Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
zurückgelassen.«
»Wir sollten unverzüglich zur
Yax K’uk’Mo’
zurückkehren und nicht auf den Robot hören. An Bord des Pyramidenschiffes sind wir sicherer als hier in dieser Stadt«, empfahl Vasina und wandte sich bereits in die andere Richtung.
»Ich denke das wäre ein Fehler. 40028 hat deutlich erklärt wir sollen uns in dieses Gebäude zurückziehen. Es klang nicht wie eine Empfehlung, sondern eher wie eine Warnung«, riet der Asiat.
»Sehen sie sich doch um, Lai Pi. Hier ist niemand der uns aufhalten kann. Lassen sie uns nicht zögern.« Die Progonautin schien entschlossen, sich notfalls mit Gewalt zum Pyramidenschiff durchzuschlagen.
Toiber Arkroid überlegte kurz und machte dann der Diskussion ein Ende.
»Wir vertrauen auf das Wort unseres Freundes. Ich mache mir weniger Sorgen um die übrigen Techno-Kleriker als um den Techno-Zwilling. Eine innere Stimme sagt mir, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich glaube 40028 befürchtet sein Zwilling könnte uns nach dem Leben trachten. Wir ziehen uns in den Kuppelbau zurück und sehen uns die Halle einmal an. Es ist sowieso fraglich, ob wir das Energiefeld um das Pyramidenschiff durchdringen könnten. Ehrlich gesagt, ich zweifle daran.«
Arkroid spürte wie es in Vasina brodelte. Die ehemalige Herrscherin der Progonauten war es nicht gewohnt sich unterzuordnen und hatte offensichtlich Probleme mit dem Führungsanspruch des Mariners. Mit verkniffenem Gesicht folgte sie den beiden Männern, die ohne sich umzusehen durch das Tor des gewaltigen Kuppelbaus schritten.
»Ich hoffe nur wir werden diese Entscheidung nicht bereuen!«, zischte sie zornig.
Lai Pi zwinkerte seinem Chef kurz zu, dann machten die beiden Männer einen entschlossenen Schritt in Richtung auf das goldene Portal, das sich ohne ihr Zutun plötzlich aufzulösen begann. Als sie schließlich die Halle betraten, flammte helles Licht auf und alle drei mussten für einen Augenblick geblendet die Augen schließen. Als Arkroid kurz darauf vorsichtig blinzelte, sah er sich überrascht um. Er war allein und stand in seinem Arbeitszimmer in Agua City! Die Stahlblenden seiner Unterwasserbehausung waren zurückgefahren und riesige Schwärme von schillernden Fischen bewegten sich vor seinem Haus. Der Mariner rieb sich kurz die Augen. Als er sie erneut öffnete, stand er im Zimmer seiner kleinen Tochter, die vor ihm im Bett lag und friedlich schlief.
Was ist hier los
, dachte der Mariner fassungslos.
Visionen
Lai Pi schritt langsam durch den buddhistischen Tempel und sah sich irritiert um. Er wusste nicht, wie er in diesen Raum gelangt war, doch der Tempel erinnerte ihn an seine Heimat und weckte gewisse Assoziationen an frühere Kindheitserlebnisse. Mehr und mehr stieg das unbestimmte Gefühl in ihm auf, das er schon einmal in diesem Gebetsraum gewesen war, doch das musste bereits viele Jahre in der Vergangenheit liegen. Vielleicht kam diese flüchtige Erinnerung aus jener Zeit, als er noch ein kleiner Junge war und seiner Mutter oft zum Tempel gefolgt war. Sehr viel später, noch vor Beginn seines Studiums, hatte sich Lai Pi von der Religion abgewandt und die Auffassung entwickelt, dass sich alle Vorgänge dieses Universums mit der Wissenschaft erklären ließen, doch auch das war schon viele Jahre Vergangenheit. Lai Pi sog prüfend die Luft ein, es roch intensiv nach Räucherstäbchen. Ich kenne dieses Aroma, schoss es ihm durch den Kopf. Aber wie war er nur an diesen Ort gekommen?
»Arkroid! Vasina! Wo seit ihr?«, rief Lai Pi in den Raum hinein, doch seine Stimme verhallte unbeantwortet. Langsam trat er an eines der großen Fenster, durch das der helle Schein der Morgensonne fiel und den Tempelraum mit warmem Licht flutete. Die übergroße, goldene Buddha Statue reflektierte die Strahlen der frühen Sonne und warf skurrile Reflexe an Decke und Wände. Ein Blick durch das Fenster zeigte eine felsige und zerklüftete Berglandschaft. Tief unter dem Standort des Tempels lagen dichte Wolken- und Nebelfelder. Nein, das war nicht sein Heimatort! Das Gebetshaus musste auf dem Gipfel eines sehr hohen Berges aufgebaut worden sein. Befand er sich im Himalaja oder gar in Tibet, dem so genannten Dach der Welt??
»Aber das ist absolut unmöglich ...«, flüsterte Lai Pi benommen.
Als er sich von dem Fenster abwandte, war der Tempelraum plötzlich verschwunden. Lai Pi traute seinen Augen nicht. Vor ihm lag der Hörsaal der astrophysikalischen Universität von Bangkok und zwar genau so, wie er
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