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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Autoren-Streik immer wahrscheinlicher wird und die Film- und Fernsehindustrie Hollywoods den kommenden Wochen entgegenbangt, müssen wir vorsorgen.
    »Ihr müsst jetzt echte Profis sein, es tut mir leid«, sagt Randy. »Und nachher, Ben, solltet ihr euch dringend zusammensetzen und ein paar eindeutige Worte wechseln. Klärt das, verdammt!«
    Genau in diesem Moment taucht Sarah plötzlich vor uns auf. Ihr Gesicht wirkt wie eine würdevolle Maske, als sie sich bei Randy entschuldigt.
    »So etwas kommt nicht mehr vor, versprochen. Von mir aus kann es weitergehen.« Damit wendet sie sich ab und geht auf ihren Platz.
    »Sie hat kein Wort gesagt, nur geweint. Dann hat sie sich plötzlich gefasst und ich konnte sie nachschminken«, raunt Maggie Randy zu, als sie sich zwischen uns herabbeugt. 
    Von diesem Moment an gibt es die Sarah, die wir alle so mochten und in die ich mich verliebt hatte, an diesem Set nicht mehr. Am Morgen kommt sie oft unbemerkt, ohne dass ihr Lachen oder das schnelle Klackern ihrer Stöckelschuhe durch die Halle schallt. Den gesamten Tag über bleibt sie ruhig und in sich gekehrt. Sobald sie nicht mehr gefragt ist, setzt sie sich in Rufweite auf einen Stuhl und beobachtet stumm, mit bewegungsloser Miene, was um sie herum geschieht. Wenn sie spielt, versucht sie, so gut sie irgend kann,
Lea
zu sein, was ihr in den meisten Fällen auch gelingt – selbst wenn Randy sie nun ab und zu einweisen muss, was zuvor nie nötig war.
    Nach Drehschluss verlässt Sarah das Set genauso still, wie sie am Morgen kam.
    Es bricht mir das Herz, sie so zu erleben. Ich verstehe nicht, warum sie sich das antut – warum sie
uns
das antut –, denn augenscheinlich leidet sie ebenso wie ich.
    Mehr als nur einmal frage ich mich, ob ich mich einer Illusion hingebe. Ob sie nicht doch nur Daniel hinterhertrauert – und mit ihm ihrem alten Leben. Dann wieder fällt mir ein, wie sie sich in meine Arme schmiegte und sich von mir küssen ließ – wie all der Kummer von ihr abzufallen schien, bis sie realisierte, was mit ihr geschah.
    Solange sie nur
fühlte
, war die Welt in Ordnung gewesen. Sobald sie
dachte
, hatte sie sich mir verwehrt. Warum auch immer, aber diese Erkenntnis gibt mir zunächst noch neuen Mut. 
    Der schwindet jedoch zunehmend, als Sarah all meine Versuche, sich ihr wieder behutsam anzunähern, schon im leisesten Ansatz abblockt. Nach einer Weile gebe ich auf und falle in mein altbewährtes Verhaltensmuster zurück. Verschanze mich wieder hinter meinen selbsterrichteten hohen Mauern und lecke still meine Wunden. 
    Um dem Dilemma noch die Krone aufzusetzen, klingelt eines Abends, sechs Tage nach diesem einschneidenden Kuss-Erlebnis am Set, mein Telefon.
    Ich sitze auf meiner Couch, werfe einen Blick auf das Display und beschließe, nur deshalb den Anruf anzunehmen, weil Maggies Name darauf aufblinkt.
    »Ben, bist du im Internet?« Mag schreit fast, so aufgeregt ist sie. »Gib mal bei YouTube deinen und Sarahs Namen ein und sortiere die Ergebnisse oben in der Leiste nach dem Erscheinungsdatum … hast du? Das oberste!«
    Ich erwidere kein Wort, stelle keine Fragen. Schon bei Maggies erstem Wort war mir klar geworden, dass hier etwas nicht stimmt. Eine bittere Vorahnung steigt nun in mir auf, während ich die Anweisungen meiner besten Freundin befolge.
    Und da sind sie, öffentlich und unwiderruflich der gesamten Welt zugänglich gemacht: Die Roh-Aufnahmen unseres Kusses im Internet, mit einer genauen Beschreibung der Story, die sich am Set abgespielt hat.
    Meine Hand verkrampft sich in dem Sofakissen, bevor ich es mit voller Wucht gegen die Wand pfeffere und Jack damit einen Höllenschrecken einjage. Maggie hört mich fluchen, wie sie es mir vermutlich niemals zugetraut hätte.
    »Ich fange an, dieses gesamte Filmbusiness zu hassen, wirklich!«, erkläre ich ihr atemlos, als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe.
    Ein weiteres Mal beweist sich Maggie als wahre Freundin, als sie
nicht
nachhakt, was bei diesem Kuss überhaupt in mich gefahren war. »Randy wird denjenigen ausmachen und ihn mit einem Arschtritt, der sich gewaschen hat, vor die Tür setzen«, sagt sie einfach. »So, und jetzt mach dich fertig, wir lassen uns volllaufen!«
    »Ich kann nicht! Noch ein Skandal ist das Letzte, was ich brauche«, brumme ich mürrisch.
    »Es muss ja kein Club sein«, hält Mag dagegen. »Ich komme einfach zu dir.«
    Und schon hat sie aufgelegt.  
    Am kommenden Morgen brummt mir der Schädel dermaßen, dass ich nicht

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