Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
Pi folgte der Zeremonie.
Nach einigen Minuten der Stille, erhob Herkales wieder das Wort.
»Mit der Übergabe der Jamal-Spange, dem Symbol unseres verehrten, dahingeschiedenen Führers, huldigen wir Vasina von Atlantika, einzige Tochter des Hauses, als neue Herrscherin über alle Progonauten dieser Welt.«
Das Energiefeld fiel in sich zusammen und Herkales hob die Jamal-Spange vorsichtig an.
Mit einem Kniefall hielt er Vasina das Schmuckstück entgegen und flüsterte einige rituelle Worte.
Die designierte Herrscherin sah Herkales jedoch nur mit großen Augen an und rührte sich nicht von der Stelle.
»Ihr müsst die Spange annehmen, Vasina. Euer Volk wartet darauf«, raunte ihr Herkales zu, da sprang Vasina plötzlich von ihrem Thronsitz auf.
»Ich kann es nicht tun! Ich werde unser Volk in den Untergang führen! Diese Welt wird sterben und ich kann es nicht verhindern!«
Herkales blickte sich irritiert um. »Was sagt ihr da, Vasina? Wir wissen, dass ihr noch jung seid, doch ihr werdet eine würdige Nachfolgerin für Komikon werden. Ihr habt das Vertrauen des gesamten Volkes.«
»Aber ich werde versagen! Unser Volk wird untergehen!«, schluchzte Vasina und brach in Tränen aus.
Lai Pi beobachtete ergriffen die Szene, die sich im nächsten Moment vor seinen Augen aufzulösen begann. Nur Vasina blieb zurück und stand plötzlich direkt vor ihm. Ihre Schultern bebten und sie verbarg ihr Gesicht in den Händen.
»Ich habe versagt!«, war ihre Stimme zu hören. »Ich trage Schuld am Untergang unserer Welt. Es war meine Aufgabe unser Volk zu schützen!«
Lai Pi ging auf Vasina zu und nahm die Progonautin in seine Arme. Die sonst so stark wirkende Frau kämpfte mit ihrer Beherrschung.
»Ihr habt alles getan, was in eurer Kraft lag. Niemand hätte den Angriff auf eure Welt abwehren können. Mir ist jetzt bewusst geworden, welche Bürde ihr tragen musstet und wie sehr euch der Untergang eures Volkes getroffen hat. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage wäre, diesen Schmerz so gefasst zu verarbeiten wie ihr.«
»Ich ertrage ihn, Lai Pi. Verarbeiten werde ich ihn niemals. Erst wenn die Dunkle Bruderschaft zur Verantwortung gezogen wurde, kann ich wieder normal leben und mich aus der Verantwortung nehmen, nicht vorher!«
Der Asiat nickte. »Das verstehe ich gut, Vasina.«
»Ich kann euch Menschen jetzt auch besser verstehen«, antwortete die Progonautin.
»Ich sah den verzweifelten Kampf gegen den drohenden Untergang und die schrittweise Wiederherstellung eurer Welt. Den Auszug der ersten Siedler auf den Meeresboden und die Geburt der Solaren Union. Ich sah Arkroids Heim, seine Familie und Stationen seines Lebens. Ich verstehe jetzt besser, warum ihr euch nicht meiner Führung unterwerft und euer eigenes Leben führen wollt. Ihr habt ein Recht darauf.«
Vasina befreite sich aus den Armen Lai Pis, der schweigend nickte.
»Wo ist Arkroid?«
»Ich bin hier!«, Arkroid materialisierte direkt neben den beiden und sah ebenfalls mitgenommen aus.
»Ich hatte Visionen von Agua City, meiner Familie und dem Untergang Atlantikas. Es war eine furchtbare Tragödie. Eure Welt war wunderschön, Vasina. Ich habe nur einen kleinen Einblick erhalten, doch mein Respekt vor den Progonauten und ihren Leistungen ist enorm gestiegen.«
»Die Halle der Ewigkeit«, flüsterte Lai Pi leise. »Was für ein treffender Name für diesen Ort. Die Schöpfer der Techno-Kleriker haben offenbar eine Umgebung geschaffen, in der unsere Gedanken, Sorgen, Sehnsüchte und Ängste materialisieren und nochmals durchlebt werden können. Wie sagte 40028 noch gleich? Ein Ort der Meditation und Besinnung. Mit welcher Technik haben sie das gemacht?«
»Ich weiß es nicht«, gestand sich Arkroid ein. »Doch allein die Tatsache, dass die Schöpfer sich offenbar mit ihren Gefühlen und Emotionen auf diese Art auseinander setzten, macht sie äußerst sympathisch für mich. Was denken sie, Vasina?«
»Ich denke dieses Volk existiert noch immer, irgendwo in den Weiten unserer Galaxie. Nach allem was wir gesehen und gehört haben, kann ich nicht an einen Untergang dieser Rasse glauben.«
»Ich stimme ihnen zu, Vasina«, sagte Lai Pi freundlich. »Wer weiß, vielleicht kehren sie eines Tages hierher zurück und finden sich in dieser Halle ein.«
Realität oder Traumsequenz?
Wieder hatte sich die Umgebung übergangslos und grundlegend verändert. Sie entsprach nun den Räumlichkeiten eines Museum, in dem man zahlreiche Exponate bestaunen konnte. Arkroid kam
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