwas zu spielen?«
    Tine kichert. »Jeremy wird mitmachen wollen. Aber nur, wenn ich ihm erkläre, dass ich für meine Ausbildung als Erzieherin übe und jemanden brauche, um die Bude zu testen. Sonst ist er natürlich viel zu erwachsen für so was.«
    »Und dann kommt deine Mutter und bringt uns Schokokekse.«
    »Meine Mutter kann keine Schokokekse backen.«
    »Meine aber. Dann kommt halt meine.« Ich kann mir vorstellen, wie sie duften. Schokoladig. Eine Spur nach Weihnachten. »Ich könnte sterben für diese Schokoladenkekse. Und Pralinen. Daniel hat mir Pralinen geschenkt. Wollen wir die auffuttern?«
    »Alle auf einmal«, sagt Tine.
    »Natürlich. Was dachtest du denn? Wir sind schließlich nicht auf Diät.«
    Darüber muss sie so lachen, dass sie gegen meine Schultern sinkt.
    »Warte, sei mal kurz still. Was war das?« Ich werfe die Decke ab und taste nach der Taschenlampe. »Hat sich angehört wie Schüsse.«
    »Glaubst du, da draußen ist jemand?« Ihre Augen werden groß, ihre Unterlippe bebt.
    Ich will nicht darüber nachdenken, wer da sein könnte. Wen Finn vielleicht erschossen hat. Ob Hilfe da oben ist. Vielleicht die Polizei. Aber ich weiß selbst, wie wenig sie bisher erreicht hat. Tine ist schon so lange weg, und niemand hat dieses Versteck hier gefunden.
    Ich suche nach einer Waffe, wie schon tausend Mal, aber ich habe nur meine Fingernägel. Der Eimer ist aus Plastik.
    Die Taschenlampe ist zu klein. Vielleicht ginge die Decke, wenigstens, um ihn für einen Moment abzulenken.
    »Lass das«, fleht Tine, starr vor Angst. »Reiz ihn nicht.«
    »Sei still«, fahre ich sie an. »Du musst jetzt stark sein. Du sprichst mit ihm. Achte gar nicht auf mich, egal was ich tue. Schau immer nur ihn an.«
    »Aber ...«
    »Du musst«, sage ich streng. »Denk an das Baby.«
    Wir warten.
    Adrenalin schießt durch meine Adern. In diesem Moment bin ich fest entschlossen, alles zu wagen. Lange hält Tine nicht mehr durch. Es geht ihr nicht besonders gut. Sie ist blass und dünn. Obwohl sie erst im dritten Monat ist, sieht man ihr die Schwangerschaft schon an. Als ich hier angekommen bin, war sie kurz vor dem Durchdrehen. Aber Theaterspielen hilft. Einfach jemand anders sein. Nicht ein eingesperrtes Opfer, sondern ... wer immer man sein möchte. Ein Star im Dschungelcamp. Forscher auf einer Höhlenwanderung. Ein Sänger auf der Bühne. Gleich geht das Licht an und wir stehen im Rampenlicht.
    »Du bist jetzt ein Soldat.«
    »Aber ...«
    »Kein Widerspruch. Ich führe hier die Regie, das ist mein Theaterstück. Du bist ein Soldat, wie Ostern im Stück. Alles klar?«
    »Na gut«, flüstert sie. »Alles klar.«
    Ich beiße die Zähne zusammen, umklammere die Decke und bin bereit.
    Auch jemand, der stärker ist als ich, würde diese schwere Tür nicht aufkriegen. Vor allem nicht, wenn sie auch noch mit einem Vorhängeschloss abgesichert ist. Ich höre, wie jemand am Schloss rumfummelt. Das kann nur Finn sein, ein anderer würde rufen oder klopfen. Finn weiß jedoch, dass wir hier sind.
    Schade. Ich hatte ja doch gehofft, dass der Schuss ihn selbst getroffen hat.
    Er tritt ins Zimmer. Die Pistole in der Hand, wie immer. Alles ist voller Blut. Tine schreit erschrocken auf. »Was ist passiert?«
    Er hat vergessen, dass ich auch da bin, starrt nur sie an.
    »Es ist zu Ende.« Seine Stimme klingt heiser. »Ich hab jemanden erschossen.«
    »Zu Ende?«, fragt sie aufgeregt. »Du lässt uns jetzt raus?«
    »Ich kann nicht!«, schreit er. »Ich muss ... ich will ...« Er hat keinen Plan. Das rächt sich jetzt.
    »Du hast Tine hergebracht, weil du sie liebst«, sage ich leise, ich wundere mich, wie ruhig ich bin. Es ist, als würde ich mir selbst dabei zuschauen, wie ich eine Rolle spiele. »Und jetzt musst du sie gehen lassen, weil du sie liebst.«
    »Nein!«, brüllt er. Und dann senkt er die Stimme zu einem Flüstern. »Die Liebe hört niemals auf. Ich dachte, du wüsstest das. Sonst wäre es keine Liebe. Stimmt’s?«
    Da schnelle ich vor und werfe ihm die Decke über den Kopf. Wenn er nur nicht blind schießt. Hier in dieser engen Kammer könnte jeder Querschläger verhängnisvoll sein.
    »Nimm ihm die Pistole ab!«, schreie ich, aber Tine hockt auf der Matratze und

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