Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
denn er verstand einfach nicht, wie die Frau glauben konnte, die Biofilter des Runcibles zu umgehen. Kein Molekül gelangte hindurch, ohne dass der Hüter damit einverstanden war. Er ließ seine Aufmerksamkeit nun zu einer Schlägerei wandern, zu der es direkt vor dem Kuppeltor kam. Nur so aus Spaß wettete er auf eine E mit der Sub-KI, die die Kuppelsicherheit leitete, und er erhielt Chancen genannt, die ihn vor die Frage stellten, ob es nicht Zeit wurde, diese Sub-KI zu absorbieren – denn sie wusste offenkundig Dinge, die dem Hüter selbst nicht bekannt waren. Wenig später erhielt er ein Signal aus einer Richtung, die seit Jahrzehnten stumm geblieben war -und zwar durch eines seiner Tiefraumaugen. Er widmete der neuen Angelegenheit fast ein Viertel seiner Aufmerksamkeit.
Das Schiff tauchte aus dem Subraum auf und zog einen funkelnden Schweif hinter sich her, wo die Antimaterieteilchen auf den verstreuten örtlichen Wasserstoff trafen. Zwei der Tiefraumaugen des Hüters wurden durch eine elektromagnetische Schockwelle zerstört, so dass er gezwungen war, die weiteren Ereignisse aus der Distanz zu verfolgen. Rings um das Schiff wirkten die Sterne verzerrt, wie durch eine Linse betrachtet, während es scheinbar steuerlos ins System hineintrudelte. Als es mit den Kollektortriebwerken bis auf halbe Lichtgeschwindigkeit abbremste, verteilte es einen Strahlungswulst um sich.
»Bitte identifizieren Sie sich«, sagte der Hüter, als er feststellte, dass der Pilot Schwierigkeiten hatte. Ein konfuser Thetablock aus einer piktographischen Computersprache überlud jetzt zwei Mikrosekunden lang alle Empfänger des Hüters. Die KI brauchte weitere drei Sekunden, um zu entdecken, dass diese Meldung nur wenig brauchbare Informationen enthielt, von ihrer äußeren Form mal abgesehen. Ab jetzt genoss das Schiff die volle Aufmerksamkeit des Hüters.
»Prador-Schiff, bitte identifizieren Sie sich!« Das Schiff trudelte und setzte abwechselnd Kollektoren und Ionentriebwerke ein, während es weiter zu bremsen versuchte. Es zog einen langen Feuerschweif hinter sich her und kreiste um die Sonne. Ein weiterer Informationsblock überlud die Empfänger des Hüters. Vier Sekunden später hatte die KI geschnallt, worum es ging.
»Genaue Art des Subraum-Generatorversagens?« Die wirre Antwort dauerte ein paar Sekunden und brach ab, als das Schiff in den Subraum eintrat.
Die Leute im Coram-Komplex reagierten verblüfft auf den Anblick, der sich ihnen bot: Innerhalb eines Augenblicks wurden sämtliche Außenfenster von etwas verhüllt, was wie eine wogende Wand aus Wasser wirkte, auf dem Sonnenlicht glitzerte; es waren die Schimmerfelder, die vor den Luken zuknallten. Die internen Türen schlossen sich – gerade so langsam, dass ihnen die Menschen noch ausweichen konnten. Tief im Innern des Mondes gingen Energiepuffer online, um jeden Spannungsstoß aus den armdicken Supraleiterkabeln aufzunehmen, die alle wesentlichen Systeme des Komplexes miteinander verbanden. Durch die Schimmerfelder erblickte man hässliche Geschütztürme, die aus Schwefel und Eis zum Vorschein kamen.
»Versuchen zu landen«, war der wesentliche Inhalt der nächsten Übermittlung.
Der Hüter stellte sofort eine Direktverbindung zu dem Runcible her, das er steuerte, und war bereit, sich selbst wegzutransportieren, sollte das nötig werden. Er wusste, dass er im Fall eines Angriffs das Hauptziel darstellte. Ein paar Sekunden später tauchte das Schiff wieder auf – in einer Explosion von Antimaterie, eine halbe Million Kilometer von Spatterjay entfernt und auf der Seite des Planeten, die dem Mond abgewandt lag.
Durch seine Satellitenaugen verfolgte der Hüter mit, wie es dem Schiff gelang, auf eine Geschwindigkeit von 10000 Kilometern pro Sekunde abzubremsen. Es drang in die Atmosphäre ein und probierte dann noch eine Art Luftbremsung. Einen Augenblick wurde eine Subraum-Signatur messbar, dann erfolgte eine flache Antimaterie-Explosion in der Stratosphäre. Nach dem ersten Blitz und der Sensoren-Überlastung entdeckte der Hüter verstreute Wrackteile, die in eine Umlaufbahn um den Planeten geschleudert wurden. Er empfing ein kurzes blubberndes Pfeifen über Funk, das er auf Grund von Datenbankeinträgen als Lautgebung eines Prador identifizierte, der von einer Explosion starker Mikrowellenstrahlung geröstet wurde. Er dachte ganze sechs Sekunden über den Zwischenfall nach, ehe er mit einer seiner Sub-KIs Verbindung aufnahm.
»SKI 12, hast du das
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