Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Charakter – lebenshungrig, wagemutig und bisweilen ziemlich stur. Ja, dieses Pärchen war großartig. Mit einem Mal rasselten die Ideen nur so aus seinem Kopf, über seine Lippen und ab in das Diktiergerät.
Das Bild von Ben und Sarah als Liebespaar wirkte dabei so vehement in seinem Kopf, dass er später sein Herz daran hängte, genau diese beiden Schauspieler für die Rollen zu gewinnen.
Der Fotograf Christopher Tale wird niemals müde werden, von den Schnappschüssen seines Lebens zu berichten. Und in diesem Zuge auch immer wieder von »dem dummen Zufall«, dem er jene Schnappschüsse zu verdanken hatte. Denn eigentlich hatte seine Urlaubsplanung vollkommen anders ausgesehen.
Er hatte getobt und die arme asiatische Frau in dem kleinen Reisebüro angebrüllt, als sein Flug nach Südafrika aufgrund dort herrschender Unruhen kurzfristig von der Reisegesellschaft gecancelt wurde. Wütend buchte er eine günstige Last-Minute-Reise nach Paris, die sich bezahlt machen sollte.
Als Alberta Tipaldi berichtete, sie habe noch Karten für die Premiere von ›Der einsame Pianist‹ bekommen, strömte ein Windstoß durch den Spalt des gekippten Küchenfensters und bewirkte, dass Sarah ihren Blick von der Tageszeitung hob.
Und zwar genau in dem Moment, als sie die Seite zu Bens großem Interview aufschlug.
Unter einem Bild, das ihn in Frack zeigte, stand ein ausführlicher Artikel, in dem er sich über seine Rolle des einsamen Pianisten äußerte. Doch diese Seite war die einzige der gesamten Zeitung, die Sarah ungesehen überblätterte.
Zufall?
Vielleicht.
Magret Banks wird auf jeden Fall steif und fest behaupten, dass es schlichtweg Bestimmung war, die sie auf ihrem Weg zu dem neuen Haus ihrer besten Freunde in genau diesem Moment – in dem Sarah und Ben noch immer in ihrem Schlafzimmer hocken und sich fassungslos ansehen – in den herabgeklappten Schminkspiegel ihres Beetles blicken lässt.
Die Tatsache, dass sie dabei die Vorfahrt missachtet und den Landrover rammt, der – aufgrund des leeren Pferdeanhängers, den er zieht – nicht mehr rechtzeitig zum Stehen kommt und mit quietschenden Bremsen auf die Kreuzung rollt, wird Maggies Versicherungsbeitrag für einige Jahre schmerzlich erhöhen.
Die Liebe zu dem Fahrer des Landrovers, die sie sich zwei Monate und vier Tage später – und nur aufgrund dieses kleinen Unfalls – eingesteht, wird hingegen ein Leben lang halten.
Und Maggies Theorie der Bestimmung wird sich erhärten, wenn ihr der junge Mann in vier Monaten und acht Tagen beichtet, dass er der Taxifahrer war, der Daniel Johnson vor dem ›Four Seasons‹ Hotel angefahren hatte. Und dass er den Job bei seinem Onkel, dem Pferdezüchter, nur deshalb angenommen und fortan von Zeit zu Zeit dessen Pferde ausgeliefert oder von Weide zu Weide gefahren hatte, weil ihm aufgrund dieses Unfalls seine Lizenz als Taxifahrer entzogen worden war.
Hinter dem Jungen Ben Todd fiel vor genau zweiundzwanzig Jahren, neun Monaten, sechs Tagen und fünfzehn Stunden mal wieder eine Tür ins Schloss.
Endgültig.
Das Haus, das er für knapp drei Jahre als sein Zuhause bezeichnet hatte, war nun wieder leer, kahl und trostlos. Und genauso fühlte auch er sich.
Für ihn und seine Familie ging es weiter. Ein neues, unbekanntes Leben erwartete sie bereits, weit weg von seinen Freunden. Weg aus Barnes, dem schönen Stadtteil Londons, wo sie gewohnt hatten. Weg von alldem, was er hier lieben gelernt hatte.
Bens Mutter fasste ihn bei der Hand und stieg mit ihm die Treppe hinab. In dem runden Buchsbäumchen, das in einem Blumentopf neben der Treppe stand, hatte sich die Schnur eines knallroten Luftballons verfangen. Eine Postkarte hing daran und wedelte im Wind, als würde sie ihm zuwinken. Ben befreite die Schnur aus dem dichten Busch und nahm die Karte an sich. In der Hektik der Abreise blieb ihm keine Zeit, sie zu lesen. Also steckte Ben die Karte in seinen Rucksack und ließ den Ballon wieder fliegen. Auf der Fahrt zum Flughafen sah er aus dem Seitenfenster des Autos und hoffte, seinen Ballon noch einmal zu sehen. Doch er war weg. Erst als er neben seiner Schwester im Flugzeug saß, fiel Ben die Karte wieder ein. Caro riss sie ihm aus der Hand und las laut vor:
Wenn du diese Postkarte findest, dann male doch ein schönes Bild auf die freie Hälfte, frankiere die Karte und schicke sie zurück. Jede Karte hat eine Nummer, und hinter dieser Nummer steckt das Kind, dem du damit eine große Freude bereiten kannst. Denn die Karte,
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