Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Hoteltürme. »Kuppelnahrung« nannten die Hooper das, was hier auf den Feldern wuchs; und diese Nahrung war es auch, was sie davor bewahrte, dem Skinner ähnlicher zu werden, sofern sie keinen Zugriff auf Intertox hatten.
Das Brummen der Triebwerke wurde leiser, während der Hooper sein Lufttaxi auf einem ordentlich gemähten Rasen unweit der Arkologie landete. Die drei Fahrgäste stiegen aus.
»Wie viel?«, fragte Erlin, zum offenen Wagenfenster hinabgebeugt.
Der Hooper zögerte einen Augenblick und überlegte, mit welcher Forderung er vielleicht durchkam. Erlin griff in die Jackentasche und zog ein Bündel New-Carth-Shilling hervor. Rasch griff der Hooper nach den beiden Banknoten, die sie ihm reichte, und in offensichtlicher Freude stieg er aus, um das Gepäck auszuladen. Janer wirkte verwirrt, und Keech zeigte natürlich überhaupt keine Regung. Wie Erlin begriff, war beiden nicht klar gewesen, dass sie womöglich Bargeld benötigten. Sie fand, dass sie noch viel über diesen Planeten zu lernen hatten, und wollte sich gerade entsprechend äußern, als ihr Janer dahingehend zuvorkam:
»Vielleicht brauchen wir ein wenig Anleitung«, sagte er und warf dem Reifi einen Blick zu. Keech zeigte auch darauf keine Reaktion. Erlin gab rasch Antwort; sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie hilfsbereit war.
»Auf mich wartet nun mal meine Aufgabe, aber Sie sind mir herzlich willkommen, falls Sie mich begleiten möchten, bis Sie sich selbst zurechtfinden«, sagte sie und musterte die beiden. Keech reagierte mit einem knappen Nicken, und Janer lächelte sie an. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich bei diesem Lächeln und wandte sich ab.
»Sie wissen ja, dass die Gesetze der Polis außerhalb der Hauptkuppel nicht gelten«, sagte sie.
»Das sollten sie aber«, fand Keech.
»Manchmal«, ergänzte Janer.
Erlin fuhr fort: »Versuchen Sie mal, einem Hooper die Begriffe Körperverletzung oder Mord zu erklären. Sie lachen einfach nur über alle unsere Regeln. Hier läuft es so, dass ein Hooper umso mehr Autorität besitzt, je älter er wird. Und das kraft der Tatsache, dass er so viel mehr weiß als man selbst und einem wahrscheinlich die Arme ausreißen könnte, falls man ihm widerspricht. Ambel, der Mann, den ich hier suche, ist alt. Ich habe einmal gesehen, wie er ein Tiefsee-Fischereischiff mit einem Ruderboot abgeschleppt hat. Sein Boot war speziell verstärkt, und die Ruder bestanden aus Keramal, einer Keramik-Metall-Verbindung.«
»Wie alt ist er denn?«, fragte Keech.
»Mindestens siebenhundert Jahre. Er sagte, er wäre gleich nach dem Krieg hergekommen, aber da bin ich mir nicht so sicher. Manche der frühen Hooper geben sich schweigsam, was ihre Vergangenheit anbetrifft, und die Virenfasern waren in Ambels Körper weit fortgeschritten.«
»Yeah«, sagte Janer lächelnd, »ich habe eine Menge Geschichten dieser Art gehört.«
Ohne ihn anzusehen, fuhr Erlin fort: »Seine Haut ist ganz fleckig von lauter Blutegelnarben, die sich sogar überlappen. Er ist so voller Fasern, dass man ihm nicht mal eine Blutprobe entnehmen kann. Ich bezweifle offen gesagt, dass er überhaupt noch Blut in sich hat. Falls er je verletzt wird, schließt sich die Wunde einfach so.« Sie hob die Hand und klappte sie zu einer Faust zusammen.
»Glauben Sie ihm?«, wollte Janer wissen.
»Zunächst habe ich es nicht, aber ich war etliche Jahre mit ihm zusammen, und meine Zweifel haben sich schließlich gelegt.«
»Vielleicht … lebt auch Hoop noch?«, überlegte Keech.
Erlin dachte an den Kopf, der in einem Kasten an Bord der Treader lag, und verzichtete auf eine Bemerkung.
»Das war es dann«, sagte der Hooper, der neben ihren aufgestapelten Gepäckstücken stand.
»Danke«, sagte Erlin. Sie schnipste mit den Fingern, und ihr Schwebekoffer löste sich aus dem Stapel und glitt gehorsam an ihre Seite. Es hatte sie überrascht, dass Janer nur einen Rucksack mitführte, aber inzwischen war ihr klar geworden, dass er als erfahrener Reisender nur mit dem Nötigsten unterwegs war. Keech jedoch konnte seinen Koffer nicht weit getragen haben, denn dieser wies die Ausmaße einer Seekiste auf.
»Viel Glück«, sagte der Hooper und stieg wieder ins Taxi.
»Warten Sie!« Erlin drehte sich wieder zu ihm um, und er stoppte an der Tür. »Wissen Sie, wo ich Ambel finde?«
»Auf der Treader.«
»Und wo steckt die Treader?«
Der Hooper zuckte die Achseln. »Auf der Nortsee und zwischen den Skinner-Inseln. Südlich der Atolle. Im Osten auf dem
Weitere Kostenlose Bücher