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Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel  
    Der geheimnisvolle Pfad
     
      Seit Tagen hatten wir keine Menschen mehr gesehen. Einsam lag eine wild zerrissene Gebirgsgegend um uns. Nur mühsam bewegten sich unsere kleinen Pferde die zur Rasse der mutigen, genügsamen Tangues gehörten, vorwärts. Gelegentlich stolperten sie. obwohl sie ausgezeichnete Gebirgsgänger sind und ich befürchtete mehr als einmal, mit meinem Tier in den sich seitwärts neben uns hinziehenden Abgrund zu stürzen.  
      Wir waren in Tibet. Unser Reiseweg hatte uns über das Kun Kala Gebirge geführt; jetzt näherten wir uns dem Gutsa-See. Was Rolf am Gutsa-See wollte, verschwieg er und vertröstete uns auf später.  
      Unterwegs hatten wir bisher nichts Besonderes erlebt.  
      Professor Hunter hatten wir leider in Hsü-tschou zurücklassen müssen; ein plötzlich ausbrechendes Fieber machte es ihm unmöglich, weiter mit uns zu reisen. Aber Professor Kennt war bei uns geblieben.  
      Da wir einzeln hintereinander reiten mußten, konnten wir uns nicht unterhalten. Am Abend wollte uns Rolf sagen, was ihn zum Gutsa-See trieb.  
      Von fern grüßten uns schneebedeckte Berge. Tief unter uns hörten wir das Grollen und Brausen der Gebirgsströme. Wenn ich nicht dauernd auf mein Pferd hätte achten müssen, würde ich vielleicht von der majestätischen Gebirgslandschaft entzückt gewesen sein. Mein Pferd stolperte jetzt häufiger als je, ich mußte es gelegentlich vorn heftig hochreißen. Manchmal blieb das Tier stehen, seine Flanken zitterten, es wollte nicht weiter. Der Gebirgspfad war streckenweise so schmal, daß selbst ein Fußgänger sich hätte vorsehen müssen. Rechts stieg die steile Felswand empor, links gähnte der tiefe Abgrund, in den es fast senkrecht hinunterging. Felsstücke und -blöcke der verschiedensten Größe lagen auf dem Pfad umher und erschwerten das Vorwärtskommen. Hoffentlich hatten wir die schlechteste Wegstrecke bald überwunden.  
      Ich klopfte meinem Pferde den Hals und redete ihm gut zu. Da ich als letzter des kleinen Zuges ritt, hatte niemand den kurzen Aufenthalt bemerkt. Soeben verschwand Pongo, der vor mir ritt, um eine Wegkrümmung. Ich war allein in der einsamen Gegend. Um das Gefühl richtig auszukosten, hielt ich das Pferd nochmals an und schaute mich aufatmend um.  
      Herrlich breitete sich das weite Panorama aus. Der Abgrund zu meiner Linken schien ins Unendliche hinabzugehen. Das niederstürzende Wasser der Gebirgsflüsse bildete in der Tiefe einen undurchsichtigen Sprühnebel. Bevor ich mein Tier wieder antrieb, blickte ich auch zur Höhe empor. Der Felsen war so steil und hoch, daß ich seine Spitze nicht sehen konnte.  
      Aber was war das? Täuschte ich mich? Oder hatte ich wirklich etwa vierzig Meter über mir den Kopf eines Menschen gesehen? Aber hier — ein Mensch?! Der Gedanke war eigentlich unsinnig. Und da er nicht wieder zum Vorschein kam, glaubte ich fest, mich getäuscht zu haben.  
      Als ich um die Biegung des Pfades herum ritt, sah ich die Gefährten; sie warteten auf mich. Sicher hatten sie sich schon um mich geängstigt, und da es unmöglich war, die Pferde auf dem schmalen Pfad zu wenden, wollte Rolf gerade absteigen, um nach mir zu sehen.  
      »Hast du wieder mal eine Pause gemacht, um die Natur in Ruhe bewundern zu können, Hans?" rief mein Freund mir lachend zu. „In einer Stunde machen wir Rast. Dann hast du reichlich Muße dazu. Wir treffen bald eine tiefe Höhle an."  
      „Woher weißt du das, Rolf? Hat jemand dir den Weg genau beschrieben?"  
      „Ich glaube nicht, Herr Warren, daß Ihr Freund jemals den schmalen Pfad entlang geritten wäre, wenn ihm nicht jemand den Weg genau bezeichnet hätte," bemerkte Professor Kennt.  
      „Dann kannst du uns jetzt auch sagen, was du am Gutsa-See willst, Rolf. Warum hast du bisher darüber geschwiegen?"  
      „Ich hatte meine Gründe dafür, Hans. Aber ich versprach euch für heute abend die Erklärung. Laß uns weiter reiten! Bleib aber bitte nicht wieder zurück! Der Weg hier ist nicht ungefährlich."  
      Sofort fiel mir meine Beobachtung ein, aber ich konnte sie Rolf nicht mehr mitteilen, denn er hatte sein Pferd schon wieder bestiegen und ritt als erster dem kleinen Zuge voran.  
      Ich mußte wieder scharf auf den Weg achtgeben und konnte deshalb der Höhe keine Beachtung schenken. Nur langsam kamen wir vorwärts. Aber nach einer Stunde hielt Rolf tatsächlich sein Pferd an und winkte uns zu.  
      Wir

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