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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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hineinarbeitet. Am besten wäre es, wenn Leonhard mit ihm noch einmal hinausführe, damit er den richtigen Eindruck von der Szenerie bekommt.«
    »Darauf können Sie sich verlassen, Herr Pforten.«
    Pforten schaute Clemente nach, immer wieder darüber verwundert, mit welch tänzerischer Leichtigkeit sich der Dicke bewegte; es war, als ließe ihn sein gewaltiger Bauch wie einen Ballon schweben.
    »Komm, Poldi, raus aus dem Wagen!«
    Aber der Hund, der nur mit Wurst und gutem Zuspruch dazu zu bewegen gewesen war, in den Thunderbird hineinzuhüpfen, schien inzwischen zu der Ansicht gekommen zu sein, daß 220 PS unterm Gesäß die einzig angemessene Art seien, sich zu bewegen, und blieb eisern auf dem Kofferbord sitzen.
    »Sie haben nicht zufällig ein Stück Wurst in der Tasche, wie?« fragte Pforten den Portier.
    »Bedauere, Herr Pforten, aber ich kann Ihnen eine Portion Aufschnitt oder Tatar aus dem Restaurant holen lassen.«
    Pforten winkte dankend ab, und es gelang ihm schließlich, den Hund Poldi, wie er fortan mit seinem Künstlernamen heißen sollte, aufs Pflaster zu zerren. Ein paar Passanten, die Pforten erkannt hatten, blieben stehen und wußten nicht recht, ob sie sich über den Hund mit den krummen Beinen und dem Ringelschwanz amüsieren sollten oder ob es sich bei ihm vielleicht nicht doch um eine ganz seltene Rasse handelte, etwa wie jene, mit der man die Königin von England zuweilen beim Marsch über die Hochmoore Schottlands abgebildet sah. Pforten beeilte sich, ins Hotel zu kommen, aber der Hund hatte keine Eile, sondern ein dringendes Bedürfnis und hob das Bein gegen eine der Marmorsäulen der Vorhalle, die es den Hotelgästen gestattete, auch bei Regen trocken ins Auto zu steigen. Der Portier entfernte sich diskret; es wäre seine Pflicht gewesen, den Hund zu verjagen, aber das konnte man einem Dauergast wie Herrn Pforten natürlich nicht antun.
    In der Halle eilte Herr Geulen, der Empfangschef, Pforten entgegen. Beim Anblick des Hundes prallte er sichtlich zurück, aber er fand auch in diesem Falle rasch seine Fassung.
    »Ihr Hund, Herr Pforten?«
    »Vor einer halben Stunde angeschafft, lieber Geulen.«
    »Gratuliere! Ein reizendes Tier. Eine besondere Rasse?«
    »Was heißt eine? Ein Dutzend!«
    »Das sieht man...«
    »Ziehen Sie nicht die Nase hoch, Geulen! Das ist nämlich gar kein Hund. Das ist ein Kollege von mir. Nur — er wünscht inkognito zu bleiben. Sie verstehen...«
    »Kein Wort, aber ich glaube es Ihnen unbesehen.« Er beugte sich diskret zu Pfortens Ohr: »Fräulein Simpson erwartet Sie seit einer Stunde. Sie ist im Leseraum.«
    Pforten hob leicht die Brauen, es war ihm nicht anzusehen, ob die Nachricht ihn angenehm oder weniger angenehm berührte. Aber die Blicke beider Herren wurden in diesem Moment von dem Hund Poldi gefesselt, der, von der vornehmen Umgebung der mit eleganten Polstermöbeln ausstaffierten Hotelhalle gänzlich unbeeindruckt, sich mit seinem Hinterteil auf einer Perserbrücke niedergelassen hatte und sich mit verzücktem Gesichtsausdruck ungeniert kratzte. Einige Hotelgäste reckten die Köpfe und sahen dem Schauspiel etwas verkniffen zu.
    »Soviel mir bekannt ist, gehen Hundeflöhe den Menschen nicht an«, sagte Pforten tröstend, »aber Sie können das Hotel ja gelegentlich desinfizieren lassen, wenn Sie bemerken sollten, daß auch Ihre Gäste sich zu kratzen beginnen. — Haben Sie die Freundlichkeit, lieber Geulen, Fräulein Simpson zu sagen, daß ich eingetroffen bin und daß ich sie oben erwarte.«

2

    Marcel Etienne schwenkte mitten im Höringer Forst rechts von der Autobahn ab, nahm die Straße nach Höring und konnte, auf der Kuppe des letzten Hügels haltend, den Park von Sachrang und ein Stück des schieferblauen Walmdaches in jener breiten Lichtung entdecken, durch die man von der Terrasse des Hauses den prachtvollen Blick auf den stumpfen Kegel des Wendelsteins und die Zinnen der Kämpen wand hatte. Er verharrte einige Minuten im Schatten eines Ahorns, denn die Julisonne brannte um die elfte Vormittagsstunde schon unbarmherzig hernieder, und genoß den Anblick der Landschaft mit ihren grünen Weiden und erntereifen Roggenschlägen, ehe er den Wagen langsam talwärts abrollen ließ.
    Nach wenigen Minuten fuhr er zwischen zwei mannshohen, sich trichterförmig verengenden schneeweißen Mauern auf das kunstvoll geschmiedete Tor zu, dessen Flügel sich, wenn man eine bestimmte Stelle passierte, wie durch Zauberhände von selber öffneten und sich hinter

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