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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Daneben, auf einer durchgewetzten Decke, liegt ein Hund und schnarcht leise vor sich hin.
    Sicher und völlig unbemerkt gelange ich zu meinem Bestimmungsort und geselle mich zu dem schlafenden Mann, der mich vor langer Zeit schon lautlos rief.
    Ich kenne ihn bereits sein Leben lang, er jedoch kennt mich noch nicht und wird es auch nicht. Nur eine Ahnung wird meine Anwesenheit hinterlassen. Doch auch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
    Lediglich ein sanfter, kaum wahrnehmbarer Windhauch verkündet dem Unwissenden mein Erscheinen und lässt ihn in genau diesem Moment einmal tief durchatmen.
    Wer ich bin? Nun, das ist momentan noch nicht wichtig. Es geht um ihn. Um meinen Schützling, meinen Menschen. Ob ich ein Engel bin? Eine nette Vorstellung, aber … nein!
    Ich sage dir was: Begleite ihn gemeinsam mit mir, dann wirst du auch mich kennenlernen.
    Einverstanden? Na, dann los!
    ER und das, was du von ihm wissen solltest: Er ist ziemlich groß und recht athletisch gebaut, fällt mit seinem wirren dunkelblonden Haar und den tiefblauen Augen definitiv in die Sparte »attraktiv«.
    Er ist neunundzwanzig Jahre und zwei Monate alt, im Sternzeichen der Fische geboren und damit ziemlich schüchtern und nicht unbedingt der Entschlossenste.
    Er ist der Sohn eines amerikanischen Diplomaten und einer deutschen Konzertpianistin. Seine ältere Schwester hätte er in frühen Kindheitstagen ohne zu blinzeln gegen einen eigenen Hund eingetauscht. Heute ist er froh, es nicht getan zu haben.
    Er liebt indisches Essen, den lauen Abendwind im Sommer, gute Bücher, die frische Luft am Morgen, den Klang seiner alten Gitarre, das knarrende Geräusch von Schnee unter seinen Sohlen und seinen Hund Jack. Und – was er jedoch nur selten erzählt, weil er denkt, es ließe ihn spießig wirken – er wandert gerne in den Bergen und bleibt dann für Stunden auf dem Gipfel, bis die Sonne untergeht.
    Klamotten sind ihm völlig schnuppe; etwas für oben, etwas für unten, Socken, Schuhe, fertig. Nur bequem muss es sein.
    Und, was wohl am wichtigsten ist: Er hat ein gutes Herz … mit einem tiefen Riss.
    Ich gebe das Wort an Schützling Nr. 583.745.233
    alias Ben Anthony Todd

[home]
    Ben erzählt.
    D er leise, unverwechselbare Klang meiner Gitarre hallt durch den Raum. Behutsam zupft sie die Saiten.
    Es dauert eine Weile, bis ich mich an die stechende Helligkeit gewöhnt habe, doch ich begnüge mich mit einem Blinzeln und balle meine Hände zu Fäusten, um mir nicht versehentlich über die Augen zu reiben.
    Nicht bewegen!,
befehle ich mir und lasse mich reglos von der tiefstehenden Novembersonne blenden.
    Nein, die dünnen Vorhänge bieten ihrem Licht keine ernst zu nehmende Barriere. Beinahe ungebrochen flutet es meinen Schlafraum und lässt die in der Luft tanzenden Staubpartikel schimmern. Ein netter Nebeneffekt meiner grenzenlosen Schlampigkeit.
    Als sich in dem funkelnden Weiß endlich Konturen abzeichnen und zunehmend an Schärfe gewinnen, eröffnet sich mir das schönste Bild von allen: Sie sitzt auf der äußersten Kante meines Bettes, zu meinen Füßen. Die langen Haare gedreht und über ihre Schulter nach vorn gelegt, das Laken locker um die Taille geschlagen, konzentriert. So sitzt sie da.
    Nackt – und wunderschön.
    Mit den Fingern ihrer linken Hand umfasst sie den Hals des Instruments; zwischen ihren Augen bildet sich eine kleine, steile Falte, wann immer sie die Positionen ihrer Griffe überprüft und korrigiert. Sie beißt auf ihrer Unterlippe herum, während sie die Akkorde anschlägt. Wieder und wieder, bis sich die Haltung ihrer Finger entspannt und fließende, harmonische Töne den Raum erfüllen.
    Ein Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht.
    Das ist eine der Eigenschaften, die ich so sehr an ihr liebe – ihren Unwillen, auf halber Strecke aufzugeben.
Irgendetwas
aufzugeben, bis es nicht absolut richtig und gut ist.
    Ewig könnte ich so daliegen, gebannt von ihrem Anblick und zu ängstlich, mich zu strecken oder auch nur zu gähnen – will ich sie doch auf keinen Fall darauf aufmerksam machen, dass ich bereits wach bin.
    Nein, sie soll in ihrer Versunkenheit bleiben, solange ich ihr nur zusehen darf.
    Mein Blick fällt von ihrem Profil auf die hässliche, alte Gitarre. Dieses glückliche Stück Holz, gegen dessen Rückseite sich ihre Brüste drücken.
    Diese verdammte Gitarre!
    Könnte sie sprechen, Gott weiß, sie wüsste mehr über mich zu berichten, als sonst jemand auf dieser Welt. Seit meiner Teenagerzeit hat sie mich

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